Bischof Kohlgraf hält am deutschen Reformprozess fest

Kratzen nicht an bischöflicher Verantwortung

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat den Reformdialog der katholischen Kirche in Deutschland Synodaler Weg gegen Kritik aus Rom verteidigt. "Wir wollen nicht wie eine Dampfwalze durch die Weltkirche rollen", betonte er.

Bischof Peter Kohlgraf / © Bert Bostelmann (KNA)
Bischof Peter Kohlgraf / © Bert Bostelmann ( KNA )

"Es geht darum, tiefer gehende Einsichten zusammenzubringen", sagte Kohlgraf in einem gemeinsamen Interview mit der Münsteraner Theologin Dorothea Sattler der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt" (Donnerstag).

Dorothea Sattler / © Lars Berg (KNA)
Dorothea Sattler / © Lars Berg ( KNA )

Zugleich stellte sich der Bischof hinter das Vorhaben, einen Synodalen Rat einzurichten. Dort wollen Bischöfe und Laien nach dem Abschluss des Synodalen Weges im März gemeinsam ihre Gespräche über Reformen in der Kirche fortsetzen. "Niemand kratzt an der bischöflichen Verantwortung", betonte Kohlgraf.

"Aber ich muss doch kompetente Menschen mit einbinden können in die Entscheidungsprozesse." Der Vatikan hatte sich Ende Januar in einem von den Kurenkardinälen Pietro Parolin, Luis Ladaria und Marc Ouellet unterschriebenen Brief gegen die Einrichtung eines Synodalen Rates ausgesprochen.

Kohlgraf will nicht vorpreschen

Mit Blick auf die Rolle von Frauen in der katholischen Kirche sagte Sattler, dass sie sich langfristig eine "volle Teilhabe der Frauen an Diensten und Ämtern" wünsche. "Wenn das kommt, wird es auch Kardinälinnen geben." Bischof Kohlgraf sprach von dringendem Klärungsbedarf. "Wir verhindern die Verkündigung des Auferstandenen, indem wir uns in der Frauenfrage verkrallen. Die mangelnde Geschlechtergerechtigkeit versperrt den Weg zum Kern unserer Botschaft."

Bischof Peter Kohlgraf / © Bert Bostelmann (KNA)
Bischof Peter Kohlgraf / © Bert Bostelmann ( KNA )

Gleichzeitig betonte Kohlgraf, nicht vorpreschen zu wollen. "Ich bin gehorsam. Ich setze hier keinen umstürzlerischen oder kirchenspalterischen Akt. Obwohl es diese Erwartung gibt. Ohne Zustimmung weihe ich nicht einfach Frauen." Doch bedeute Gehorsam ebenso, Fragen stellen zu dürfen. "Und mit Überraschungen zu rechnen, auch das ist eine Gehorsamshaltung."

Der Synodale Weg hatte in einem Grundsatzpapier den Wunsch nach einer Öffnung der Weiheämter für Frauen formuliert. Über einen Handlungstext zu "Frauen in sakralen Ämtern" soll auf der letzten Sitzung der Vollversammlung Anfang März final abgestimmt werden.

Endgültige Entscheidung laut Johannes Paul II.

Papst Johannes Paul II. hatte 1994 in dem Schreiben "Ordinatio Sacerdotalis" erklärt, die katholische Kirche habe keinerlei Vollmacht, Frauen die Priesterweihe zu spenden. Diese Entscheidung sei endgültig.

Papst Johannes Paul II. im Jahr 1996 bei seinem Deutschlandbesuch (KNA)
Papst Johannes Paul II. im Jahr 1996 bei seinem Deutschlandbesuch / ( KNA )

Laut Sattler hatte das Schreiben nicht die formale Struktur, um als endgültiger Beschluss zu gelten. "Er verwendet Worte, die in die Nähe gehen. Aber er beruft sich nicht mit den notwendigen Formen auf seine Autorität als Bischof von Rom", so die Theologin, die die Aussagen "dogmatisch nicht für letztverbindlich" hält. Kohlgraf verwies auf den Grundtext des Synodalen Weges, das andere Argumente als die von Johannes Paul II. herausarbeite. "Ich werbe für dieses Papier. Es gibt im Neuen Testament genügend Zugänge, mit denen sich die Öffnung der Weiheämter für Frauen begründen ließe."

Kirchen und Frauenordination

Bis ins 20. Jahrhundert stimmten die Kirchen darin überein, dass das geistliche Amt gemäß der Bibel und der Tradition Männern vorbehalten ist. Die römisch-katholische Kirche sowie alle orthodoxen Kirchen halten bis heute daran fest. In den reformatorischen Kirchen wurde diese Sicht in den vergangenen Jahrzehnten revidiert. Vorläufer gab es bereits Mitte des 18. Jahrhunderts vereinzelt in der Herrnhuter Brüdergemeine, in methodistischen Kirchen sowie im 19. Jahrhundert in der Heilsarmee.

 V.l.: Kantorin KMD Marie-Luise Schneider, der katholische Dompropst Praelat Tobias Przytarski, die Pfarrerin der Kirche St. Petri - St. Marien, Corinna Zisselsberger / © Christian Ditsch (epd)
V.l.: Kantorin KMD Marie-Luise Schneider, der katholische Dompropst Praelat Tobias Przytarski, die Pfarrerin der Kirche St. Petri - St. Marien, Corinna Zisselsberger / © Christian Ditsch ( epd )
Quelle:
KNA