Bischof Kohlgraf hält Weihe von Frauen biblisch möglich

"Sag niemals nie"

Die Weihe von Frauen in der katholischen Kirche ist nach biblischer Auslegung durchaus möglich, so der Bischof. "Es gibt im Neuen Testament genügend Zugänge, mit denen sich die Öffnung der Weiheämter für Frauen begründen ließe".

Peter Kohlgraf, Bischof von Mainz / © Bert Bostelmann (KNA)
Peter Kohlgraf, Bischof von Mainz / © Bert Bostelmann ( KNA )

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf äußerte sich in einem gemeinsamen Interview mit der Theologin Dorothea Sattler in der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt". Innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz ist Kohlgraf unter anderem Vorsitzender der Pastoralkommission sowie der Unterkommission Frauen in Kirche und Gesellschaft.

Maria Magdalena war Apostolin

Als Beispiel nannte er etwa die Zeugenschaft von Maria Magdalena bei der Auferstehung Jesu. "Sie tritt als erste Zeugin der Auferstehung vor die Jünger", erklärte der Bischof. Auch Papst Franziskus habe sie deshalb als "Apostolin" bezeichnet. "Diese Spur sollte man weiterverfolgen", so Kohlgraf.

Volle Teilhabe

Dorothea Sattler / © Lars Berg (KNA)
Dorothea Sattler / © Lars Berg ( KNA )

Auch die Münsteraner Theologin Sattler wünscht sich "die volle Teilhabe der Frauen an Diensten und Ämtern". Diese dürfe aber nicht daraus resultieren, dass inzwischen zu wenig Männer Priester werden wollten. Es bräuchte vielmehr andere Gründe, begabte, theologisch ausgebildete Frauen wirken zu lassen. "Je mehr Zeugnis geben, umso besser."

Leicht unterschiedliche Meinungen vertreten Kohlgraf und Sattler im Hinblick auf das Lehrschreiben des ehemaligen Papstes Johannes Paul II. an die Bischöfe aus dem Jahr 1994. Darin hatte der Papst bekräftigt, dass die Priesterweihe den Männern vorbehalten sei.

Uneinigkeit zwischen den Theologen

Laut Sattler hat das Schreiben jedoch nicht die formale Struktur gehabt, um als endgültiger Beschluss zu gelten. "Er verwendet Worte, die in die Nähe gehen. Aber er beruft sich nicht mit den notwendigen Formen auf seine Autorität als Bischof von Rom", erläutert die Theologin, die die Aussagten "dogmatisch nicht für letztverbindlich" hält.

Dagegen betont Kohlgraf, dass biblische Grundsätze, wie auch die Auferstehung, keine päpstliche Lehrdefinition benötigten, um Gültigkeit zu haben. Selbst wenn er es gewollt hätte, hätte der Papst "nicht das Recht dazu, Frauen weihen zu lassen. Weil Jesus durch seine Wahl der zwölf Männer zu Aposteln eine Grundlinie des kirchlichen Amtes festgelegt hat", so der Bischof.

Keine schnelle Lösung

Er schränkte aber auch ein, dass die Bibel nicht immer eindeutig sei und oftmals einer Neubewertung bedürfe. Er sehe zwar aktuell "keine schnelle Lösung in der Frauenfrage", so Kohlgraf. "Aber in der Kirche gilt auch: Sag niemals nie."

Synodaler Weg

Der Begriff "Synodaler Weg" verweist auf das griechische Wort Synode. Es bedeutet wörtlich "Weggemeinschaft"; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien.

Der Reformdialog Synodaler Weg dauerte von Ende 2019 bis Frühjahr 2023. Dabei berieten die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zusammen mit weiteren Delegierten über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland.

Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA