Bischof kritisiert "Generalverdacht" gegen Auslandspriester

"Nicht der Abschaum der Priester"

Der in Peru tätige deutsche Bischof Reinhold Nann kritisiert einen "ungerechten Generalverdacht" gegen die für Priester-Auslandseinsätze zuständige Koordinationsstelle "Fidei Donum". Jüngste Berichte erweckten einen falschen Eindruck.

Ordensfrau mit einem Collarhemd / © Cristian Gennari (KNA)
Ordensfrau mit einem Collarhemd / © Cristian Gennari ( KNA )

Die aktuelle Presseberichterstattung vermittle den Eindruck, es habe sich um einen "Verschiebebahnhof" für Missbrauchspriester gehandelt, schrieb Nann (61) am Donnerstag (Ortszeit) in seinem Blog.

"Verschwindend geringer Prozentsatz"

Tatsächlich seien drei einschlägige Fälle dokumentiert, in denen es zu einer Entsendung nach Südamerika gekommen sei. Es handele sich demnach nur um einen "verschwindend geringen Prozentsatz", so der Bischof, der selbst vor Jahrzehnten als Fidei-Donum-Priester nach Peru kam.

Bischof Reinhold Nann / © Volker Hasenauer (KNA)
Bischof Reinhold Nann / © Volker Hasenauer ( KNA )

Nann äußerte sich mit Blick auf eine kürzlich veröffentlichte Untersuchung der Deutschen Bischofskonferenz und des katholischen Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat. Sie belegt, dass der frühere Bischof Emil Stehle (1926-2017) Priester in seinem Bistum in Ecuador vor Strafverfolgung geschützt hat, die in Deutschland wegen sexualisierter Gewalt strafrechtlich verfolgt wurden. Weiter listet der Bericht gegen Stehle selbst 16 Meldungen und Hinweise zu übergriffigem Verhalten und sexuellem Missbrauch Minderjähriger auf.

Emil Stehle Adveniat-Geschäftsführer Ernst Herb / © Ernst Herb (KNA)
Emil Stehle Adveniat-Geschäftsführer Ernst Herb / © Ernst Herb ( KNA )

Er sei dankbar dafür, dass solche Dinge nun an die Öffentlichkeit gelangten, betonte Nann. Nur so könne man aus Fehlern lernen und "tragisches Versagen" in Zukunft verhindern. Doch auch wenn man die in der neuen Untersuchung erwähnten Verdachtsfälle hinzuzähle, ergebe sich für die Auslandspriester ein ähnlicher Wert wie in der 2018 vorgestellten MHG-Missbrauchsstudie der Deutschen Bischofskonferenz. Diese Studie bezog sich auf alle Geistlichen.

"Zutiefst beschämt"

"Fidei-Donum-Priester sind nicht der Abschaum der Priester in Deutschland, der dann nach Südamerika abgeschifft wurde", so Nann. "Sie sind genauso gut und genauso schlecht wie andere Priester auch." Zwar sei er "zutiefst beschämt", dass es unter Fidei-Donum-Missionaren ebenfalls Missbrauchstäter "gab und gibt".

Collarhemd eines Priesters / © LightField Studios (shutterstock)
Collarhemd eines Priesters / © LightField Studios ( shutterstock )

Aber trotz dieser "Schattenseiten", sei die Kirche in Südamerika der Kirche in Deutschland zutiefst dankbar für den "großartigen Einsatz" der meisten Missionare. "Der Schatten des Missbrauchs trübt auch das Licht von Fidei Donum, löscht es aber nicht aus", schrieb der Leiter der südperuanischen Prälatur Caraveli.

Unter dem Namen "Fidei Donum" ("Geschenk des Glaubens") sind seit den 1960er Jahren etwa 400 Priester aus Deutschland nach Lateinamerika entsandt worden. Der aus dem Erzbistum Freiburg stammende Emil Stehle war Leiter der Koordinationsstelle und später Bischof von Santo Domingo in Ecuador. Nach Vorwürfen, die Ende 2021 bei der Vorstellung der Missbrauchsstudie des Bistums Hildesheim bekannt geworden waren, wurde eine Untersuchung der Akten der Koordinationsstelle in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse wurden am Montag veröffentlicht.

Die katholische Kirche in Peru

Peru ist für die katholische Kirche eine wichtige Bastion in Lateinamerika, von den 31 Millionen Einwohnern gelten 90 Prozent als katholisch. Die Kirche hat viele Entwicklungsprojekte und setzt sich für den Schutz der indigenen Minderheiten ein, die gerade im Amazonasgebiet durch den Raubbau an der Natur und die zunehmenden Flussverschmutzungen infolge des illegalen Goldabbaus in ihren Lebensgrundlagen bedroht werden.

Gläubiger in Peru mit Rosenkranz / © Geraldo Caso (dpa)
Gläubiger in Peru mit Rosenkranz / © Geraldo Caso ( dpa )
Quelle:
KNA