Overbeck äußert sich im "Wort des Bischofs", das am Wochenende in allen Kirchen der Diözese verlesen wurde. Inzwischen dächten oft selbst jene Menschen über einen Kirchenaustritt nach, die sich das bislang nie hätten vorstellen können.
"Die alte Zeit ist zu Ende!", heißt es in dem Bischofsschreiben. Angesichts von Misstrauen und Zerwürfnissen der jüngeren Vergangenheit ruft Overbeck dazu auf, "in diesen schwierigen Zeit achtsam und sehr behutsam miteinander umzugehen und Konflikte auf zivilisierte, christliche angemessene Weise auszutragen".
Alle Fragen müssen gestellt werden
Die Unruhe und der Zorn vieler Menschen zeigten, dass eine kirchliche Zeitenwende bevorstehe, erklärte Overbeck. Es gebe keine Tabus und keine Fragen, die nicht gestellt werden dürften. Die Kirche habe einen "dramatischen Glaubwürdigkeits- und Vertrauensverlust erlitten" und müsse sich in Fragen von Priesterbild, Hierarchie, Gleichberechtigung und Sexualmoral weiterentwickeln.
So bedürfe etwa die "äußerst negative Bewertung der Homosexualität" dringend einer Korrektur, schreibt Overbeck. Die kirchliche Lehre müsse sich in dieser und anderen sexualethischen Fragen weiterentwickeln".
Erfolgreiche Experimente
Manche Entwicklung sei bereits angestoßen, so der Bischof. Innerhalb der Kirche wüchsen Offenheit und Ehrlichkeit. Tabus lösten sich auf. Das Bistum Essen etwa experimentiere erfolgreich mit neuen Weisen christlichen Lebens.
So gebe es Segensfeiern für Neugeborene, neue sozialpastorale Initiativen sowie Wortgottesdienste und Begräbnisse, die von ehrenamtlichen Frauen und Männern geleitet werden.