Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hat kritisiert, dass Streitfragen wie die Zulassung von Frauen zu Weiheämtern nicht zum offiziellen Programm der katholischen Weltsynode gehören. Am Mittwoch sagt er in einem Interview des Münsteraner Onlineportals "Kirche und Leben": "Die merkwürdige Ausklammerung bestimmter Lebensbereiche aus der Diskussion ist nicht richtig - auch dann nicht, wenn man meint, diese Themen seien für die Ewigkeit entschieden und daher nicht mehr diskutabel."
Er sprach sich dafür aus, "unterschiedliche regional-kulturelle Lösungen zuzulassen": "Einheit durch Verschiedenheit und in Verschiedenheit" müsse möglich werden. Ein Beispiel dafür sei der Ständige Diakonat für Männer, den Papst Paul VI. vor Jahrzehnten ermöglicht hatte. Dieser sei heute im deutschsprachigen Raum selbstverständlich, in anderen Teilen der Weltkirche aber noch nicht angekommen. "Trotzdem leben wir gut damit. Das wird auch für jene Fragen gelten, die wir lange für existenziell gehalten haben", sagte Overbeck. "Zumindest in postmodernen Gesellschaften wie der unsrigen werden Fragen nach Sexualität und nach Partnerschaft vor allem entschieden werden nach ihrem Gelingen."
Beratungen dauern fast vier Wochen
Overbeck ist einer der fünf Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz bei der am Mittwoch beginnenden Weltsynode in Rom.Bis zum 27. Oktober beraten im Vatikan 368 Männer und Frauen aus allen Erdteilen über eine grundlegende Reform der katholischen Kirche. Darunter sind 272 Bischöfe, etwa ein Achtel der Teilnehmer sind Frauen, ein Novum in der Kirchengeschichte. Papst Franziskus hat vorab entschieden, dass manche Fragen von externen Arbeitsgruppen debattiert werden sollen. Diese sollen laut Tagesordnung nicht direkt in die Debatten und Beschlüsse der Synode einmünden.
Nach der Weltsynode liegt es nach den Worten Overbecks an den Ortskirchen, was aus dem nachsynodalen Schreiben des Papstes werden wird. "Wir werden sehen, welche Eigendynamiken die Kirchen vor Ort entwickeln. Sie werden sich ganz sicher nicht zentral steuern lassen, dafür sind die Themen zu divers und zu drängend."