Nach Einschätzung des Vorsitzenden der burundischen Bischofskonferenz, Bischof Joachim Ntahondereye, kann die EU eine zentrale Rolle bei der Lösung des Konfliktes in dem ostafrikanischen Land spielen. "Aber die EU muss sich mehr um das Wohl der Menschen kümmern und auf andere Weise Druck auf die Regierung ausüben, als einfach die Finanzmittel einzufrieren. Dadurch wird letztlich die Bevölkerung bestraft", sagte der Bischof von Muyinga dem Hilfswerk Kirche in Not am Montag. "Die Machthaber werden immer einen Weg finden, die Sanktionen zu umgehen. Am Ende sind es immer die kleinen Leute, die leiden."
Um dauerhaften Frieden zu schaffen, sei ein echter Dialog aller Konfliktparteien nötig, so Ntahondereye. Dabei könnte laut dem Bischofskonferenz-Vorsitzenden Papst Franziskus eine Vermittlerrolle übernehmen. "Ein Besuch in unserem Land würde den Friedensbemühungen sicher noch Aufwind geben. Aber ich weiß nicht, ob die Voraussetzungen dafür jetzt schon gegeben sind."
Auseinandersetzung zwischen Polizei und Demonstranten
Insgesamt habe sich die Lage zuletzt beruhigt, auch wenn es weiterhin große politische Probleme gebe. Zwischen Polizei und Demonstranten komme es nicht mehr zu direkten Auseinandersetzungen. "Auch das blinde Wüten der Regierungsstellen nach dem Putschversuch hat nachgelassen. Die Menschen können sich jetzt wieder frei auf der Straße bewegen; es gibt nur noch ein paar wenige Kontrollpunkte." Immer noch komme es jedoch zu willkürlichen Verhaftungen. Auch die sozialen Probleme seien enorm; die Bevölkerung verarme, die Währung verliere an Wert.
Burundi gehört laut UN-Angaben zu den ärmsten Ländern der Welt. Von den elf Millionen Einwohnern leben demnach drei Viertel unter der Armutsgrenze. Ein Bürgerkrieg zwischen den Bevölkerungsgruppen der Hutu und Tutsi (1993-2005) sowie Massaker und Pogrome in den Jahrzehnten zuvor kosteten Hunderttausende Menschen das Leben; mehr als 1,3 Millionen Menschen wurden zu Flüchtlingen.
Hunderte Menschen kamen ums Leben
2005 wurde der vormalige Rebellenführer Pierre Nkurunziza zum Präsidenten gewählt. Trotz zahlreicher Skandale hielt er das Land auf einem leidlich stabilen Kurs. Seit der heute 53-Jährige 2015 gegen die Verfassung eine dritte Amtszeit erzwang, sind die Gegensätze wieder aufgebrochen. Seitdem kamen bei Unruhen Hunderte Menschen ums Leben. Aus Angst vor einem neuerlichen Bürgerkrieg flohen mehr als 420.000 Menschen in Nachbarländer. 90 Prozent der Burundier sind katholisch.