Bischof tauscht vor Gerichtsprozess Anwalt

Experte für Theologie und Kirchenrecht

Wenige Tage vor Beginn des Prozesses hat der des sexuellen Fehlverhaltens beschuldigte argentinische Bischof Gustavo Oscar Zanchetta einen neuen Verteidiger. Bislang war der Priester Javier Belda für die Aufgabe vorsehen.

Insignien weltlicher Gerichtsbarkeit: Hammer, Justitia und Aktenstapel. / © Volker Hartmann (dpa)
Insignien weltlicher Gerichtsbarkeit: Hammer, Justitia und Aktenstapel. / © Volker Hartmann ( dpa )

Das berichtete "Infovaticano". Gegen den Priester gebe es allerdings Vorwürfe der Dokumentenfälschung und Zweifel über die erforderliche Qualifikation zur Ausübung des Anwaltsrechts. Zanchetta hat den Berichten zu Folge nun den erfahrenen Anwalt und Priester Manuel Jesus Arroba Conde mit seiner Verteidigung beauftragt. Er gilt als juristischer Experte in den Bereichen Theologie und Kirchenrecht.

Außerdem hat der Vatikan laut einem Bericht des Portals "El Tribuno" von der Justiz angeforderte Dokumente eingereicht. Diese sollen den argentinischen Ermittlern nun einen Einblick in die Zeit geben, in der Zanchetta als Bischof der Diözese Oran tätig war.

Vorwürfe der Belästigung...

Der Prozess soll am Montag beginnen. Bereits wenige Tage später könnte ein Urteil gefällt werden. Zuvor sollen 39 Zeugen angehört werden.

Zanchetta wird vorgeworfen, in seiner Zeit an der Spitze der Diözese zwei erwachsene Seminaristen sexuell belästigt zu haben. Der Geistliche wies die Vorwürfe bislang stets zurück. Eine ursprünglich für Oktober angesetzte Verhandlung in der Provinz Salta war dem Vernehmen nach wegen fehlender Akten verschoben worden.

...und der Veruntreuung

Zudem wird gegen Zanchetta wegen des Vorwurfs der Veruntreuung öffentlicher Gelder ermittelt. Dabei geht es Berichten zufolge um Zuweisungen der Provinzregierung Salta. Diese seien für die Restaurierung eines Pfarrhauses sowie eine Vortragsreihe im örtlichen Priesterseminar beantragt gewesen - was beides aber nie stattgefunden habe.

Nach seinem Rücktritt als Bischof von Oran 2017 war Zanchetta nach Rom berufen worden als Assessor bei der vatikanischen Vermögensverwaltung APSA. Nach einer vorübergehenden Suspendierung 2019 kehrte er 2020 auf diesen Posten zurück. Inzwischen hat er die Stelle laut Medienberichten wieder geräumt.

Hintergrund: Ermittlungen und Anklage gegen Zanchetta

Die Staatsanwaltschaft in Argentinien hatte nach monatelangen Ermittlungen Anklage wegen sexuellen Missbrauchs gegen den ehemaligen Bischof von Oran, Gustavo Zanchetta (56), erhoben. Der Geistliche durfte bis auf weiteres sein Heimatland nicht verlassen. Zudem seien psychologische Gutachten angeordnet worden. Zanchetta war in einer der ersten Personalentscheidungen von Papst Franziskus im Juli 2013 zum Bischof von Oran ernannt worden.

Medien: Internationaler Haftbefehl gegen Zanchetta / © Antonio Nardelli (shutterstock)
Medien: Internationaler Haftbefehl gegen Zanchetta / © Antonio Nardelli ( shutterstock )
Quelle:
KNA
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