Offizial sieht Seligsprechungsverfahren Sprolls auf gutem ​Weg

Bischof und Nazikritiker

Der Rottenburger Offizial Thomas Weißhaar sieht das Seligsprechungsverfahren für den früheren katholischen württembergischen Bischof Joannes Baptista Sproll auf einem guten Weg. 

Versiegelte Dokumente / © Guillaime Poli (KNA)
Versiegelte Dokumente / © Guillaime Poli ( KNA )

An diesem Freitag jährt sich der Geburtstag Sprolls zum 150. Mal. Mit Blick auf die Eröffnung des Verfahrens 2013 für den Gegner des Nationalsozialismus sagte Weißhaar, es werde voraussichtlich nicht noch einmal sieben Jahre dauern, bis die Unterlagen nach Rom geschickt werden könnten.

Seligsprechung

Bei einer Seligsprechung stellt die katholische Kirche fest, dass ein Mensch vorbildlich aus dem Glauben gelebt hat und Christus in besonderer Weise nachgefolgt ist. Selige werden im Unterschied zu Heiligen nur regional verehrt. Der Seligsprechung kann aber eine Heiligsprechung und damit die weltweite Verehrung folgen.

Einer Seligsprechung geht ein Untersuchungsverfahren voraus. Dazu muss das Heimatbistum Informationen über Leben und Sterben sammeln und beispielsweise ein Wunder, den Märtyrertod oder Tugendhaftigkeit sowie den "Ruf der Heiligkeit" nachweisen. Nach Abschluss des Verfahrens werden die Akten der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse in Rom zugeleitet. Sie prüft die Echtheit der Dokumente und Zeugenaussagen. Am Ende entscheidet der Papst.

Weitere Untersuchungen nötig

Weißhaar betonte, Sprolls ganzes Leben müsse untersucht werden. Dazu gehörten auch rund 700 im Nachlass gefundene Predigten, die sich zum großen Teil auf die Zeit zwischen 1933 und 1945 beziehen und die teilweise in einer mittlerweile nicht mehr gebräuchlichen Schnellschrift verfasst worden seien. Sproll hatte früh die Ideologie der Nazis kritisiert. 1938 boykottierte er die Volksabstimmung, in der über den "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich abgestimmt wurde, die mit einer Reichstagswahl verbunden war. Daraufhin wurde Sprolls Amtssitz mehrfach verwüstet und er aus der Diözese verbannt. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte er nach Rottenburg zurück, wo er 1949 starb.

Aus den Quellen ergibt sich laut Weißhaar, dass Sproll den "Mythus des 20. Jahrhunderts" des NS-Parteiideologen Alfred Rosenberg gelesen habe. Er habe daraufhin Stuttgarter Jesuiten aufgefordert, in einer Predigtreihe die Rassentheorie aus christlicher Sicht zu widerlegen. Weißhaar koordiniert das Seligsprechungsverfahren auf Bistumsebene.

Am 2. Oktober jährt sich Sprolls Geburtstag zum 150. Mal. Aus diesem Anlass ist in seinem Geburtsort Schweinhausen ein Gedenkgottesdienst mit Bischof Gebhard Fürst angekündigt. Für Sproll ist auch ein Gedenkort im Bischöflichen Ordinariat in Rottenburg geplant.

 

Quelle:
KNA
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