Mit einem Fackelzug am Freitagabend begann die wohl größte rechtsextreme Kundgebung in den USA seit zehn Jahren. Mehrere Hundert Neonazis, Mitglieder des rassistischen Bundes Ku-Klux-Klan und Rechtsextreme gingen in der Kleinstadt Charlottesville im US-Bundesstaat Virginia auf die Straße. Sie protestierten unter anderem für die Rechte weißer US-Bürger.
"Wir erfüllen die Versprechen von Donald Trump", kommentierte der frühere Ku-Klux-Klan-Anführer, David Duke, den Marsch und sagte weiter: "Wir sind entschlossen, unser Land zurückzuholen. Deshalb haben wir Trump gewählt, weil er uns unser Land zurückgeben will."
Ausnahmezustand am Samstag
Der Aufzug eskalierte, als es zu Straßenschlachten zwischen den Rechtsextremisten und Gegendemonstranten kam. Um zusätzliche Sicherheitskräfte anfordern zu können, rief der Gouverneur von Virginia den Ausnahmezustand aus.
Dann raste ein Auto in eine Gruppe von Gegendemonstranten und tötete dabei eine Frau. Zwei weitere Menschen kamen zudem bei einem Absturz eines Polizeihubschraubers bei Charlottesville ums Leben. Über die Ursache wurde zunächst nichts bekannt.
Bischof ruft zum Gebet auf
"Hass und Gewalt stehen seit den vergangenen 24 Stunden in Charlottesville im Vordergrund", kommentierte der Bischof von Richmond, zu der die Universitätsstadt Charlottesville gehört, die Ereignisse. Francis X. DiLorenzo wolle aufrichtig für Frieden beten, heißt es in einer Erklärung der Diözese Richmond vom Samstag.
"Herr, mach mich zu einem Werkzeug Deines Friedens, dass ich liebe, wo man hasst; dass ich verzeihe, wo man beleidigt; dass ich verbinde", zitierte DiLorenzo den heiligen Franz von Assisi.
Beten für beide
Der Bischof appellierte insbesondere für einen respektvollen Umgang der Parteien untereinander: "Ich bete dafür, dass die Menschen auf beiden Seiten das Gespräch miteinander suchen und so gemeinsam einen Weg finden werden, ihre Differenzen respektvoll zu überwinden."
Schließlich sei die Liebe Jesu die mächtigste Waffe gegen den Hass, so DiLorenzo. "Nur das Licht Christi kann die Fackeln des Hasses und der Gewalt auslöschen."
Bischöfe sind entsetzt
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Daniel DiNardo, reagierte mit Entsetzen auf die Geschehnisse in Charlottesville. Er nannte die Ausschreitungen "abstoßende Akte der Gewalt", die die Einheit der Nation angreifen würden. In einem Statement versprach er im Namen der Bischofskonferenz Unterstützung für alle, "die von schändlichen Ideologien unterdrückt”. Die US-Bischöfe seien bereit, mit allen Menschen guten Willens zusammen zu arbeiten, um rassistisch motivierter Gewalt ein Ende zu bereiten.
Erst im vergangenen Jahr, so erinnerte DiNardo in dem Schreiben der Bischofskonferenz, sei eine "Task Force" eingerichtet worden, die sich mit Gebet und Initiativen für Einheit und Frieden im Land und in der Kirche einsetze.