Bischofskonferenz wählt einen neuen Bätzing-Stellvertreter

Vier Sitzungstage mit einer Entscheidung

Die Deutsche Bischofskonferenz tagt in Wiesbaden kurz vor der Weltsynode in Rom. Deren Chancen werden ausgelotet. Die zeitliche Nähe birgt Spannung. Zudem werden Entschädigungen Missbrauchsbetroffener und eine Personalie Thema sein.

Autor/in:
Norbert Demuth
Bischof Georg Bätzing / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Georg Bätzing / © Harald Oppitz ( KNA )

Wenn die katholischen deutschen Bischöfe sich ab Montag zu ihrer Herbstvollversammlung in Wiesbaden treffen, tagen sie unmittelbar vor einem Großereignis der katholischen Kirche: der am 4. Oktober in Rom beginnenden Weltsynode.

Auch das Thema Missbrauch in seinen verschiedensten Formen wird die Bischöfe erneut beschäftigen.

Zunächst in Gestalt des Missbrauchsverdachts gegen den 1991 verstorbenen Kardinal Franz Hengsbach, dem sexuelle Übergriffe in den 1950er und 1960er Jahren vorgeworfen werden.

Missbrauch und Betroffenenentschädigungen auf der Agenda

Die am vergangenen Dienstag veröffentlichten Anschuldigungen haben weithin Erschütterung hervorgerufen. Die Bischöfe dürften überlegen, wie sie sich zu Verfehlungen prominenter Vorgänger stellen.

Missbrauchsbetroffene: Bischöfe müssen Verfahren verändern 

Missbrauchsbetroffene in der katholischen Kirche haben die katholischen Bischöfe aufgefordert, das Entschädigungssystem zu reformieren. Bei ihrer anstehenden Herbstvollversammlung müssten die Bischöfe das bestehende System dringend weiterentwickeln, heißt es in einer Erklärung des Betroffenenbeirats bei der Deutschen Bischofskonferenz. Sie müssten Rahmenbedingungen schaffen, die Zivilklagen von Betroffenen unnötig machten.

Bischöfe beim Eröffnungsgottesdienst der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz am 27. Februar in Dresden / © Dominik Wolf (KNA)
Bischöfe beim Eröffnungsgottesdienst der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz am 27. Februar in Dresden / © Dominik Wolf ( KNA )

Zudem geht es abermals um die Frage der angemessenen Entschädigung von Missbrauchsbetroffenen. Vor drei Jahren hatten sich die Bischöfe zwar auf ein einheitliches Verfahren zu "Leistungen in Anerkennung des Leids" geeinigt.

Betroffenenvertreter kritisierten die Zahlungen aber als häufig zu niedrig. Vor einer Woche forderte der Betroffenenbeirat bei der Deutschen Bischofskonferenz die Bischöfe auf, das Entschädigungssystem bei der Herbstvollversammlung zu reformieren.

Sie müssten Rahmenbedingungen schaffen, die Zivilklagen von Betroffenen unnötig machten.

Systemwechsel während der vier Sitzungstage unwahrscheinlich

In einem inzwischen rechtskräftigen Urteil hatte das Kölner Landgericht einem missbrauchten früheren Messdiener die bislang höchste derartige Schmerzensgeldsumme von 300.000 Euro zugesprochen.

Doch ist es fraglich, ob die Bischöfe in den vier Sitzungstagen eine Verfahrensänderung, die einem Systemwechsel gleichkommen könnte, in Angriff nehmen.

Sicher ist hingegen, dass am Dienstag eine Arbeitshilfe zum Umgang mit geistlichem Missbrauch veröffentlicht werden soll. Es ist die erste wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem bisher vernachlässigten Thema.

Darunter versteht man die Manipulation, Ausnutzung oder Bevormundung von Menschen im Namen Gottes – etwa in der Seelsorge, bei der Beichte oder geistlichen Begleitung, aber auch in geistlichen Gemeinschaften.

Pressegespräch deutscher Synoden-Bischöfe im Livestream

Ziel der Studie der Universität Münster war es, Faktoren zu ermitteln, die einen Missbrauch geistlicher Autorität durch "Seelenführer" begünstigen, und Möglichkeiten zur Vorbeugung zu entwickeln.

Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), spricht bei einer Pressekonferenz zum Auftakt der Frühjahrsvollversammlung der DBK am 27. Februar 2023 in Dresden / © Dominik Wolf (KNA)
Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), spricht bei einer Pressekonferenz zum Auftakt der Frühjahrsvollversammlung der DBK am 27. Februar 2023 in Dresden / © Dominik Wolf ( KNA )

Mehrere bei der Weltsynode vertretenen deutschen Bischöfe wollen am Mittwoch bei einem live gestreamten Pressegespräch einen "Überblick zu den Erwartungen und Chancen der Synode" geben.

Zu ihnen gehört der Limburger Bischof Georg Bätzing, der seit März 2020 den Vorsitz der Bischofskonferenz innehat. Er hofft auf Fortschritte bei Reformthemen wie Frauenweihe und Sexualmoral.

Der maßgeblich für die Vorbereitung und Durchführung der Weltsynode mitverantwortliche Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich warnte allerdings vor zu hohen Erwartungen an die erste Sitzungsperiode in Rom.

Hollerich dämpft Erwartungen von Vertretern des Synodalen Wegs

Hollerich bezog sich vor allem auf ein mögliches Weiheamt für Frauen und die Seelsorge für Homosexuelle.

Kardinal Jean-Claude Hollerich / © Julia Steinbrecht (KNA)
Kardinal Jean-Claude Hollerich / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Diese Themen seien zwar zentral beim Reformprozess Synodaler Weg der Kirche in Deutschland; in anderen Ländern würden sie aber weniger gewünscht, so der Kardinal in der neuen Ausgabe des Podcasts "Himmelklar".

Vom 4. bis 29. Oktober findet im Vatikan das erste von zwei zentralen Treffen der Weltsynode statt.

Die rund 450 Synodenteilnehmenden beraten über eine Art neue Verfassung für die Kirche mit mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten.

Deutsche Bischofskonferenz sucht Nachfolger für Bischof Bode

Zum ersten Mal dürfen auch Frauen mit abstimmen. Bei Journalisten herrscht Unmut, weil der Vatikan offenbar die Kommunikation von Teilnehmern der Weltsynode in die Öffentlichkeit stark einschränken will.

Auch wenn dies kein offizielles Thema der Vollversammlung in Wiesbaden ist: Ernüchterung besteht darüber, dass drei Bischofsstühle in Deutschland immer noch vakant sind, teilweise seit fast einem Jahr: in Paderborn, Bamberg und Osnabrück.

Die Neubesetzung dürfte auch eine kirchenpolitische Richtungsentscheidung seitens des Vatikans werden.

Eine Personalie dürfte bei der Versammlung allerdings geklärt werden: der Stellvertreter des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz.

Politik im In- und Ausland dürfte ebenso Thema werden

Diese Funktion hatte bis zu seinem Rücktritt Ende März 2023 der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode inne. Seine sechsjährige Amtszeit als Stellvertreter wäre nun ohnehin ausgelaufen.

Daher muss die Vollversammlung einen neuen Stellvertreter Bätzings wählen. 65 Diözesan- und Weihbischöfe treffen sich im Wilhelm-Kempf-Haus in Wiesbaden-Naurod.

Sie befassen sich angesichts von Kriegen und Konflikten auch mit der Lage in der Ukraine, in Berg-Karabach, Nicaragua und in Niger.

Und sie dürften sich Gedanken machen, was man den im Inland um sich greifenden extremistischen Positionen, die dem christlichen Menschenbild widersprechen, entgegensetzen kann.

Weltsynoden-Teilnehmer aus dem deutschsprachigen Raum

Im Oktober findet im Vatikan das erste von zwei zentralen Treffen der Weltsynode statt. Zum ersten Mal dürfen auch Frauen mit abstimmen. Bei der Zusammenkunft geht es vor allem um neue Wege der Mitbestimmung in der Kirche. Zudem sind der Umgang der Kirche mit Frauen und sexuellen Minderheiten sowie die künftige Rolle der Bischöfe Themen. Bei der Synode debattieren auch stimmberechtigte Mitglieder aus Deutschland, Österreich und der Schweiz mit. Über die Beschlüsse der Synode entscheidet am Ende der Papst.

Mitglieder aus Deutschland:

Ein Kardinal sitzt alleine in der Synodenaula und liest bei der Kardinalsversammlung / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Ein Kardinal sitzt alleine in der Synodenaula und liest bei der Kardinalsversammlung / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA