Bistum Münster richtet Hotline für Missbrauchsbetroffene ein

Ein besonderes Angebot

Das Bistum Münster richtet eine Telefon-Hotline für Betroffene sexuellen Missbrauchs ein. Auch Menschen, die Angaben zu Fällen sexualisierter Gewalt machen wollten, könnten sich dort melden, teilte das Bistum an diesem Donnerstag mit.

Symbolbild Frau mit Headset / © Reshetnikov_art (shutterstock)
Symbolbild Frau mit Headset / © Reshetnikov_art ( shutterstock )

Am Montag stellen Wissenschaftler der Uni Münster eine Studie zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum Münster vor

"Wir wissen von anderen Veröffentlichungen, dass diese für Betroffene der Auslöser sein können, ihre Leidensgeschichte zu erzählen", erklärte der Interventionsbeauftragte des Bistums Münster, Peter Frings: "Daher machen wir dieses besondere Angebot. Ich ermutige alle Betroffenen uns zu helfen, sexuellen Missbrauch im Bistum Münster weiter aufzudecken."

"Fachkundig geschultes Personal"

Unter der Telefonnummer (02 51) 49 56 25 2 sei "fachkundig geschultes Personal" zu erreichen, so das Bistum weiter. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ehe-, Familien- und Lebensberatung und der Abteilung Seelsorge würden dort die Anliegen der Anrufenden entgegennehmen und weiterleiten. Eine Beratung finde nicht statt.

Bistum Münster

Münster: Außenansicht vom Dom St. Paulus / © David Inderlied (dpa)
Münster: Außenansicht vom Dom St. Paulus / © David Inderlied ( dpa )

Das Bistum Münster ist mit etwa 1,92 Millionen Katholiken die nach Mitgliedern zweitgrößte Diözese Deutschlands. Das an die Niederlande angrenzende und bis an die Nordsee reichende Bistum ist auf einer Fläche von 15.000 Quadratkilometern in fünf Regionen gegliedert. Vier von ihnen liegen in Nordrhein-Westfalen. Hinzu kommt der eigenständige Offizialatsbezirk Oldenburg in Niedersachsen. Seit 29. März 2009 leitet Bischof Felix Genn das Traditionsbistum.

Neben der Hotline stünden auch die unabhängigen Ansprechpersonen für Fälle sexuellen Missbrauchs weiter als Gesprächspartner zur Verfügung.

Anders als bei den vor allem rechtlichen Gutachten wie etwa in Köln und München hat sich das Bistum Münster für eine historische Untersuchung zum Missbrauch in der Kirche entschieden. Der Sprecher des Beirats der Studie, Martin Schmitz, lobte in der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt" (Mittwoch) diesen Ansatz.

Laut Schmitz, der selbst als Kind von Missbrauch betroffen war, gab es in den Kirchengemeinden stets Menschen, die Bescheid wussten, aber nicht eingriffen und nur "hinter vorgehaltener Hand" darüber redeten: "All diese Dinge können in eine solche Studie von Historikern einfließen - und mir ist das wichtig. In einer Studie von Anwälten wäre es vielleicht weniger relevant."

Lob für Beteiligung von Betroffenen

Zudem lobte Schmitz die Beteiligung von Betroffenen. Dadurch hätte gut abgewogen werden können, welche Punkte des Gutachtens, "vielleicht gut gemeint, aber für die Betroffenen gar nicht gut sind", erklärte er. Manche detaillierten Informationen gehörten nicht an die Öffentlichkeit. Es sei aber wichtig, dass sie in die Studie einfließen.

Den Bischöfen hingegen warf Schmitz "Allüren" vor. "Wenn sie heute aufarbeiten, dann weil sie wieder gut aussehen möchten." Stattdessen müssten politische Kräfte stärker eingreifen und etwa dem Unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung zumindest Ermittlungsrechte einräumen.

Missbrauchsgutachten im Bistum Münster wird für Juni erwartet

Die Historikerkommission der Universität Münster, die seit September 2019 den Umgang mit Missbrauchsfällen im Bistum Münster untersucht, wird voraussichtlich im Juni ihren Bericht vorlegen. Das kündigte Bischof Felix Genn nach Angaben des Bistums am Freitagabend auf der Sitzung des Diözesanrates an. Er betonte, dass die Kommission völlig unabhängig arbeite und "freien Zugang zu allen Akten hat, die sie einsehen will". Auch er selbst werde erst bei der Vorlage des Berichts die Ergebnisse der Untersuchung erfahren, sagte Genn.

Symbolbild Missbrauch / © Harald Oppitz (KNA)
Symbolbild Missbrauch / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA