Am Montag stellen Wissenschaftler der Uni Münster eine Studie zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum Münster vor
"Wir wissen von anderen Veröffentlichungen, dass diese für Betroffene der Auslöser sein können, ihre Leidensgeschichte zu erzählen", erklärte der Interventionsbeauftragte des Bistums Münster, Peter Frings: "Daher machen wir dieses besondere Angebot. Ich ermutige alle Betroffenen uns zu helfen, sexuellen Missbrauch im Bistum Münster weiter aufzudecken."
"Fachkundig geschultes Personal"
Unter der Telefonnummer (02 51) 49 56 25 2 sei "fachkundig geschultes Personal" zu erreichen, so das Bistum weiter. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ehe-, Familien- und Lebensberatung und der Abteilung Seelsorge würden dort die Anliegen der Anrufenden entgegennehmen und weiterleiten. Eine Beratung finde nicht statt.
Neben der Hotline stünden auch die unabhängigen Ansprechpersonen für Fälle sexuellen Missbrauchs weiter als Gesprächspartner zur Verfügung.
Anders als bei den vor allem rechtlichen Gutachten wie etwa in Köln und München hat sich das Bistum Münster für eine historische Untersuchung zum Missbrauch in der Kirche entschieden. Der Sprecher des Beirats der Studie, Martin Schmitz, lobte in der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt" (Mittwoch) diesen Ansatz.
Laut Schmitz, der selbst als Kind von Missbrauch betroffen war, gab es in den Kirchengemeinden stets Menschen, die Bescheid wussten, aber nicht eingriffen und nur "hinter vorgehaltener Hand" darüber redeten: "All diese Dinge können in eine solche Studie von Historikern einfließen - und mir ist das wichtig. In einer Studie von Anwälten wäre es vielleicht weniger relevant."
Lob für Beteiligung von Betroffenen
Zudem lobte Schmitz die Beteiligung von Betroffenen. Dadurch hätte gut abgewogen werden können, welche Punkte des Gutachtens, "vielleicht gut gemeint, aber für die Betroffenen gar nicht gut sind", erklärte er. Manche detaillierten Informationen gehörten nicht an die Öffentlichkeit. Es sei aber wichtig, dass sie in die Studie einfließen.
Den Bischöfen hingegen warf Schmitz "Allüren" vor. "Wenn sie heute aufarbeiten, dann weil sie wieder gut aussehen möchten." Stattdessen müssten politische Kräfte stärker eingreifen und etwa dem Unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung zumindest Ermittlungsrechte einräumen.