Bistum Trier bezieht erneut Stellung zur Kritik am Einsatz von Missbrauchstätern als Priester

Glaubwürdigkeit hinterfragen

Die Verantwortlichen des Bistums Trier sehen sich erneut mit Vorwürfen zum Umgang mit pädophilen Priestern konfrontiert. In einer Gemeinde des Bistums soll ein Priester mit Kommunionkindern einen Gottesdienst gefeiert haben. Der Mann war vor 17 Jahren zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt worden, weil er Mädchen sexuell missbraucht hatte. Im domradio.de-Interview nimmt der Sprecher des Bistums, Stephan Kronenburg, Stellung.

 (DR)

domradio.de: Schon vor diesem Fall war bekannt geworden, dass mindestens sieben pädophile Geistliche im Bistum Trier weiterhin beschäftigt sind. Die katholische Kirche hat inzwischen klare Auflagen, zum Beispiel, dass die Männer nicht in der Kinder- und Jugendarbeit eingesetzt werden dürfen. Viele Eltern sind jetzt entrüstet, wie konnte es dennoch dazu kommen?

Kronenburg: Man muss zunächst sagen in dem aktuellen Fall wird der Pfarrer nach wie vor nicht in der Kinder- und Jugendarbeit eingesetzt. Das gilt also nach wie vor. Damit ist gemeint, dass vor allem vermieden werden soll, dass er oder andere Täter sich alleine mit Kindern und Jugendlichen aufhalten. Der Fall, den wir jetzt hatten, ist, dass ein Gottesdienst gefeiert wurde, bei dem sich auch Kommunionkinder vorgestellt hatten. Da befindet er sich als Täter, als ehemaliger Täter, in einem öffentlichen Raum. Will heißen, eine Gefahr für Kinder und Jugendliche besteht von daher nicht. Nichtsdestotrotz haben wir natürlich Verständnis dafür, dass insbesondere auch die Eltern dieser Kommunionkinder es problematisch finden, wenn dieser Pfarrer ausgerechnet einen Gottesdienst hält, indem sich Kommunionkinder vorstellen.



domradio.de: Nun hat die Aufarbeitung solcher Fälle auch in der katholischen Kirche gezeigt, dass gerade diese Täter es perfekt beherrschen, Öffentlichkeit auszuschliessen. Kann man da überhaupt kontrollieren?

Kronenburg: Ja, man kann, glauben wir, schon kontrollieren. Wie gesagt, hier handelt es sich um einen Gottesdienst. Er befand sich ja in einem öffentlichen Raum. Er hat diesen Gottesdienst auch aushilfsweise in einer anderen Pfarrei gehalten als der, in der er normalerweise im Einsatz ist. Von daher gehen wir davon aus, dass man das schon kontrollieren kann. Wenn man das nicht könnte, dann würden wir das auch nicht zulassen.



domradio.de: Viele Menschen haben kein Verständnis mehr dafür, dass die katholische Kirche Täter überhaupt im Amt lässt und immer lauter werden die Forderungen, dass Priester, die straffällig geworden sind, nicht mehr in die Seelsorge gehören. Diese Forderung erheben auch Opferorganisationen, wie begründet die katholische Kirche, dass Täter überhaupt im Amt bleiben dürfen?

Kronenburg: Zunächst einmal kann man auch hierzu sagen, dass wir das Problem durchaus sehen. Es ist in der Tat eine Frage, inwieweit jemand weiter glaubwürdig als Priester arbeiten kann, wenn er Missbrauchstäter geworden ist. Nun ist es andererseits so, dass die Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz, die ja vor knapp zwei Jahren in Kraft gesetzt wurden, schon vorsehen, dass es eben einen begrenzten Einsatz unter Auflagen in der Seelsorge geben kann. Diese Leitlinien sind auch entstanden, nicht nur innerhalb der Bischofskonferenz, sondern unter einer breiten Beteiligung auch einer größeren Öffentlichkeit von Experten am Runden Tisch im Gespräch mit Opferschutzverbänden. Von daher gab es da eine relative Einigkeit, dass man das so machen sollte, insbesondere auch unter der Perspektive der Prävention. Denn die Alternative wäre ja, dass man diese Priester zum Beispiel aus dem Priesterstand entlässt, dass man sie laisiert und hier hatten uns auch Experten gesagt, es ist besser, wenn sie sozusagen Priester sind, so dass man dann auch unter Präventions- und Kontrollgesichtspunkten in dem Sinne noch ein Auge auf sie haben kann. Nichtsdestotrotz die Frage wird diskutiert. Wir stellen uns dieser Frage auch: Kann jemand, der Missbrauchstäter war wirklich noch glaubwürdig als Priester arbeiten? Das ist eine offene Frage.



domradio.de: Unzählige Menschen, die als Kinder und Jugendliche Opfer von sexuellem Missbrauch geworden sind, sind oder waren nicht in der Lage ein Leben mit Erfolg und Liebe aufzubauen und sie verstehen nicht einmal, wie solche Täter bis an ihr Lebensende zum Beispiel von Kirche oder auch Staat Rente beziehen und bis an ihr Lebensende unterstützt werden. Will denn die katholische Kirche der Frage weiter nachgehen, ob und wie jemand weiter glaubwürdig als Priester arbeiten kann, wenn er Missbrauchstäter geworden ist. Sie sagen ja, aber wie?

Kronenburg: Wir werden dieser Frage auf jeden Fall weiter nachgehen. Es ist ja auch so, die Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz sind in Kraft gesetzt für drei Jahre, das heißt im kommenden Jahr ist ohnehin angedacht, sich die Leitlinien noch einmal anzuschauen. Auch mit den Erfahrungen, die man jetzt in dieser Zeit eben gesammelt hat, zu schauen, ist das wirklich alles so, wie es sein sollte. Und dann muss man schauen, ob es da Verbesserungs-, Anpassungsbedarf gibt. Von daher tragen einfach die Erfahrungen und durchaus auch die öffentliche Kritik, die jetzt hier geäußert wird, mit Sicherheit dazu bei, da noch einmal kritisch darauf zu schauen, ob die Leitlinien wirklich so festgeschrieben sind in jedem Punkt, wie es sein sollte.



Das Interview führte Monika Weiß (domradio.de)