Die private Begegnung im Apostolischen Palast dauerte laut beobachtenden Journalisten etwa 36 Minuten. Morales grüßte den Papst demnach auf Spanisch mit den Worten "Danke, Bruder Papst", Franziskus entgegnete, ebenfalls auf Spanisch, "Willkommen", dann umarmten sich beide.
Herzliche Begegnung im Vatikan
Der Vatikan teilte nach der Begegnung mit, Thema der "herzlichen Gespräche" seien die guten gegenseitigen Beziehungen sowie eine "Aktualisierung der bilateralen Abkommen" gewesen. Weiter sei es um die Situation in Bolivien gegangen. Anschließend traf Morales Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und den päpstlichen Außenbeauftragten Erzbischof Paul Gallagher.
Boliviens Präsident besuchte Franziskus bereits 2016 und 2017 im Vatikan. 2015 sahen sie sich in Bolivien, als der Papst das südamerikanische Land besuchte. In Erinnerung daran hatte Morales dem Papst ein Foto dieser Reise mitgebracht, das Franziskus mit einem indigenen Jungen zeigt. Zudem überreichte er dem Kirchenoberhaupt ein von bolivianischen Künstlern handgearbeitetes Schachbrett nebst Figuren aus Holz.
"Es geht um Frieden zwischen den Ländern"
Papst Franziskus revanchierte sich mit einem Medaillon, das einen Friedensengel zeigt und Franziskus mit den Worten überreichte: "Dies ist der Friedensengel, der den Kriegsteufel in Ketten legt. Es geht um Frieden zwischen den Ländern." Papst Franziskus verschenkt das Medaillon häufig an Staatsgäste, unter anderem erhielt ihn etwa der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan bei seinem Treffen mit Franziskus im Februar im Vatikan.
Morales bekam zudem – ebenfalls üblich – einige Schriften des Papstes. Darunter war auch ein Dokument zum Weltfriedenstag, das Franziskus persönlich unterschrieben hatte. Am Ende verabschiedeten sich beide wieder mit einer Umarmung.
Differenzen zwischen Boliviens Bischöfen und Regierung
Morales war anlässlich der Kardinalsernennung von Bischof Toribio Ticona Porco (81) nach Rom gereist. Der Papst erhob Porco am Donnerstag mit 13 weiteren Kirchenvertretern in den Kardinalsstand.
Zuletzt kam es immer wieder zu Differenzen zwischen Boliviens Bischofskonferenz und der Regierung. Ein Streitpunkt ist die Haltung der Kirche zur Volksabstimmung vom Februar 2016. Damals lehnte eine knappe Mehrheit der Bevölkerung eine Verfassungsänderung ab, die nötig wäre, um Morales eine erneute Kandidatur zu ermöglichen.
Der Präsident ließ jedoch jüngst durchblicken, dass er trotz des Neins der Bevölkerung eine erneute Amtszeit anstrebe. Die Bischöfe pochen auf Anerkennung des Volkswillens. Die Opposition wirft Morales vor, das demokratische Votum zu missachten und die Verfassung zu verletzen.