DOMRADIO.DE: Ihr Leitwort in diesem Jahr lautet "Vom DIR zum WIR". Wie genau ist das gemeint?
Monsignore Georg Austen (Generalsekretär des Bonifatiuswerks der deutschen Katholiken): Das WIR ist ja das Markenzeichen unserer Kirche, die Gemeinschaft, in der wir leben. Eine Gemeinschaft, die trägt und die den Einzelnen hält. Wir möchten sensibilisieren und für eine Willkommenskultur wachrufen. Das geht nur mit "DIR". Das geht nur mit mir und dir. Du bist gemeint und du bist willkommen in dieser Gemeinschaft – in guten und in schwierigen Zeiten, wo wir uns gegenseitig tragen können, wo du aber auch gebraucht wirst und die Chance hast, dich einzubringen.
Dieses "WIR" hat eine Doppeldeutigkeit. Es geht auch nur mit Gott, mit Jesus Christus, der uns fördert, der uns begleitet. Mit Dir, Jesus, möchten wir zum Wir kommen. Du hast uns als Kirche in diese Welt gesandt.
DOMRADIO.DE: Viele Menschen machen sich gerade Sorgen, wie sie selbst über die Runden kommen. Warum ist es trotzdem wichtig, den eigenen Horizont zu weiten und auch an die zu denken, die es vermutlich noch schwerer haben?
Austen: Durch die Energiekrise und erhöhte Preise haben es viele schwer. Umso dankbarer sind wir auch im Namen der Projektpartner des Bonifatiuswerks für alle Spender und Spenderinnen, die uns solidarisch unterstützen; gerade denjenigen, die es jetzt noch schwerer haben.
Das Bonifatiuswerk steht seit fast 175 Jahren in allen schwierigen Zeiten und Krisen den Menschen zur Seite. Gerade in dieser Zeit wollen wir im Rahmen unserer Möglichkeiten zeigen, dass wir niemanden allein lassen. Viele Menschen sagen uns: "Wir möchten Sie unterstützen als ein Zeichen christlicher Nächstenliebe und Solidarität, damit wir gemeinsam durch die Zeiten kommen, damit die sozial-karitativen Projekte und Gemeinden leben können. Wir haben euch als Glaubensbrüder und -schwestern im Blick".
DOMRADIO.DE: Was macht Ihnen persönlich auch mit Blick auf kirchliches Leben in der Diaspora Mut?
Austen: Mut machen mir persönlich Menschen. Die Menschen werden nüchterner und sensibler für die Situationen. Mut machen mir Menschen, die nicht polarisieren, sondern auch mit anpacken. Wir haben jetzt in Speyer bei der Eröffnung der Diaspora-Aktion den Bonifatiuspreis für Engagement verliehen. Dafür waren fast 200 Bewerbungen eingegangen. Da haben Menschen einen "Trostkoffer" entwickelt oder stehen Geflüchteten aus der Ukraine zur Seite.
Also, es gibt großes Engagement bei allen Belastungen und Dingen, die auch innerkirchlich aufgearbeitet werden müssen. Mir macht Mut, wenn wir nicht nur eine Nabelschau betreiben, sondern auch in der Welt stehen und da anpacken, wo es geht: im Gebet, in Solidarität, im christlichen Handeln und Sehen, wo man gebraucht wird.
DOMRADIO.DE: Wofür spenden wir, wenn wir an diesem Sonntag etwas fürs Bonifatiuswerk geben?
Austen: Wir sind ja ein reines Spenden-Hilfswerk und nur Dank der Spender und Spenderinnen können wir jedes Jahr alle katholischen Kindergärten in Ostdeutschland unterstützen. Wir können mithelfen, dass durch die mehr als 600 "Boni-Busse" Menschen Gottesdienste besuchen können; dass alte Menschen besucht, junge Menschen zusammengebracht und Flüchtlingen geholfen werden.
Wir helfen mit, dass sozial-karitative Projekte von Kinderhospizdiensten bis Straßenkinderprojekten in Deutschland und in anderen Fördergebieten unterstützt werden. In diesem Jahr etwa in Riga, wo geflüchtete ukrainische Kinder und Frauen aufgenommen werden oder in Berlin-Marzahn, wo im Schreibehaus ukrainische geflüchtete Kinder begleitet werden. Das unterstützen wir durch die Spendenmittel.
Wir helfen in Stockholm, wo die Gemeinde als Migrantenkirche weiter wächst und neue Räume braucht. Das gilt für ganz Nordeuropa oder im Baltikum. In Norwegen entsteht zum Beispiel ein neues Kloster. Das sind einige ganz konkrete Beispiele, in die die Spenden fließen und für die wir sehr dankbar sind.
Das Interview führte Carsten Döpp.