Das Stadtpatronefest steht dieses Jahr ganz im Zeichen des Friedens und war auch ein Zeichen der Solidarität mit der jüdischen Gemeinde nach dem Angriff der palästinensischen Hamas auf den Staat Israel. Als Gast im Festgottesdienst begrüßte dazu Stadtdechant Wolfgang Picken die Vorsitzende der Synagogengemeinde Bonn, Margaret Traub.
Leitwort gilt den vielen Konflikten
In seiner Predigt beschrieb der Stadtdechant, dass das Leitwort der Festwoche "Ich will Frieden" vor einigen Wochen zunächst als Reaktion auf die wachsende Resignation gedacht war, mit der immer mehr Menschen auf den Krieg in der Ukraine blicken.
"Zwischenzeitig nun ereigneten sich die politischen Zusammenbrüche im Westen Afrikas, in Mali und Niger. Bis heute spielen sich dort grausame Szenen der Gewalt ab, die Tausenden von Menschen das Leben kosten. Sehr schnell wurden diese Bilder wiederum von dem Angriff Aserbaidschans auf Bergkarabach überlagert. Ein politisch instrumentalisierter Rassenkonflikt führt zur gewaltvollen Vertreibung von bisher 140.000 Armeniern und zur Entvölkerung einer ganzen Region im Kaukasus. Und jetzt nun diese schier unfasslichen Bilder aus Israel und dem Gazastreifen", so Picken.
Tragische Aktualität
Das Motto des Stadtpatronefestes bekommt so tragische Aktualität und hohe politische Relevanz erklärte der Stadtdechant und fügte an: ""Ich will Frieden!" Das ist ein Appell an unser Handeln und unsere Verantwortung. Ein Weckruf gegen die Resignation und ein Ausruf der Solidarität mit allen Opfern."
Picken sagte mit Blick auf die tragische Geschichte, das Deutsche die Pflicht haben, das Judentum vor Verfolgung und Vernichtung zu schützen.
Zweiter Holocaust
"Die Terroristen der Hamas und die Propaganda in vielen Ländern und extremen Gruppen beabsichtigen die Zerstörung des Staates Israel und die Vernichtung des Judentums weltweit. Das erklärte Ziel ist ein zweiter Holocaust.
Selbstverständlich hat Israel, haben Juden und Jüdinnen also das Recht, sich dagegen mit Gewalt zur Wehr zu setzen. Es geht um ihre Existenz!", so der promovierte Politologe.
Picken endete, dass "Ich will Frieden" heute eine Forderung an alle ist, die politisch über Krieg und Frieden entscheiden. "Das ist ein Appell an uns selbst und unser Handeln. Und das ist eine innige Bitte an Gott. "Ich will Frieden!""
Stein als Zeichen des Friedens
Während des Gottesdienstes forderte Picken alle Besucherinnen und Besucher auf, als Zeichen des Friedens in der Vierung einen Stein abzulegen. Diese wurden bereits am Eingang verteilt. Auch in der kommenden Festwoche haben Bonnerinnen und Bonner täglich die Möglichkeit, in der Basilika durch den Stein ein Zeichen des Friedens zu setzen.
In der Festwoche vom 15. bis 21. Oktober 2023 sind Besucher eingeladen, den Kreuzgang, die Basilika und die Krypta – mit den Bonner Stadtpatronen Cassius und Florentius – zu besuchen und die vielen Gottesdienste mit der Münstergemeinde zu feiern. Dieser Ort markiert den ältesten Ort der Stadt Bonn. Zudem werden alle Gläubigen in dieser Zeit über einen besonderen Pilgerweg durch den Kreuzgang in die Basilika und schließlich in Krypta, der Herzkammer des Bonner Münsters, geführt.
Der Pilgerweg steht in diesem Jahr ebenfalls im Zeichen des Friedens.
Samstag, 21. Oktober, 18 Uhr, beginnt der Abschlussgottesdienst des Stadtpatronefestes im Kerzenschein, in dem Superintendent Dietmar Pistorius sprechen wird. Es folgt eine Prozession. Musikalisch wird die Messe durch den Godesberger Gospelchor "Spirit of Gospel" unter der Leitung von Seelsorgebereichsmusiker Michael Langenbach gestaltet.