Corona macht auch vor dem höchsten Gremium der katholischen Laien in Deutschland nicht halt: Die Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) findet in diesem Jahr erstmals ausschließlich digital statt.
Digitale Veranstaltung
Zunächst sei eine "hybride" Vollversammlung geplant gewesen, sagt ZdK-Sprecher Theodor Bolzenius - mit zumindest teilweise physischer Präsenz. Die Verschärfung der Corona-Maßnahmen machte den Organisatoren aber einen Strich durch die Rechnung. Um dennoch ein wenig Gemeinschaftsgefühl zu erreichen, will die Bonner Zentrale den Mitgliedern Lunch-Pakete schicken. Bolzenius selbst wird die Versammlung mit einem lachenden und einem weinenden Auge verfolgen: Für den 65-Jährigen, der seit 1987 im Amt ist, wird es die letzte Veranstaltung dieser Art sein.
Zum Abschluss seines Berufslebens will Bolzenius den dritten bundesweiten Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt auf die Schiene bringen. Die für Mai 2021 geplante Veranstaltung ist indes - ebenfalls wegen der Pandemie - mit einem Fragezeichen versehen. Die Planungen sollen aber weiter vorangetrieben werden, lautet der jüngste Sachstand. Zuvor hatte ein Zeitungsbericht über eine angeblich drohende Absage des Kirchentags Irritationen ausgelöst. Man suche nach Lösungen, "wie wir ein starkes ökumenisches Zeichen auch in Zeiten der Pandemie ermöglichen können", sagte ZdK-Präsident Thomas Sternberg, der auch katholischer Kirchentagspräsident ist. Aus Frankreich wird derweil eine Überarbeitung des Hygienekonzepts angemahnt.
Der Synodale Weg - ausgebremster Reformdialog
Einen breiten Raum bei der Vollversammlung des Katholikenkomitees wird der Synodale Weg einnehmen. Der brasilianische Bischof Bernhard Johannes Bahlmann wird eine "Außenperspektive auf den Synodalen Weg" vorstellen, ZdK-Vizepräsidentin Karin Kortmann, die zum Präsidium des Synodalen Wegs gehört, bringt die Mitglieder auf den neuesten Stand der Debatten. Auch zur Aufarbeitung des Missbrauchskandals soll ebenfalls Stellung genommen werden, wie zu Wochenbeginn bekannt wurde.
Der Reformdialog wurde indes ebenfalls durch Corona ausgebremst. Die bereits auf Februar verschobene zweite Synodalversammlung soll nun ebenfalls als reine Videokonferenz stattfinden. Kein Geheimnis ist, dass Rom die Diskussionen aufmerksam verfolgt und versucht, bei zentralen Themen Pflöcke einzuschlagen. Zuletzt sorgte ein Papier aus der vatikanischen Kleruskongregation innerkirchlich für Aufsehen, das klare Grenzen für Pfarreireformen setzt. Laien können demnach zwar mitwirken an der Gemeindeleitung, doch tatsächlich leiten, verwalten, moderieren und koordinieren dürfen nur Priester.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, schlug daraufhin dem Leiter der Kleruskongregation, Kardinal Beniamino Stella vor, zu einem klärenden Gespräch in Rom auch Vertreter der Laien hinzuzuziehen. Wie im Oktober bekannt wurde, antwortete Stella, das Schreiben habe sich "in erster Linie an die Bischöfe gerichtet". Eine Teilnahme von Laien an der Begegnung wünsche er deshalb "in dieser Phase" nicht.
ZdK-Präsident Sternberg nahm das gelassen: Die Wortwahl des Kardinals zeige, dass er die Tür nicht zuschlage. Laien und Bischöfe scheinen in dieser Angelegenheit jedenfalls einen kurzen Draht zu pflegen: Bei der Vollversammlung ist Bätzing als Gast für ein virtuelles "Kamingespräch" angekündigt.
Austausch zwischen Christen und Muslimen
Ein weiteres hochaktuelles Thema ist der Austausch zwischen Christen und Muslimen. Nach den Anschlägen von Nizza und Wien hat die Debatte um Islamismus einerseits und Islamfeindlichkeit andererseits wieder an Fahrt aufgenommen. Die katholische Theologin Anja Middelbeck-Varwick und die islamische Theologin Hamideh Mohagheghi stellen bei der Vollversammlung die Erklärung "Nein zu Hass und Hetze - Christen und Muslime gemeinsam gegen Islamfeindlichkeit" des ZdK-Gesprächskreises "Christen und Muslime" vor.
Auch über die "Arbeitswelt im Umbruch" soll diskutiert werden. Dieser Umbruch schreitet in Corona-Zeiten rasant voran. ZdK-Generalsekretär Marc Frings, für den es die erste Vollversammlung in dieser Funktion ist, erläutert den Stand zum geplanten Umzug des Generalsekretariats von Bonn nach Berlin. Zudem stehen ein Antrag zur Absenkung des Wahlalters auf der Tagesordnung, der gemeinsam mit dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) formuliert wurde - und ein Antrag zu einem europäischen Katholikentag 2026. Bis dahin, so die Hoffnung, sollten Treffen von Angesicht zu Angesicht ja wieder möglich sein.