Brühler Chorsänger schauen auf ein besonderes Jubiläum

Wein für Gesang gegen das Wetter

Als Belohnung gab es Wein: Damit wurden vor 400 Jahren in Brühl die Sänger bezahlt. Dank des Belegs weiß der Kirchenchor St. Margareta heute, dass es bei ihnen seit Jahrhunderten den Chorgesang gibt. Das Jubiläum wird jetzt gefeiert.

Autor/in:
Mathias Peter
Für das Singen gab es vor 400 Jahren Wein / © Italian Food Production (shutterstock)

Es müssen ungemütliche Zeiten gewesen: lange Winter, kurze Sommer und schlechte Ernten. Vor 400 Jahren gab es in Europa eine kleine Eiszeit. Davon war auch Brühl zwischen Bonn und Köln betroffen. Angesichts der verzweifelten Situation wollte der damalige Pfarrer von St. Margareta mit einer aus heutiger Sicht ungewöhnlichen Maßnahmen für besseres Wetter sorgen. 

Er bat mehrere Sänger aus der Gemeinde, acht Tage lang hintereinander zu singen. Damit sollte wohl Gott gnädig gestimmt werden. Bezahlt wurde der Einsatz mit Wein. Der Beleg hat sich bis heute erhalten und ist die Basis für das Jubiläum des Kirchenchores, das ab Februar gefeiert wird. Thomas Kaufmann hat sich das Schriftstück genau angesehen: "Das ist in sogenannter Kurrentschrift geschrieben, die man aber heute noch lesen kann. Das erfordert ein bisschen Übung und Geduld, aber das lässt sich noch gut lesen." Er gehört wie Hannelore Fischer zum Vorbereitungsteam des Kirchenchores. 

Blick in den Innenraum von St. Margareta, Brühl (DR)
Blick in den Innenraum von St. Margareta, Brühl / ( DR )

Den Auftakt der Feierlichkeiten bildet das Festkonzert am 2. Februar in der Kirche St. Margareta. Dazu startet dann in der Woche eine besondere Ausstellung zur Geschichte des Chorgesangs in Brühl. "Wir haben in der Gemeinde schon 350 und 375 Jahre Chorgesang gefeiert", erzählt Hannelore Fischer. Es sei also schon ein Stück Tradition, sich auf den Beleg zu berufen. Sie selbst singt schon seit 50 Jahren mit und engagiert sich für das Jubiläum.

Konzert mit Festschrift und Ausstellung

Basis der Ausstellung ist die Festschrift zum Chorjubiläum, in der auch ein Foto des Zahlungsbeleges zu sehen ist. Aber wer waren die 20 Männer, die damals tapfer gegen die Kälte ansangen? Wurden dafür gar Profis engagiert? Nein, sagt Chorleiter und Seelsorgebereichskirchenmusiker Peter Klasen: "Wir kennen nicht die Namen der Sänger. Aber ich gehe davon aus, dass der damalige Pfarrer einfach in der Gemeinde gefragt hat, dass eben etwas gegen die Eiseskälte getan werden sollte. Und dann wurden, wie damals üblich, nur Männer gefragt, zu singen." 

 (privat)

Immerhin gab es als Lohn pro Kopf knapp zwei Liter Wein, erzählt Kaufmann. Besonders gut kann der Wein wegen des schlechten Wetters nicht gewesen sein, mutmaßt er. Der sängerische Einsatz wurde damals wohl öfters in Naturalien bezahlt, auch das findet sich in den Belegen der Pfarrei, die heute im Historischen Archiv des Erzbistums Köln aufbewahrt werden. 

Neuer Wein in neuen Flaschen

Der Wein von damals hat die heutigen Sänger allerdings zu einer Idee inspiriert: "Wir haben einige Weinfreunde im Chor. Da kam die Idee, Wein mit einem speziellen Etikett zu besorgen. Wir haben das dann mit einem Weingut in der Pfalz abgestimmt und den Wein in einer ersten Tranche inzwischen auch abgeholt." Der Wein zum Flaschenpreis von knapp acht Euro dürfte deutlich besser sein als vor 400 Jahren, glaubt Kaufmann. 

 (privat)

Doch bei allem Spaß am neuen Wein: die Musik ist den Sängerinnen und Sängern natürlich am wichtigsten und deswegen gibt es auch besondere Highlights im Laufe des Jahres. Beim Auftaktkonzert singt der Kirchenchor vor allem Musik, die er auch in den Gottesdiensten und bei sonstigen Anlässen singt, erzählt Chorleiter Klasen. 

Dabei sind Werke von Komponisten, die schon vor vierhundert Jahren lebten aber eben auch zeitgenössische Tonkünstler wie John Rutter. Und für das Abschlusskonzert im November gibt es sogar eine Auftragskomposition, also ein Chorstück, das extra für den Anlass komponiert wird. Das übernimmt aus dem Erzbistum Köln Klaus Wallrath, der als Komponist schon längst weit über die Bistumsgrenzen bekannt ist. "Ich kenne die Noten noch nicht, das wird eine ganz spannende Angelegenheit", freut sich Klasen auf die Uraufführung im November. 

Der Düsseldorfer Komponist und Kirchenmusiker Klaus Wallrath / © privat
Der Düsseldorfer Komponist und Kirchenmusiker Klaus Wallrath / © privat

Ohnehin will der Chor nicht beim Blick in die Vergangenheit stehen bleiben. Hannelore Fischer ist davon überzeugt, dass der Chor bei aller Begeisterung für das besondere Jubiläum vor allem über persönliche Begegnungen neue Mitglieder bekommen kann: "Ich glaube, motivierender ist einfach, wenn man uns als Chor erleben, wenn man auch sieht, was wir sonst so an geselligen Dingen tun. Wir singen ja auch Projekte, das zieht auch immer wieder neue Sänger an."

Die Menschen von vor 400 Jahren litten unter dem verschlechterten Klima. Gibt es eigentlich Belege, dass das Singen Einfluss auf das Wetter hatte? So ganz will Kirchenmusiker Klasen das mit einem Lächeln nicht ausschließen: "Wir wissen, Gottes Mühlen mahlen langsam und ich denke, die kleine Eiszeit damals ist vorübergegangen, also hat es bestimmt etwas gebracht." 

Quelle:
DR

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