Chorwettbewerb im Bistum Essen will neue Perspektiven ermöglichen

"Wir suchen Chöre, die Hoffnung machen“

Singen schafft Gemeinschaft und fördert die Gesundheit. Das Bistum Essen ruft in diesem Zusammenhang zu einem Wettbewerb für Kirchenmusik auf. Doch was genau will die Aktion erreichen? Theresa Kohlmeyer vom Bistum erklärt die Idee.

Autor/in:
Lara Burghardt
Symbolbild Chorsängerinnen und Chorsänger mit Notenblatt / © PIGAMA (shutterstock)

DOMRADIO.DE: "Hoffnungsschimmer", so heißt die Aktion. Wie sollen die Chöre denn das Thema umsetzen? Durch die passenden Lieder vielleicht? 

Theresa Kohlmeyer / © Bistum Essen (Bistum Essen)

Theresa Kohlmeyer (Leiterin der Abteilung Liturgie und Glaubenskommunikation): Das ist eine Möglichkeit. Eine andere Möglichkeit ist tatsächlich das gemeinsame Singen. Es ist eine Möglichkeit von neuer Selbsterfahrung, von Erlebnissen und von Selbstwirksamkeit. Wir wissen alle, dass es Lebenssituationen gibt, in denen das manchmal fehlt. Diese Selbstwirksamkeit zu erleben kann wie ein Hoffnungsschimmer sein. Ein Hoffnungsschimmer auf das Leben, wie es sein könnte. Genau das möchten wir den Menschen im Bistum Essen durch das Mitsingen, aber dann später auch das Zuhören ermöglichen.

Theresa Kohlmeyer

"Zentral möchten wir durch das Chorprojekt Menschen einen kleinen Hoffnungsschimmer entdecken lassen."

Zentral möchten wir durch das Chorprojekt Menschen einen kleinen Hoffnungsschimmer entdecken lassen. Das kann durch die Liedauswahl funktionieren. Das kann aber auch dadurch funktionieren, dass es den Mitwirkenden Hoffnung gibt. Ich denke so an Menschen wie Arbeitsuchende, geflüchtete Menschen, vielleicht auch in Gefängniskontexten oder Erkrankungen. Also ganz breit gestreut, wo diese Selbstwirksamkeit einfach kleinen Hoffnungsschimmer ins Leben zaubern könnte.

DOMRADIO.DE: Sie stehen den Chören im Ruhr-Bistum als Ansprechperson zur Verfügung. Wie sieht da die Chorlandschaft aktuell aus? 

Kohlmeyer: Wir haben eine relativ hohe Anzahl an Chören, die sich traditionell regelmäßig treffen, gemeinsamen singen, Gottesdienste und Konzerte gestalten. Die Musikstile breiten sich aber immer weiter aus. Die klassische Kirchenmusik ist natürlich noch vertreten. Darunter sind auch immer wieder Chöre, die seit 50 Jahren aktiv sind. Aber auch die Vielfalt wird breiter mit unter anderem Gospelmusik, Expression und Worship-Liedern. All das wollen wir weiter unterstützen, um genau hier mehr Vielfalt zu bieten. 

Gleichzeitig wissen wir, dass diese Regelmäßigkeit von Chorproben nicht mehr in jeden Lebensentwurf passten. Das heißt, wir wollen mehr auch in Projektarbeit denken und auf bestimmte Ziele hinarbeiten. Wir wollen auch den Fokus noch mehr steigern, was wir mit dem Wettbewerb jetzt auch schon anstoßen. Nicht nur auf Exzellenz zu gehen, sondern auch zu schauen, wo kann man mit Chorprojekten Gesellschaftsrelevanz schaffen und den Menschen bestimmte Erlebnisse ermöglichen. Mit dem Hoffnungsschimmer Wettbewerb schaffen wir die Möglichkeit auf Hoffnung.

DOMRADIO.DE: Es werden ja neue Ideen für das gemeinsame Singen gesucht. Wie kam denn diese Idee, diesen Wettbewerb zu starten?

Kohlmeyer: Durch genau diesen Gedanken zum Thema Hoffnung und Hoffnungsschimmer. Wir haben für das Bistum Essen uns auf die Fahnen geschrieben, jetzt im Jahr 2025 Hoffnungsschimmer zu suchen und zu entdecken. Als wir überlegt haben, wo das alles stattfinden kann, war schnell klar, das Singen ist doch prädestiniert. Und vor allem das Singen in Chören ist dafür prädestiniert.

Theresa Kohlmeyer

"So sollen damit 2025 wunderbare Chorprojekte entstehen, die Hoffnungen erlebbar machen."

Vielleicht gibt es bestimmte Zielgruppen, die wir noch nicht im Blick haben und die wir damit noch ein bisschen unterstützen können. Und ein Wettbewerb fördert ja doch auch Kreativität. Wir haben natürlich auch ein bisschen Geld in die Hand genommen. Das heißt, der Erstplatzierte darf 5.000 € umsetzen. Das heißt, das Geld ist nicht für die Chorkasse, sondern wirklich dafür gedacht, dass das Projekt umgesetzt wird. Der Zweitplatzierte bekommt dann 3.000 € und der 3. Platz 2.000 €. So sollen damit 2025 wunderbare Chorprojekte entstehen, die Hoffnungen erlebbar machen.

DOMRADIO.DE: Wer kann sich bei euch bewerben?

Kohlmeyer: Jeder. Voraussetzung ist, dass das Projekt realistisch ist. Aber das heißt nicht, dass man Qualifizierungen im Bereich von Kirchenmusik mitbringen muss. Wenn man eine Idee hat und ein gutes Netzwerk innerhalb der Kirche oder mit kulturellen Akteuren in der Stadt, kann man sich bewerben. Wichtig ist, dass das Projekt diesen Moment des Hoffnungsschimmers auf besondere Weise umsetzt. Wir haben da überhaupt keine große Einschränkung. Für uns ist die Einschränkung nur: Es muss ein möglichst originelles Konzept sein, was gesellschaftsrelevanz hat und was Hoffnungsschimmer erlebbar macht.

Bistum Essen

Das Bistum Essen ist eines der jüngsten und kleinsten unter den 27 römisch-katholischen Bistümern in Deutschland. Auch in Nordrhein-Westfalen ist es mit 1.877 Quadratkilometern und knapp 680.000 Mitgliedern das kleinste Bistum.

Es wurde am 1. Januar 1958 aus Teilen der (Erz-)Bistümer Köln, Münster und Paderborn errichtet; damals zählte die Diözese noch rund 1,5 Millionen Mitglieder.

Blick auf den Essener Dom / © frantic00 (shutterstock)
Quelle:
DR

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