Matthias Kopp beleuchtet in neuem Buch das Christentum im Irak

Vom Überleben im Zweistromland

Ohne die Geschichte der Christen im Irak ist die Identität des Landes nicht zu verstehen. In "Iraks christliches Erbe" erzählt Matthias Kopp ihre zweitausendjährige Geschichte. DOMRADIO.DE überträgt die Buchvorstellung live im Web-TV.

Autor/in:
Johannes Schröer

"Es ist nicht möglich, sich den Irak ohne Christen vorzustellen, denn sie tragen mit anderen Gläubigen stark zu der besonderen Identität des Landes bei". Das schreibt Papst Franziskus in seinem Vorwort zum Buch von Matthias Kopp: "Iraks christliches Erbe. Vom Überleben im Zweistromland". Und weiter lobt  Franziskus das Buch mit den Worten, es sei eine Hommage an die Christen im Irak, die dazu ermutige, sich intensiver mit deren reicher Geschichte zu beschäftigen und deren Erbe lebendig zu erhalten.

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Matthias Kopp spricht über sein Buch: "Iraks Christliches Erbe"

"Babylon, Nimrod, Ninive sind biblische, weltbekannte archäologische Orte," Matthias Kopp gerät ins Schwärmen, wenn er von den legendären Städten erzählt. Das Zweistromland sei die Wiege der Zivilisation, erklärt er - und nicht etwa Europa. Dort zum Beispiel sei die Schrift entstanden. In seinem Buch blickt Kopp weit zurück und erzählt von vergangenen Zeiten, als in Mesopotamien die Keilschrift entstand, die sich parallel zu den ägyptischen Hieroglyphen entwickelte. Und dann die Götterwelten, die hier lebendig wurden. Was wir heute als Erzählung von der Sintflut im Alten Testament kennen, ist im Grunde ein uralter assyrischer Epos. Diese Urgeschichten, die sich über die Jahrhunderte tradiert haben, entstanden im Irak.

Blick auf eine Straße in Telskuf (Irak). Im Hintergrund ist die chaldäisch-katholische Kirche Sankt Georg zu sehen.  / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Blick auf eine Straße in Telskuf (Irak). Im Hintergrund ist die chaldäisch-katholische Kirche Sankt Georg zu sehen. / © Jean-Matthieu Gautier ( (Link ist extern)KNA )

Die Terrororganisation Islamischer Staat hat versucht, das kulturelle Erbe des Landes zu zerstören. Die Mauern von Ninive wurden gesprengt, außerdem wurden uralten heiligen Figuren die Köpfe abgeschlagen. "So hat man versucht, dem Land seine Identität zu nehmen", sagt Kopp. "Heute erinnert sich der Irak an seine Geschichte und baut vieles wieder auf".

Willen zum Wiederaufbau und Aufbruch

Eingeschränkt optimistisch sei er, meint der Autor, wenn er nach der Zukunft des Landes gefragt werde. Er kommt gerade von einer Reise mit dem Paderborner Erzbischof Udo Bentz als Vertreter der deutschen Bischofskonferenz aus dem Irak zurück. Da habe er viel vom Willen zum Wiederaufbau und Aufbruch gespürt. 

Erzbischof Udo Bentz während seines Irak-Besuchs / © Matthias Kopp (DBK)

Er habe aber auch eine große Angst wahrgenommen: "Neben der Zentralregierung gibt es ungezählte Milizen, die sich das Land aufteilen und die vom Ausland, häufig vom Iran, unterstützt werden". Zudem blicke man mit großer Sorge nach Syrien. Freigelassene IS-Terroristen könnten zurück in den Irak kommen. "Und dann gibt es große Flüchtlingslager im Irak, aber die Flüchtlinge haben Angst in ihr Zuhause zurück zu kehren, wo ihre Peiniger von früher ihre Häuser besetzt haben".

Demokratie auf wackeligen Füßen

Es gibt noch viel Versöhnungsarbeit im Irak zu leisten. Und da könne auch die Minderheit der Christen im Land Brücken bauen, ist Kopp überzeugt. Christliche Schulen tragen so zur Friedensarbeit bei. Aber auch die  Europäische Union müsse hier eine stärkere Rolle der Vermittlung einnehmen, um den Irak im Versöhnungsprozess zu begleiten. 

"Denn Demokratie existiert im Irak auf wackligen Füßen. Demokratie muss gelernt werden nach einem jahrzehntelang diktatorischen System und den Wunden, die der IS geschlagen hat". Denn die Region des Nahen Ostens suche Frieden - seit Jahrzehnten, seit Jahrhunderten. Irak, Iran, Syrien, Libanon, Israel, den Ländern sei endlich Frieden zu wünschen, um eine Stabilität hinzubekommen und das Flüchtlingselend in allen Ländern des Nahen Ostens in den Griff zu bekommen.

Ohne die Geschichte der Christen im Irak ist die Identität und die Geschichte des ganzen Landes nicht zu verstehen. In seinem Buch: "Iraks christliches Erbe. Vom Überleben im Zweistromland" erzählt Matthias Kopp die zweitausendjährige Geschichte der christlichen Kirchen im Irak und damit erzählt er auch von der Suche nach Frieden im Nahen Osten. 

DOMRADIO.DE überträgt die Buchvorstellung am 10.02.2025 ab 18 Uhr live im Web-TV.

Christen im Irak

Der Irak zählt zu den ältesten Siedlungsgebieten des Christentums. Dessen Ursprünge im Zweistromland werden bis auf den heiligen Apostel Thomas zurückgeführt. Im irakischen Kernland, dem früheren Mesopotamien, stellten Christen vor der islamischen Eroberung im 7. Jahrhundert die Bevölkerungsmehrheit. Ihr Anteil nahm danach immer weiter ab.

Papst Franziskus zu Besuch im Irak / © Ameer Al Mohammedaw (dpa)
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