DOMRADIO.DE: Wie feiert der Papst normalerweise Geburtstag?
Stefan von Kempis (Leiter der deutschsprachigen Abteilung von Vatican News): Normalerweise feiert der Papst überhaupt nicht Geburtstag. Schon in seiner Zeit als Erzbischof und Kardinal in Buenos Aires ist da nichts von rauschenden Birthday-Partys nach außen gedrungen. Der macht an solchen Tagen "business as usual".
DOMRADIO.DE: Aber Geschenke wird er doch kriegen, oder?
von Kempis: Natürlich bekommt er Geschenke. Meistens hat er auch Audienzen an solchen Tagen. Der ist ja jeden Tag unterwegs. Da gab es in den letzten Jahren immer mal wieder jemanden, der ihm eine Geburtstagstorte überreichte oder etwas dergleichen. Das nimmt er dann gut gelaunt entgegen.
Aber es ist nicht so, als ob er jetzt groß gefeiert hätte oder groß Kerzen ausblasen würde. Das ist irgendwie nicht sein Stil. Dem Papst liegt irgendwie mehr der Jahrestag der Taufe am Herzen. Er sagt es immer wieder bei Audienzen. Es wäre ihm wahnsinnig wichtig, dass die Leute wissen, wann sie getauft sind.
Das ist aus seiner sehr theologischen Sicht der eigentliche Geburtstag eines Menschen. So hält er das jedenfalls bei sich selber.
DOMRADIO.DE: Wie sehr behindert die Coronakrise einen solchen Geburtstag? Wäre sonst möglicherweise doch ein kleines bisschen mehr geplant gewesen?
von Kempis: Nein, auch ohne Corona wäre das "business as usual". Corona bremst den Vatikan nicht sehr, außer dass keine Großkonferenzen stattfinden. Aber Auslandsreisen und so weiter führt der Papst mittlerweile trotzdem durch.
Er ist dreimal geimpft, also vor einiger Zeit auch geboostert. Und er trägt, wenn sich die Gelegenheit ergibt, Maske und hält auch Abstand, desinfiziert sich immer wieder mal die Hände. Damit, scheint er zu denken, ist es dann auch gut. Dann kann das normale Programm weitergehen.
Allzu sehr soll ihn das Virus jetzt auch nicht bei seiner Arbeit bremsen.
DOMRADIO.DE: Es gab aber auch wieder Nachrichten vom Papst, der ja gern auch mal ohne Corona-Maske und trotzdem nah an den Menschen gesehen wird. Hat er keine Angst vor Infektionen?
von Kempis: Offenbar hat er keine Angst vor Infektionen, nein. Er ist gleichzeitig jemand, der zum Impfen ermuntert, zum Abstand halten, zur Einhaltung der Hygienebestimmung. Aber es reißt ihn dann auch manchmal wieder ein bisschen mit, wenn ihm kleine Kinder entgegengehalten werden. Dann kann er nicht 1,50 Meter Abstand halten. Das ist einfach nicht sein Stil.
Manchmal vergisst er auch die Maske oder steht zu nah an den Leuten. Der Mann ist eben Lateinamerikaner. Dem kann man jetzt auch nicht aus europäischer Perspektive die ganz detaillierten Hygienevorschriften machen. Aber generell hält sich der Papst schon an die Auflagen und ermuntert auch andere dazu.
DOMRADIO.DE: Der Papst feiert also seinen Geburtstag genau eine Woche vor Heiligabend. Wie bereitet sich Franziskus jetzt in den kommenden Tagen noch auf Weihnachten vor?
von Kempis: Weihnachten ist für den Papst vor allen Dingen etwas, was er sehr spirituell erlebt. Er hat mal erzählt, dass er einen Heiligen Abend in seiner Zeit als Erzbischof im Gebet verbracht hat, in einer Kapelle.
Natürlich hat er seine öffentlichen Auftritte auch in den Tagen vor Heiligabend, zum Beispiel seinen Empfang für die Römische Kurie. Da lässt er sehr gerne auch mal ein Donnerwetter über die greisen Häupter der Kurienchefs ergehen. Eine Brandrede, in der er sie auf Reformbereitschaft einschwört.
Dann hat er so eine Art Weihnachtsfeier oder Weihnachtsempfang auch für die ganz normalen Vatikan-Angestellten, Leute wie unsereiner. Ansonsten lässt er es ein bisschen ruhiger angehen und bereitet sich spirituell im Gebet auf Weihnachten vor.
Das Interview führte Carsten Döpp.