Caritas Europa lobt Beschluss der Mindestlohnrichtlinie

"Ein wichtiger Meilenstein"

Die Caritas Europa sieht die Mindestlohnrichtlinie, die das EU-Parlament beschlossen hat, als einen guten Schritt an, um die Armut in den EU-Mitgliedsstaaten zu verringern. Gleichzeitig mahnt sie, dass es nicht nur dabei bleibt.

Autor/in:
Hannah Krewer
Eine Studentin bedient in einem Café. / © Frank Rumpenhorst (dpa)
Eine Studentin bedient in einem Café. / © Frank Rumpenhorst ( dpa )

"Diese Richtlinie ist sicherlich ein wichtiger Meilenstein bei der Verbesserung der Arbeitsbedingungen derjenigen mit geringem Einkommen und derjenigen, die am stärksten von finanzieller Armut bedroht sind", erklärte Shannon Pfohman, Referentin bei der Caritas Europa, in einem am Freitag veröffentlichten Interview gegenüber Radio Vatikan.

"Sie ist super wichtig, weil sie für alle Arbeitnehmer in der EU gilt, die einen Arbeitsvertrag oder ein Arbeitsverhältnis haben." Das gelte gerade auch angesichts steigender Energie- und Lebenshaltungskosten.

Senkung der Armut um bis zu 20 Prozent

Wieweit die neue Richtlinie die Armut trotz Erwerbstätigkeit in den jeweiligen Ländern mindern könne, hänge davon ab, wie genau die einzelnen Ländern ihre Mindestlöhne festlegten. Aber die europäische Kommission gehe davon aus, dass in einigen Ländern, etwa Estland, Griechenland und Rumänien, durch die neue Richtlinie die Armut trotz Erwerbstätigkeit um mehr als 20 Prozent verringern könne.

Leere Restaurants in Rom / © Stefano Dal Pozzolo (KNA)
Leere Restaurants in Rom / © Stefano Dal Pozzolo ( KNA )

Die beschlossene Richtlinie verpflichtet die EU-Staaten unter anderem dazu, in den nächsten zwei Jahren einen Mindestlohn auf den Weg zu bringen, der allerdings nicht in allen Ländern gleich ist, sondern sich an Kriterien wie den jeweiligen Durchschnittslöhnen orientieren soll.

Forderung nach umfassenderem Ansatz

Obwohl die neue Richtlinie für die Armutsbekämpfung wichtig sei, müsse sie gleichzeitig Teil eines umfassenderen Ansatzes sein, erklärte Pfohman weiter. Menschen, die von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffen seien, müssten unterstützt und befähigt werden, ihre Menschenwürde zu wahren. Um Armut zu bekämpfen, müsse noch viel mehr gemacht werden.

Glasfassade des Europäischen Parlaments in Straßburg / © Harald Oppitz (KNA)
Glasfassade des Europäischen Parlaments in Straßburg / © Harald Oppitz ( KNA )

"Das bedeutet, dass Sozial-, Arbeits- und Umweltpolitik zusammenarbeiten müssen, um die Armut zu bekämpfen und niemanden zurückzulassen", so Pfohman wörtlich. Gerade Menschen, die aus gesundheitlichen, psychischen oder anderen Gründen keiner Arbeit nachgehen könnten, müssten noch mehr in den Blick genommen werden.

Richtlinie wichtig in Ländern mit wenig Sozialhilfe

Mit Blick auf die Kritik, die einige Länder wie Dänemark oder Schweden an der Mindestlohnrichtlinie geübt hatten, erklärte Pfohman, sie könne verstehen, dass Länder, die ein gutes Sozialsystem haben, ihre Standards nicht herunterschrauben wollten. "Aber wir sehen die Richtlinie als sehr wichtig an, weil es andere Länder gibt, die wenig Sozialhilfe leisten und sie brauchen diese EU-Standards, damit sie das überhaupt auf ein normales Niveau heben können."

Europaparlament stimmt für einheitliche EU-Mindestlohnstandards

Das Europaparlament hat einheitlichen Standards für Mindestlöhne in der Europäischen Union zugestimmt. Eine große Mehrheit der Abgeordneten sprach sich für ein zuvor von Unterhändlern des Parlaments und der EU-Staaten ausgehandeltes Gesetz aus. Damit ist der Weg nahezu frei dafür, dass die Regeln nach einer Übergangsfrist von zwei Jahren in Kraft treten können. Die EU-Staaten müssen dem Vorhaben noch zustimmen, dies gilt aber als Formsache.

Vor dem Europäischen Parlament in Straßburg / © Patrick Seeger (dpa)
Vor dem Europäischen Parlament in Straßburg / © Patrick Seeger ( dpa )
Quelle:
DR