Sie seien Vorurteilen ausgesetzt und erlebten Diskriminierung. Ein besonderes Augenmerk müsse auf den soziale Wohnungsbau gerichtet werden, sagt die Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa.
Sie könne auch keine Spielräume erkennen, Standards etwa in Flüchtlingsunterkünften weiter herunterzuschrauben, erklärte sie weiter. Die zentrale Frage sei weniger, ob es sich um einen Container oder um eine feste Immobilie handele.
Vielmehr sei entscheidend, dass die Bewohner geschützt seien und zumindest ein Mindestmaß an Privatsphäre hätten. Daher sei sie sehr skeptisch, was die Belegung von Turnhallen angehe, so die Caritas-Präsidentin.
Strukturen fehlen
Mit Blick auf private Unterbringungen von geflüchteten Menschen drängte sie auf mehr Unterstützung für die Gastgeber. Viele fühlten sich alleingelassen. Sie seien Gastgeber und Beratungsstelle für ausländerrechtliche Fragen in einer Person. Es gebe punktuell Angebote etwa von seiten der Caritas - bundesweit fehlten aber entsprechende Strukturen. Unterstützende Angebote könnten aber etwa durch Konfliktbegleitung helfen, die Bereitschaft von Privatleuten zur Untervermietung zu erhalten.
Keine Einladung zum Flüchtlingsgipfel
Sie bedauerte, dass kirchliche Wohlfahrtsverbände bislang nicht zum Flüchtlingsgipfel am Donnerstag eingeladen seien, sagte Welskop-Deffaa. Hilfswerke wie Caritas und die evangelische Diakonie hätten Erfahrung in der Unterbringung und Beratung von Geflüchteten und seien mit haupt- und ehrenamtlichen Helfern ein wichtiger gesellschaftlicher Ansprechpartner für das Thema, erklärte sie.
Caritas will Hilfe ausbauen
Generell müssten sich Politik und Gesellschaft darauf einstellen, dass Flucht und Migration dauerhafte Phänomene dieser Zeit seien, und entsprechende Vorkehrungen treffen. Welskop-Deffaa: "Nur so können wir vermeiden, dass wir regelmäßig in einen Notfallmodus geraten".
Für die ankommenden Menschen, darunter auch viele Kinder mit traumatischen Erfahrungen, müssten Anlaufstellen und Beratungsangebote geschaffen werden. Dafür stehe die Caritas bereit.
Erfahrungen nachhaltig einbringen
Auch die Diakonie hatte sich in der vergangenen Woche irritiert gezeigt, dass sie nicht zum Gipfel eingeladen worden ist. Der Verband wolle seine "Erfahrung für eine nachhaltige Lösung einbringen", sagte Diakonie-Präsident Ulrich Lilie. 2015 sei es "das Erfolgsrezept von Angela Merkel" gewesen, Herausforderungen gemeinsam mit Hilfswerken anzugehen. "Offensichtlich wurde das schnell vergessen", so Lilie.
Flüchtlingsgipfel am 16. Februar
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte unter anderen die kommunalen Spitzenverbände und Vertreter der Bundesländer zum Flüchtlingsgipfel eingeladen. Anlass sind die Klagen vieler Kommunen, die sich an ihren Kapazitätsgrenzen sehen.
Im vergangenen Jahr haben rund 218.000 Menschen in Deutschland Asyl beantragt. Die meisten dieser Asylbewerber stammten aus Syrien, Afghanistan, der Türkei, aus dem Irak und aus Georgien. Dazu kommen mehr als eine Million Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine.
Information der Redaktion: Der Artikel wurde am 14.02.2023 um 18:32 Uhr aktualisiert.