Caritas international fordert von Israel einen sofortigen Stopp der Luftangriffe auf den Gazastreifen. "Angesichts des Leids der Zivilbevölkerung und im Namen unserer Kolleginnen und Kollegen im Gazastreifen, die dort seit fast eineinhalb Jahren unermüdlich Hilfe leisten, fordern wir einen sofortigen Stopp der Angriffe und die Öffnung der Grenzübergänge für humanitäre Hilfe", sagte der Leiter der Hilfsorganisation, Oliver Müller, am Mittwoch in Freiburg.
Humanitäre Hilfslieferungen würden blockiert, das sei ein "klarer Bruch des Völkerrechts", kritisierte Caritas international. Die Hilfsorganisation sprach von katastrophalen Lebensbedingungen im Gazastreifen: Weiterhin seien Hunderttausende Menschen auf der Flucht, die Strom- und Wasserversorgung sei eingeschränkt.
Wiederaufnahme der Kämpfe
Nach palästinensischen Angaben sind seit der Wiederaufnahme der Kämpfe im Gazastreifen in der Nacht zu Dienstag mindestens 400 Palästinenser getötet worden. Seit Beginn des Kriegs wurden demnach mindestens 48.500 Palästinenser im Gazastreifen getötet.
Der Krieg war ausgelöst worden durch den Angriff der Hamas auf südisraelische Gemeinden am 7. Oktober 2023, bei dem nach israelischen Angaben mehr als 800 Zivilisten und rund 370 Soldaten getötet und rund 250 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden. Bis heute befinden sich noch 59 tote und lebendige Geiseln in Hamas-Gewalt. Während der israelischen Bodenoffensive wurden mindestens 400 israelische Soldaten getötet.
Die Welthungerhilfe verurteilte die Zerstörung einer Gesundheitsstation im Norden des Gazastreifens bei einem israelischen Luftangriff am Dienstag. Dies sei ein Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht. Die humanitäre Situation für rund 50.000 Menschen in Nord-Gaza werde sich weiter verschlechtern.
Baerbock mahnt zur Zurückhaltung
Auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) forderte zu einer Rückkehr zu Gesprächen für eine dauerhafte Lösung des Konflikts auf. Die Wiederaufnahme der Kämpfe setze auch Bemühungen der arabischen Staaten aufs Spiel, die gemeinsam für Gaza einen "friedlichen Pfad", befreit von der Hamas, einschlagen wollten. Baerbock hält sich derzeit im Libanon auf. Hier will sie unter anderem mit Präsident Joseph Aoun und Ministerpräsident Nawaf Salam sprechen, wie das Auswärtige Amt mitteilte.
Weiter erklärte Baerbock, alle Seiten seien nun zu größter Zurückhaltung und zur Einhaltung des humanitären Völkerrechts aufgerufen. Die Chance auf eine friedliche Zukunft einer ganzen Region dürfe nicht erneut am seidenen Faden hängen. Das Risiko einer weiteren regionalen Eskalation sei ernst. Notwendig sei eine langfristige und nachhaltige Lösung durch die vollständige Umsetzung der UN-Resolution 1701, die sowohl israelische Sicherheitsinteressen als auch die territoriale Integrität des Libanons respektiere.
Berichte zurückgewiesen
Unterdessen wies die israelische Armee Berichte über einen Angriff auf eine UN-Einrichtung in Deir al-Balah im zentralen Gazastreifen zurück. Entgegen anderslautenden Berichten habe es keinen Angriff gegeben, teilte die Armee mit. Zuvor hatte das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium mitgeteilt, bei einem israelischen Angriff auf das UN-Hauptquartier im Gazastreifen seien ein ausländischer UN-Mitarbeiter getötet und fünf weitere schwer verletzt worden.