Patriarch warnt vor schrumpfender christlicher Gemeinschaft

Christen in Gaza ernsthaft bedroht

Der griechisch-orthodoxe Patriarch von Jerusalem, Theophilos III., befürchtet, dass die Zahl der Christen im Gazastreifen gesunken ist. Auch im Westjordanland und in Jerusalem verschlechtere sich die Lage der Christen zunehmend.

Alltag in Gaza-Stadt / © Mahmoud Zaki (dpa)

Theophilos III. befürchtet, dass die Zahl der Christen im Gazastreifen inzwischen auf weniger als 600 Personen geschrumpft sein könnte. Aber auch im Westjordanland und in Jerusalem verschlechtere sich die Lage christlicher Gemeinschaften immer mehr, zitierte der "Pro Oriente"-Informationsdienstes den Patriarchen am 20. Februar.

Als Gründe nannte Theophilos die triste Wirtschaftslage, ausbleibende Pilger, knappe Arbeitsplätze und die instabile Sicherheitslage. Zudem seien die Kirchen vor Ort finanziell stark unter Druck.

Palästinenser, die durch die israelische Luft- und Bodenoffensive im Gazastreifen vertrieben wurden, in einem behelfsmäßigen Zeltlager / © Abdel Kareem Hana (dpa)
Palästinenser, die durch die israelische Luft- und Bodenoffensive im Gazastreifen vertrieben wurden, in einem behelfsmäßigen Zeltlager / © Abdel Kareem Hana ( (Link ist extern)dpa )

Theophilos III. äußerte sich bei einer Veranstaltung im UNO-Zentrum in Genf. Dort wurde der Film "Via Dolorosa: Der Weg der Leiden" gezeigt, der die Geschichte der Christen in Palästina aus deren Perspektive zeigt. Amira Hanania vom "Obersten Präsidialausschuss für Kirchenangelegenheiten des Staates Palästina" erläuterte bei der Veranstaltung die Intention des Films: Dieser sei "ein lebendiges Zeugnis der Rolle der palästinensischen Christen im Kampf um Gerechtigkeit und eine kraftvolle Widerlegung jener, die versuchen, ihre Identität aus der nationalen und internationalen Arena zu löschen." Hanania ist auch die Regisseurin des Films.

Bei der Diskussion warnte der palästinensische Theologe und Gründer der Dar al-Kalima-Universität in Bethlehem, Mitri Raheb, dass die christliche Präsenz im Gazastreifen ausgelöscht werde. Das Christentum habe nicht in Rom, Wittenberg oder Canterbury begonnen, sondern in Palästina. "Das Land Palästina hat der Welt Jesus geschenkt. Es ist höchste Zeit, Palästina Frieden zu schenken."

Zerstörung im Gaza-Streifen / © Anas-Mohammed (shutterstock)

Jerry Pillay, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), erklärte, der ÖRK habe wiederholt zu einem sofortigen und bedingungslosen Waffenstillstand aufgerufen, "um das Blutvergießen und die Zerstörung im Gazastreifen zu beenden und es der humanitären Hilfe zu ermöglichen, die Bedürftigen zu erreichen." Der ÖRK appelliere an die Anerkennung des "gleichen, von Gott gegebenen Wertes und der gleichen Würde jedes menschlichen Lebens, ob palästinensisch oder israelisch, muslimisch, jüdisch oder christlich".

Weißes Haus relativiert Trumps Gaza-Pläne

Einen Tag nach den international auf Entsetzen gestoßenen Aussagen von US-Präsident Donald Trump über die Zukunft des Gazastreifens äußert sich das Weiße Haus zurückhaltender. Auf die Frage einer Journalistin, ob die US-Regierung bereit sei, die Menschen mit Zwang aus ihrer Heimat zu vertreiben, reagierte Sprecherin Karoline Leavitt ausweichend. 

US-Präsident Donald Trump und der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu / © Alex Brandon (dpa)
US-Präsident Donald Trump und der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu / © Alex Brandon ( (Link ist extern)dpa )