Caritas International hilft Erdbebenopfern

"Wir brauchen definitiv Spenden"

Erst bebt die Erde nachts sehr stark, dann mittags erneut: Das ganze Ausmaß der Katastrophe an der türkisch-syrischen Grenze ist noch nicht abzusehen. Internationale Hilfe läuft an. Caritas International engagiert sich.

Erdbeben erschüttern Türkei und Syrien / © Uncredited/IHA/AP (dpa)
Erdbeben erschüttern Türkei und Syrien / © Uncredited/IHA/AP ( dpa )

DOMRADIO.DE: 7,7 auf der Richterskala, was bedeutet das eigentlich?

Christoph Klitsch-Ott (KNA)
Christoph Klitsch-Ott / ( KNA )

Christoph Klitsch-Ott (Referatsleiter Nahost-Nordafrika bei Caritas International): Ich bin natürlich kein Erdbeben-Spezialist, aber aus unserer Erfahrung kann ich sagen: 7,7 und das Beben war in einer Tiefe von nur zehn Kilometern – das ist ein richtig schweres Erdbeben und gehört sicherlich zu den zu den ganz schweren, die es in den letzten Jahrzehnten gegeben hat.

DOMRADIO.DE: Jetzt ist das Ganze gerade einmal zwölf Stunden her. Wie ist Ihr aktueller Stand und wo bekommen Sie Ihre Informationen her?

Klitsch-Ott: Wir haben Partner auf beiden Seiten, sowohl in der Türkei, die uns berichten, mit denen wir eigentlich Nothilfe-Projekte für syrische Flüchtlinge machen und dann unter anderem mit der Caritas in Syrien. Wir haben seit vielen Jahren große Nothilfe-Projekte auf dem Hintergrund des Bürgerkriegs auch in Aleppo und Latakia; Städte, die vom Erdbeben auch stark betroffen sind. Diese Kollegen berichten uns natürlich seit heute Morgen, seit dem Erdbeben, was sie sehen, was sie erfahren und versuchen auch etwas Ordnung in das Chaos der Informationen zu bringen.

DOMRADIO.DE: Caritas International ist als Hilfswerk der Caritas Deutschland in Krisen und Katastrophen da, um das Überleben von Menschen zu sichern. Das heißt, bei Ihnen ist wahrscheinlich heute Morgen mit der Katastrophenmeldungen dann auch so etwas wie ein Uhrwerk angelaufen?

Caritas international

Caritas International arbeitet eng mit den weltweit 165 nationalen Caritas-Organisationen zusammen. Von seinem Hauptsitz in Freiburg aus unterstützt das katholische Hilfswerk jährlich etwa 1.000 Hilfsprojekte in aller Welt. In den Projekten gewährleisten die Kompetenz und das Engagement der einheimischen Caritas-Mitarbeiter den dauerhaften Erfolg vor Ort.

Die Caritas gibt es in über 160 Ländern / © Karolis Kavolelis (shutterstock)
Die Caritas gibt es in über 160 Ländern / © Karolis Kavolelis ( shutterstock )

Klitsch-Ott: Im Prinzip kann man das sagen. Ich wäre eigentlich im Urlaub. Ich bin dann natürlich heute Morgen ins Büro gegangen. Wir haben hier einen Krisenstab mit den zuständigen Kollegen und Kolleginnen gebildet, die sich mit der Region beschäftigen. Wir haben unsere Partnerorganisationen kontaktiert, haben im Libanon drei Kolleginnen des Deutschen Caritasverbandes stationiert. In Damaskus haben wir eine syrische Kollegin, die bei uns unter Vertrag ist und mit der wir in dauerndem Kontakt sind und versuchen die Informationen zu sammeln, zu ordnen. Die Kollegen der lokalen Partnerorganisationen sind dabei, erste Erhebungen zu machen: Wo sind die Schäden, was wird gebraucht und was müssen wir in die Wege leiten?

DOMRADIO.DE: Was kann man denn jetzt als erstes konkret tun, außer diese Erhebung der Daten und der Schäden?

Klitsch-Ott: Was jetzt natürlich in den ersten Tagen sein wird, ist medizinische Hilfe und Rettungsmaßnahmen. Das ist nicht unser Spezialgebiet. Aber wir werden sicherlich im Bereich Beschaffung von Hilfsgütern und Nahrungsmitteln behilflich sein. Aber auch warme Kleidung und Decken wird man brauchen. Man muss wissen, dass es in Aleppo relativ kalt ist und auch in Gaziantep auf der türkischen Seite. Die Temperaturen sind um die null Grad und es gibt zurzeit Schneeregen, was die Rettungsmaßnahmen schwierig macht. Aber was natürlich neben den Nahrungsmitteln auch Bedarf an Heizmaterial deutlich macht.

DOMRADIO.DE: Man glaubt immer Türkei ist ein Urlaubsgebiet, da ist es immer schön warm. Aber wir reden natürlich hier jetzt über die Bergregionen.

Klitsch-Ott: Ja, ich bin schon im Februar nach Syrien gereist und ich kann Ihnen sagen, ich habe selten so gefroren wie in Syrien, wenn Sie in solchen Zeiten ohne Heizung unterwegs sind.

DOMRADIO.DE: Türkei und Syrien: Zwei Länder, die eine Grenze haben, die aber doch sehr unterschiedlich sind. Syrien ist im Moment ja auch Kriegsgebiet. Inwieweit sind da denn Ihre Möglichkeiten eingeschränkt?

Klitsch-Ott: Syrien ist natürlich deutlich schwieriger. Wir haben dort mehr Arbeitserfahrung als in der Türkei. Die Türkei ist ja im Prinzip für unsere Verhältnisse ein relativ gut organisiertes Land. Die werden auch viel selber tun können, obwohl auch dort die Schäden riesig sind und man internationale Unterstützung brauchen wird.

In Syrien kommt dazu: Bürgerkriegsgebiet, gerade auch der Norden, der betroffen ist, die Provinz Idlib, ist schwer zugänglich, wo auch teilweise noch gekämpft wird. Aber da haben wir jetzt über zwölf Jahre Arbeitserfahrung. Wir können uns dort bewegen. Aber das Problem wird sein: Wie reagiert die internationale Gemeinschaft? Syrien ist ja stark mit Sanktionen belegt. Wie kriegt man Geld ins Land, wie kriegt man Hilfsgüter ins Land? Da wird auch politisch einiges an den Rahmenbedingungen gemacht werden müssen, damit Hilfen schneller und besser laufen können.

DOMRADIO.DE: Die Politik ist die eine Seite, wir als einzelne Menschen vielleicht auch. Welche Hilfe benötigen Sie da? Was können wir als einzelne Menschen machen?

Klitsch-Ott: Ich sage es mal ganz simpel: Wir brauchen definitiv Spenden. Wir können Hilfsgüter in der Türkei beschaffen, wir können Hilfsgüter in Syrien oder in den Nachbarländern Libanon und Jordanien beschaffen. Dafür braucht es Spenden, dafür braucht es Geld. Es macht wenig Sinn, jetzt Hilfsgüter aus Deutschland, wenn es sich nicht um spezialisierte medizinische Güter zum Beispiel handelt, in das Krisengebiet zu schaffen.

Das Interview führte Bernd Hamer.

Hier können Sie an Caritas International spenden:

Caritas international / IBAN: DE88 6602 0500 0202 0202 02 / BIC: BFSWDE33KRL / Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe

Quelle:
DR