Caritas international rechnet damit, dass Hunderttausende ukrainische Kriegsflüchtlinge langfristig unterstützt werden müssen. Der Leiter der Hilfsorganisation, Oliver Müller, sagte am Montag im Deutschlandfunk, die Hilfsbereitschaft der Ukrainer untereinander sowie die Hilfen durch die Nachbarstaaten wie Polen und Rumänien seien enorm. "Aber auch Deutschland sollte seiner Verantwortung gerecht werden und Menschen aufnehmen und versorgen, wenn sie in unser Land fliehen." Müller verwies auf das Schicksal von Tausenden Heimkindern. Aktuell hätten die ukrainischen Behörden die Caritas in Polen angefragt, 6.000 bis 7.000 Kinder aufzunehmen.
Lage schlimmer als das schlimmste Szenario
Die Lage für die Menschen, die versuchten, in Sicherheit zu kommen, sei extrem belastend, betonte Müller. Frauen, Kinder und Alte müssten in eisiger Kälte stundenlang an Grenzen warten. Derzeit könnten 34 von 37 Caritasstellen in der Ukraine weiter arbeiten und Flüchtlinge versorgen. "Allerdings ist die Lage schlimmer als das schlimmste Szenario, auf das wir uns vor Beginn des Krieges vorbereitet haben." Müller betonte, noch könnten alle mit Lebensmitteln versorgt werden. "Wahrscheinlich ist es aber nur eine Frage der Zeit, bis die Lager leer sein werden."
Außerdem sieht Müller die angekündigten Aufstockungen des Rüstungsetats mit einer "gewissen Unruhe". Entscheidend sei es, auch die Mittel für humanitäre Hilfe auf eine Milliarde Euro zu erhöhen. In Entwicklungsstaaten wachse angesichts der Russland-Ukraine-Krise die Sorge, dass ihre Unterstützung mittelfristig in den Hintergrund geraten werde.