Caritas kritisiert Behelfsunterkünfte in Erdbebenregion

Untaugliche Zeltsiedlungen

Auch ein Jahr nach dem Erdbeben in der Südosttürkei und im Nordwesten Syriens ist die Lage der Bevölkerung von Normalität weit entfernt. Das Hilfswerk Caritas International blickt mit Sorge auf die existierenden Behelfsunterkünfte.

Vor einem Zelt am Rande eines Containerdorfes in der Erdbebenregion Südtürkei/Nordsyrien / © Boris Roessler (dpa)
Vor einem Zelt am Rande eines Containerdorfes in der Erdbebenregion Südtürkei/Nordsyrien / © Boris Roessler ( dpa )

"Immer noch sind viele Menschen gezwungen, in Behelfsunterkünften wie Zelten zu leben", sagte Oliver Müller, Leiter von Caritas international, am Freitag in Freiburg. Gerade jetzt in den kalten und nassen Wintermonaten sei dies ein großes Problem.

Oliver Müller, Leiter von Caritas international in Deutschland / © Harald Oppitz (KNA)
Oliver Müller, Leiter von Caritas international in Deutschland / © Harald Oppitz ( KNA )


Im Nordwesten Syriens, der Region um Idlib, befinde sich die Bevölkerung wegen des seit 2011 herrschenden Bürgerkriegs ohnehin in einer sehr prekären Lage. 

Auf humanitäre Hilfe angewiesen 

90 Prozent der rund 4,6 Millionen Bewohner seien bereits vor dem Beben auf humanitäre Hilfe angewiesen gewesen, 72 Prozent hätten sich nicht ausreichend ernähren können. 

"Das Erdbeben vor einem Jahr hat die Situation weiter verschärft", so Müller. Zwei Millionen Menschen müssten in untauglichen Zeltsiedlungen leben.

Auch in den übrigen Landesteilen Syriens sei die Lage schwierig. "Fast 13 Millionen Menschen sind auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen, fast drei Millionen leiden Hunger", so die Caritas. 

500.000 Menschen in provisorischen Unterkünften

Besonders vom Beben betroffen seien Homs und Aleppo, wo die Erschütterungen zu weiteren massiven Zerstörungen geführt hätten. Allein in Aleppo seien etwa 70 Prozent der Häuser und der Infrastruktur durch den Krieg und das Beben zerstört. 

Im Südosten der Türkei, wo sich das Epizentrum des Bebens befand, seien rund 500.000 Menschen noch auf provisorische Containerunterkünfte angewiesen. Hilfe für die Menschen sei weiterhin dringend notwendig, betonte die Caritas.

Erdbeben in der Türkei und in Syrien

Vor knapp zwei Wochen hat ein schweres Beben der Stärke 7,7 die Südosttürkei und den Norden Syriens erschüttert, Stunden später folgte ein Beben der Stärke 7,6. Die Zahl der bestätigten Toten in der Türkei und Syrien liegt bei mehr als 45 000. Zehntausende wurden zudem verletzt, Tausende gelten noch als vermisst.

Bundeskanzler Olaf Scholz hatte den Erdbebenopfern am Samstag die Solidarität Deutschlands versichert. Deutsche Hilfskräfte waren in der Region im Einsatz, die Luftwaffe unternahm Hilfsflüge. (dpa, 19.2.23)

Erdbebenkatastrophe in der Türkei / © Petros Giannakouris/AP (dpa)
Erdbebenkatastrophe in der Türkei / © Petros Giannakouris/AP ( dpa )
Quelle:
KNA