Caritas kritisiert geplante Kürzung bei Migrationsberatung

"Schlag in den Nacken"

Die Ampel-Regierung plant, den Etat für Migrationsberatung um rund ein Drittel zu kürzen. Experten der Caritas üben deutliche Kritik und fordern stattdessen verlässliche Strukturen für Zugewanderte und Beratende.

Flüchtlinge aus der Ukraine werden nach ihrer Ankunft in Köln in Empfang genommen / © Julia Steinbrecht (KNA)
Flüchtlinge aus der Ukraine werden nach ihrer Ankunft in Köln in Empfang genommen / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Die geplanten Etat-Kürzungen bei der Migrationsberatung bedeuten laut Experten nicht nur große Einschnitte für Zugewanderte, sondern auch "einen Schlag in den Nacken" der Beratenden: "Das ist gerade ein sehr flaues Gefühl für uns als Beratungskräfte, weil wir wissen, viele Menschen werden ab dem nächsten Jahr nicht mehr versorgt werden können", sagte Tim Westerholt, Migrationsberater bei der Caritas im Erzbistum Köln, im ARD-Morgenmagazin (Montag).

Flüchtlinge / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Flüchtlinge / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Laut einem Haushaltsentwurf der Ampel-Regierung soll der Etat für Migrationsberatung 2024 von etwa 81 Millionen Euro um rund ein Drittel auf 57 Millionen Euro gekürzt werden. Für die Caritas Köln bedeute das, dass von den jährlich bisher rund 2.500 Menschen etwa 800 Personen nicht mehr geholfen werden könne. "Das ist so nicht in Ordnung", so der Caritas-Experte.

Stabile Strukturen und gute Ressourcen nötig

"Die Migrationsberatung soll immer schnell springen, wenn Krisen sind", kritisierte Westerholt. Die Berater hätten eine Art Wegweisersystem für die Ankommenden, weil sie ihnen Orientierung für den Weg in Schule, Ausbildung, Sprachkurs, Wohnung und Arbeit geben, so der Caritas-Experte. "Deshalb braucht die Caritas und die vielen anderen Träger stabile Strukturen und gute Ressourcen, auf die wir uns verlassen können." Andernfalls seien auch Stellenstreichungen zu erwarten.

Caritas-Helfer unterstützen Flüchtlinge aus der Ukraine / © Daniel Sztork (shutterstock)
Caritas-Helfer unterstützen Flüchtlinge aus der Ukraine / © Daniel Sztork ( shutterstock )

Als Grund für die Pläne der Bundesregierung sieht Westerholt einerseits, dass die Wirksamkeit der Programme nicht ausreichend bekannt sei. Und: "Es gibt eine zu geringe Lobby für Migrantinnen und Migranten in diesem Land, gerade jetzt, wo wir an verschiedenen Stellen eine Verschiebung der Asylpolitik erleben. Vielleicht will auch gerade nicht so sehr hingeguckt werden", so der Caritas-Berater.

"Am falschen Ende gespart"

Hier werde am falschen Ende gespart zugunsten der "Heiligkeit der schwarzen Null", gab Westerholt zu bedenken: "Das, was jetzt eingespart wird, wird später viel mehr kosten: Die Kosten für nicht gelernte Sprache von Zugewanderten, die fehlende Unterstütztung bei der Anerkennung von akademischen Qualifikationen sind viel höher als der Mehrwert, wenn Menschen schnell auf die richtige Bahn hier kommen, ihren Studienabschluss anerkannt bekommen, ihre Familie hier gut integrieren können und die Gesellschaft bereichern."

Ebenso passten die geplanten Kürzungen weder zu den aktuellen Migrationszahlen, da noch immer sehr viele Menschen aus der Ukraine, Syrien und Irak kämen. "Es passt auch nicht zu der im Koalitionsvertrag niedergeschriebenen Absicht der Bundesregierung: ein Neuanfang in der Migrationspolitik", sagte Westerholt.

Caritas Deutschland

Der Deutsche Caritasverband (DCV) ist der größte Wohlfahrtsverband Europas. Die Dachorganisation katholischer Sozialeinrichtungen setzt sich für Menschen in Not ein. Mit rund 690.000 hauptamtlichen Mitarbeitern - 80 Prozent sind Frauen - ist die Caritas zudem der größte private Arbeitgeber in Deutschland. Der Begriff "caritas" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Nächstenliebe. Sitz des 1897 gegründeten Verbands ist Freiburg. Wichtige Bedeutung haben die Büros in Berlin und Brüssel.

Hinweisschild der Caritas / © Michael Althaus (KNA)
Hinweisschild der Caritas / © Michael Althaus ( KNA )

 

Quelle:
KNA