Caritas will stärkere Beteiligung von armen Menschen an Politik

Verbindliches Mitspracherecht

Seit Wochen spitzt sich die Debatte über strengere Regelungen beim Bürgergeld zu. Sozialverbände sehen das mit Sorge. Die Caritas fordert, armutsbetroffene Menschen stärker zuzuhören und sie besser zu beteiligen.

Symbolbild Armut / © Khamidulin Sergey (shutterstock)

Der Caritasverband fordert eine stärkere Beteiligung von armen Menschen an der Politik. Sie sollten bei relevanten
Gesetzgebungen mit eingebunden werden, erklärte die Caritas am Donnerstag in Berlin. 

Rund ein Fünftel der deutschen Bevölkerung ist nach Angaben der Caritas armutsgefährdet. Noch bis Sonntag dauert die aktuelle Armutswoche. Motto ist "Frieden beginnt beim Zuhören".

Mitspracherecht in Gremien

Ziel ist demnach, dass politisch Verantwortliche auf allen Ebenen von Betroffenen selbst erfahren, was diese für eine politische Teilhabe benötigen. Konkret wollen armutsbetroffene Menschen nach Angaben der Caritas etwa ein verbindliches Mitspracherecht in sozialpolitisch relevanten Gremien erhalten, wie etwa dem Beirat der Bundesagentur für Arbeit. 

Die Forderungen der Betroffenen sollen am Donnerstag an Bundestagsabgeordnete übergeben werden. Die Aktionswoche jährt sich in diesem Jahr zum 20. Mal. Sie fand 2004 als Reaktion auf Einschnitte in der Sozialpolitik durch die damalige rot-grüne Regierung statt.

Gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken

Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa erklärte, Menschen, die von Bürgergeld oder anderen Sozialleistungen lebten, litten immer wieder unter Missachtung und Vorurteilen. Ihre Lebenswirklichkeit, die oft geprägt sei von wiederholten Schicksalsschlägen, werde nicht verstanden. 

Wer sich abgestempelt und nicht ernstgenommen fühle, erlebe sich machtlos und verliere den Glauben an sich, aber auch an die Gesellschaft und besonders an die Politik. Es sei jetzt wichtiger denn je, aktiv zuzuhören, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.

Tag für die Beseitigung der Armut

Der Internationale Tag für die Beseitigung der Armut geht auf den 17. Oktober 1987 zurück, als sich mehr als 100.000 Menschen in Paris öffentlich mit den Betroffenen von Armut solidarisierten. Weltweit setzen sich Organisationen an diesem Tag für die Belange armer Menschen ein.

Caritas Deutschland

Der Deutsche Caritasverband (DCV) ist der größte Wohlfahrtsverband Europas. Die Dachorganisation katholischer Sozialeinrichtungen setzt sich für Menschen in Not ein. Mit rund 690.000 hauptamtlichen Mitarbeitern - 80 Prozent sind Frauen - ist die Caritas zudem der größte private Arbeitgeber in Deutschland. Der Begriff "caritas" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Nächstenliebe. Sitz des 1897 gegründeten Verbands ist Freiburg. Wichtige Bedeutung haben die Büros in Berlin und Brüssel.

Hinweisschild der Caritas / © Michael Althaus (KNA)
Hinweisschild der Caritas / © Michael Althaus ( KNA )
Quelle:
epd , KNA