Caritas wünscht verbindliche Beratung zu Wehr- oder Freiwilligendienst

Zahl würde sich "rasch verdoppeln"

Soll die derzeit ausgesetzte Wehrpflicht wieder eingeführt werden? Oder ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr? Die Caritas bringt eine weitere Idee in die aktuelle Debatte ein - die für Männer und Frauen gleichermaßen gilt.

Soldatin in der Bundeswehr / © Bernd von Jutrczenka (dpa)

Die Caritas schlägt für alle jungen Menschen eine verbindliche Beratung zu Angeboten wie Wehr- oder Freiwilligendienst vor. Damit könne man schnell und einfach sowohl die Zahl der Wehrdienstleistenden erhöhen als auch die Zahl der jungen Menschen, die sich in Freiwilligendiensten oder im Zivil- und Katastrophenschutz engagieren.

Eva-Maria Welskop-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes (DCV). / © Gordon Welters (KNA)
Eva-Maria Welskop-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes (DCV). / © Gordon Welters ( (Link ist extern)KNA )

"Experten gehen davon aus, dass unser Modell die Zahlen derer rasch verdoppeln wird, die sich für einen solchen Gesellschaftsdienst entscheiden", heißt es weiter in einem Brief von Caritas-Präsidentin Eva Welskop-Deffaa, der der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt. Adressiert ist das Schreiben an Unions-Fraktionsvize Johann Wadephul (CDU), den Vorsitzenden der Arbeitsgruppe 12 (Außen, Verteidigung, Entwicklung, Menschenrechte) bei den schwarz-roten Koalitionsverhandlungen.

Ohne Grundgesetzänderung umsetzbar

Konkret spricht sich der katholische Sozialverband für ein "Recht auf Gesellschaftsdienste mit verbindlicher Beratung" aus. Anders als die Alternativvorschläge - Auswahlwehrpflicht, Wiedereinführung der alten Wehrpflicht oder Einführung eines verpflichtenden Gesellschaftsjahres - könne dieser Vorschlag "sofort ohne Grundgesetzänderung einerseits und ohne Ungleichbehandlungen von Frauen und Männern andererseits umgesetzt werden", so Welskop-Deffaa.

Im Rahmen des verbindlichen Beratungsangebots sollten Bundeswehr, Träger des Zivil- und Katastrophenschutzes und Träger der Freiwilligendienste über die möglichen Einsatzformate "einladend informieren". Freiwilligendienste als Lern- und Orientierungsjahre, Ausbildung und Engagement im Zivil- und Katastrophenschutz sowie der Dienst in der Bundeswehr würden auf diese Weise parallel weiterentwickelt, fügte die Caritas-Präsidentin hinzu.

Zusammenhalt und Demokratie stärken

Schon heute engagierten sich in Deutschland viele Millionen Menschen, davon jährlich knapp 100.000 in einem gesetzlich geregelten Freiwilligendienst. Die Erfahrung dieses Engagements gebe den Menschen Zuversicht und Vertrauen und stärke damit sozialen Zusammenhalt, Demokratie, Resilienz und Generationengerechtigkeit.

Mit dem Rechtsanspruch auf Förderung eines Freiwilligendienstes, verbunden mit verbindlichen Beratungsangeboten für alle Schulabgänger, könne "die Zahl der Dienstleistenden in kurzer Zeit verdoppelt und mittelfristig auch noch weiter ausgebaut werden", so Welskop-Deffaa weiter: "Wir sind davon überzeugt, dass im Zuge einer solchen Entwicklung auch die Zahl der jungen Menschen, die sich für einen Dienst in der Bundeswehr entscheiden, kurzfristig die erforderliche Höhe erreichen wird."

Caritas Deutschland

Der Deutsche Caritasverband (DCV) ist der größte Wohlfahrtsverband Europas. Die Dachorganisation katholischer Sozialeinrichtungen setzt sich für Menschen in Not ein. Mit rund 690.000 hauptamtlichen Mitarbeitern - 80 Prozent sind Frauen - ist die Caritas zudem der größte private Arbeitgeber in Deutschland. Der Begriff "caritas" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Nächstenliebe. Sitz des 1897 gegründeten Verbands ist Freiburg. Wichtige Bedeutung haben die Büros in Berlin und Brüssel.

Hinweisschild der Caritas / © Michael Althaus (KNA)