Chef des Katholischen Büros NRW wirbt für zielgenaue Sozialleistungen

Eine Frage der Verantwortung

83 Millionen Euro will die NRW-Landesregierung im Sozialbereich einsparen. Sozialverbände protestieren gegen das Vorhaben. Der Kontaktmann der katholischen Kirche zur Landespolitik bringt das christliche Menschenbild ins Spiel.

Antonius Hamers / © Nicole Cronauge (Katholisches Büro NRW)

In Zeiten knapper öffentlicher Kassen spricht sich der Leiter des Katholischen Büros NRW, Antonius Hamers, dafür aus, soziale Leistungen zielgenauer zu vergeben. Dies mache einen guten Sozialstaat aus, nicht die Vielzahl von Angeboten, schreibt Hamers in einem Gastbeitrag für das münstersche Onlineportal "Kirche und Leben" am Freitag.

Der aktuelle Haushaltsentwurf der schwarz-grünen Landesregierung für das Jahr 2025 sieht im Sozialbereich Kürzungen von 83 Millionen Euro vor. "Wenn die Mittel knapp werden, müssen wir dafür sorgen, dass sie die Menschen erreichen, die besonders bedürftig sind", betonte Hamers. Das Katholische Büro ist die Vertretung der fünf NRW-Bistümer bei Landtag und Landesregierung in Düsseldorf.

Neben Zielgenauigkeit mahnte Hamers Verantwortung als wichtigen Aspekt des christlichen Menschenbilds an: "Jeder Mensch ist im Rahmen seiner Fähigkeiten verantwortlich für sich und für sein Umfeld. Daher müssen wir unsere Sozialpolitik so ausrichten, dass Menschen in die Lage versetzt und herausgefordert werden, selbst Verantwortung zu übernehmen."

Menschen fördern und fordern

Grundsätzlich sprach sich der Leiter des Katholischen Büros für sozialstaatliche Maßnahmen aus. Der Staat wende große Beträge auf, um Solidarität zu üben, Ungerechtigkeiten abzubauen und Menschen in Notlagen zu unterstützen: "Das ist gut und richtig, weil es Menschen ermöglicht, in Würde zu leben, und weil es den gesellschaftlichen Frieden bewahrt." Der Staat dürfe den Einzelnen nicht sich selbst überlassen. "Wir müssen fördern und fordern, damit Menschen - mit möglichst wenig staatlicher Zuwendung - ihr Leben gestalten können", so Hamers weiter.

Für Mittwoch kommender Woche hat ein Bündnis aus Sozialverbänden, zu dem auch Caritas und Diakonie gehören, eine Demonstration vor dem Düsseldorfer Landtag angekündigt. Es will gegen die Einsparungen im sozialen Bereich protestieren. 

Eine bereits jetzt bestehende "Mangelverwaltung" werde durch die Einsparungen noch weiter verstärkt, heißt es in dem Aufruf der Verbände: "Sollten die Kürzungen umgesetzt werden, wird das für viele Menschen in unserem Land sichtbare und spürbare Folgen haben. Die soziale Infrastruktur wird geschwächt und Unterstützungsangebote für zahlreiche Gruppen werden zurückgefahren." Bei der Demonstration werden 20.000 Menschen erwartet.

Katholisches Büro NRW

Das Katholische Büro Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf ist die Vertretung der Erzbistümer Köln und Paderborn sowie der Bistümer Aachen, Essen und Münster im Land zwischen Rhein und Weser. Es wird seit September 2014 geleitet von Dr. Antonius Hamers.   

Antonius Hamers, Leiter des Katholischen Büros NRW / © Ingo Brüggenjürgen (DR)
Antonius Hamers, Leiter des Katholischen Büros NRW / © Ingo Brüggenjürgen ( DR )
Quelle:
KNA