Vatikan fordert von Trump das Ende der Polarisierung in den USA

"Extreme Maßnahmen vermeiden"

Nach Trumps Wahlsieg in den USA gehen Glückwünsche aus aller Welt ein - ebenso aus dem Vatikan. Doch Chefdiplomat Parolin richtet auch mahnende Worte an den künftigen Präsidenten. Er erinnert an die Menschenwürde von Migranten.

Donald Trump / © Jae C. Hong (dpa)
Donald Trump / © Jae C. Hong ( dpa )

Der Vatikan hat dem künftigen US-Präsidenten Donald Trump zu dessen Wahl gratuliert und ihn aufgefordert, die Polarisierung in den USA zu überwinden und zu Frieden in der Welt beizutragen. Der Chefdiplomat des Papstes, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, nahm am Donnerstag am Rande einer Konferenz in Rom Stellung zur Wiederwahl Trumps, wie das Portal Vatican News berichtete.

Kardinal Pietro Parolin, Staatssekretär des Vatikans, hält eine Rede auf dem UN-Klimagipfel COP28. / © Rafiq Maqbool/AP/dpa (dpa)
Kardinal Pietro Parolin, Staatssekretär des Vatikans, hält eine Rede auf dem UN-Klimagipfel COP28. / © Rafiq Maqbool/AP/dpa ( dpa )

"Natürlich wünschen wir ihm alles Gute", sagte Parolin und fügte hinzu, dass Weisheit gemäß biblischer Tradition als oberste Tugend für Regierende besonders wichtig sei. Trumps Ankündigung, Kriege beenden zu wollen, begrüßte Parolin zwar, äußerte jedoch zugleich Skepsis. "Ich glaube auch nicht, dass er einen Zauberstab hat", bemerkte er und betonte, dass Demut und die Bereitschaft, sich für das Allgemeinwohl einzusetzen, notwendig seien, um tatsächlich Frieden zu schaffen.

Für eine humane Politik

Zudem äußerte sich der Kardinal kritisch zu Trumps angekündigten Massenabschiebungen lateinamerikanischer Migranten. Dazu verwies er auf die klare Haltung des Heiligen Stuhls. "Wir sind für eine Politik, die klug ist, die human ist und die extreme Maßnahmen vermeidet", sagte Parolin und erinnerte an Worte des Papstes zur Menschenwürde von Migranten. Dies, so der Kardinal, sei der einzige Weg, die komplexen Migrationsprobleme zu lösen, ohne dass Spaltung und Fremdenfeindlichkeit weiter geschürt würden.

Mögliche Gemeinsamkeiten sieht Parolin beim Schutz ungeborenen Lebens. Trump habe sich mehrfach öffentlich gegen Abtreibung ausgesprochen und vertrete damit eine traditionelle Haltung der katholischen Lehre. Überdies sei er zuversichtlich, dass sich die Beziehungen zwischen Washington und dem Vatikan nicht gravierend ändern werden. Trotz Differenzen sehe der Vatikan in der Zusammenarbeit mit den USA weiterhin eine Gelegenheit, sich für Gemeinwohl und Weltfrieden einzusetzen.

Die katholische Kirche in den USA

Die römisch-katholische Kirche ist die größte Glaubensgemeinschaft der USA, denn die Protestanten teilen sich in verschiedene Konfessionen. Ein knappes Viertel der US-Amerikaner ist katholisch, die meisten Katholiken leben im Nordosten und im Südwesten. Genaue Zahlen sind schwierig, weil in den USA der Wechsel einer Konfession sehr häufig vorkommt.

Die katholische Kirche in den USA / © rawf8 (shutterstock)
Die katholische Kirche in den USA / © rawf8 ( shutterstock )
Quelle:
KNA