Chefdiplomat des Papstes fordert verbale Abrüstung

Von Konfrontation zu Wohlwollen

Eine baldige Waffenruhe in der Ukraine ist immer noch nicht in Sicht. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin ruft nun vor dem Diplomatischen Corps zu Friedensbemühungen auf und das "heute - und nicht erst morgen".

Mit Sonnenblumen bemalte Autowracks an einer Ausfallstraße von Irpin in der Nähe von Kiew / © Kay Nietfeld (dpa)
Mit Sonnenblumen bemalte Autowracks an einer Ausfallstraße von Irpin in der Nähe von Kiew / © Kay Nietfeld ( (Link ist extern)dpa )

Mit Blick auf die anhaltenden Kriege in der Welt hat Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin am Freitag verstärkte Friedensbemühungen angemahnt. Bei einer Messe für die Gesundheit des kranken Papstes sagte er vor den beim Vatikan akkreditierten Diplomaten zahlreicher Staaten: "Wenn wir uns nicht mit unseren Brüdern versöhnen, begehen wir einen heuchlerischen Akt." 

 Pietro Parolin
 / © Gordon Welters (KNA)

Es sei unabdingbar, "von einer Logik der Konfrontation zu Wohlwollen überzugehen", betonte die Nummer zwei des Vatikans bei der Feier im Apostolischen Palast. "Und das muss bald geschehen; heute - und nicht erst morgen."

Weil Papst Franziskus seit einem Monat wegen einer schweren Atemwegserkrankung im Krankenhaus behandelt wird, kann er seinen Amtsgeschäften nur sehr eingeschränkt nachgehen. Die Worte des Kardinalstaatssekretärs, der etliche Termine des Kirchenoberhaupts übernimmt, haben daher zurzeit besonderes Gewicht.

Kriege entstehen im Herzen

Kriege entstünden nicht auf dem Schlachtfeld, sondern im Herzen des Menschen, so Parolin in seiner Predigt. "Die Hand wird durch das Herz und auch durch den Mund bewaffnet." Wer ernsthaft Frieden suche, müsse daher zuallererst verbal abrüsten. Eine aggressive, beleidigende Sprache sei schädlich. "Denn dort beginnt der Krieg, wenn wir Worte von Verachtung, Abneigung und Hass äußern", gab der Chefdiplomat des Papstes zu bedenken.

Diplomatische Beziehungen des Vatikan

Der Heilige Stuhl unterhält derzeit diplomatische Beziehungen zu 183 Staaten weltweit. Hinzu kommen die EU und der Souveräne Malteserorden. 88 Staaten sowie die EU und der Malteserorden lassen ihre Botschafter beim Heiligen Stuhl in Rom residieren. Ferner sind die Arabische Liga, die Internationale Organisation für Migration und das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge UNHCR mit eigenen Gesandten beim Vatikan vertreten.

Über den Dächern des Vatikans / © Angelo Cordeschi (shutterstock)