Chilenische Missbrauchsopfer sollen Ende Februar gehört werden

Aussage via Skype

Es kommt Bewegung in den Fall: Mit Blick auf eine mögliche Vertuschung von Missbrauch durch den chilenischen Bischof Juan Barros sollen Betroffene nun vor dem päpstlichen Sonderermittler aussagen.

Symbolbild Missbrauch in der katholischen Kirche / © Jan Woitas (dpa)
Symbolbild Missbrauch in der katholischen Kirche / © Jan Woitas ( dpa )

Wie chilenische Medien am Dienstag berichteten, sollen die Missbrauchsopfer am 20. und 21. Februar vor dem maltesischen Erzbischof Charles Scicluna die Taten des inzwischen vom Vatikan verurteilten katholischen Geistlichen Fernando Karadima schildern. Das bestätigte Juan Carlos Cruz, eines der Opfer. Da er nicht nach Chile kommen könne, sei er gebeten worden, aus einer Pfarrei in Philadelphia (USA) via Skype auszusagen.

Unterdessen hieß es vom vatikanischen Presseamt, eine Stellungnahme zu einem Brief von Cruz an Papst Franziskus, dessen Bekanntwerden am Montag für Wirbel gesorgt hatte, sei vorerst nicht zu erwarten.

Einarbeitung in Sachverhalt

Derzeit arbeite Sonderermittler Scicluna sich in den Sachverhalt ein, sagte die stellvertretende Pressesprecherin Paloma Garcia Ovejero am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Sobald Scicluna aus Chile zurückgekehrt sei, würden seine Ermittlungen im Vatikan ausgewertet und dann über weitere Maßnahmen entschieden. Scicluna war von 2002 bis 2012 vatikanischer Chefermittler in Missbrauchsfällen.

Der Brief des Chilenen Cruz an Papst Franziskus hatte den Vatikan zuvor in Erklärungsnot gebracht. In dem 2015 verfassten Schreiben, das dem Sender BBC vorliegt, belastet Cruz den heutigen Bischof Juan Barros schwer. Dieser habe in den 1980er Jahren etliche Fälle von sexuellem Missbrauch von Jungen durch seinen inzwischen vom Vatikan verurteilten Amtsbruder Fernando Karadima mit angesehen, ohne dagegen einzuschreiten.

Keine Beweise

Papst Franziskus hatte während seines Chile-Besuchs im Januar erklärt, es gebe keine Beweise dafür, dass der 2015 von ihm zum Bischof von Osorno ernannte Barros sexuellen Missbrauch durch Karadima vertuscht habe. Barros' Amtseinführung wurde damals begleitet von heftigen Protesten Hunderter Demonstranten, die gegen seine Bischofsernennung protestierten. Cruz' Brief an den Papst datiert laut BBC vom 3. März 2015, knapp drei Wochen vor diesen Ereignissen. Angehängt ist der Text eines weiteren, einen Monat früher verfassten Schreibens von Cruz an den Apostolischen Nuntius in Chile, Erzbischof Ivo Scapolo.

Über den Leiter der Päpstlichen Kinderschutzkommission, den Bostoner Kardinal Sean O'Malley, sei der Brief dann an den Papst gelangt, so der BBC-Bericht. Weiter heißt es darin, der Kardinal habe später Cruz nach dessen Worten die Übergabe des Schreibens an Franziskus telefonisch bestätigt. Ob Franziskus den Brief gelesen hat, ist nicht bekannt. Der Vatikan wollte sich laut Sender nicht zu dem Vorgang äußern.

Fall Barros in den Medien

Der Fall Barros hatte während der jüngsten Chile-Reise von Papst Franziskus Mitte Januar die Schlagzeilen der chilenischen Medien bestimmt. Der Papst hatte sich zunächst hinter den beschuldigten Bischof gestellt und erklärt: "An dem Tag, an dem man mir einen Beweis gegen Bischof Barros vorlegt, werde ich sprechen." Alles andere sei "Verleumdung".

Wenig später entschuldigte sich Franziskus für seine Wortwahl, die Opfer sexuellen Missbrauchs verletzt habe. Viele Missbrauchsopfer könnten keine Beweise für das Erlittene beibringen oder schämten sich, diese offenzulegen. Statt von "Beweisen" müsse man richtiger von sicheren Indizien sprechen, so der Papst, der inzwischen eine neue Untersuchung des Falles in Auftrag gab.


Quelle:
KNA