Chinas Kommunisten festigen Griff auf Bistum Shanghai

Orientierung an Parteiführung

Die Kommunistische Partei Chinas kontrolliert offenbar die Linientreue des katholischen Bistums Shanghai. Das asiatische Nachrichtenportal Ucanews berichtet über den Besuch einer Parteidelegation bei Bischof Joseph Shen Bin.

Eine Katholikin in China betet / © Katharina Ebel (KNA)
Eine Katholikin in China betet / © Katharina Ebel ( KNA )

Der Bischof war vor einem Monat ohne Zustimmung des Vatikans eingesetzt worden. Er habe die Delegation über die aktuelle Situation der Diözese Shanghai und deren Bemühungen, die Sinisierungspolitik der Kommunistischen Partei umzusetzen, informiert, hieß es laut Ucanews auf der Webseite der Diözese. Bischof Shen Bin habe betont, die katholische Gemeinde in Shanghai müsse "eine politische Identität haben und sich an die Führung der Partei halten".

Sinisierung ist die von Präsident Xi Jinping verordnete Ideologie mit dem Ziel, ethnische und religiöse Gemeinschaften in China auf die Grundwerte von Marxismus und Sozialismus sowie die Vorherrschaft der Partei zu verpflichten. Die Volksrepublik China hatte Anfang April ohne Abstimmung mit dem Vatikan Bischof Shen Bin vom Bistum Haimen nach Shanghai versetzt. Man habe von der Einsetzung des Bischofs in Shanghai aus den Medien erfahren, so Vatikansprecher Matteo Bruni.

Beobachter: Verletzung des Geheimabkommens

Shen Bin war 2010 mit Zustimmung des Vatikans zum Bischof von Haimen ernannt worden. Im August 2022 wurde der 53-Jährige von der "Versammlung der katholischen Repräsentanten" zum Vorsitzenden der staatlichen und vom Vatikan nicht anerkannten "Bischofskonferenz der katholischen Kirche in China" gewählt.

Die Umstände der Versetzung von Shen Bin werten Beobachter als Verletzung des 2018 geschlossenen Geheimabkommens zwischen dem Vatikan und China. Obwohl offiziell nichts über dessen Inhalt verlautbart wurde, wird allgemein angenommen, dass gemäß dem Abkommen die Regierung nur Bischöfe ernennen sollte, die auch die Zustimmung des Papstes haben.

Welches Verfahren das Abkommen vorsieht, um ein solches Einvernehmen herzustellen, ist nicht bekannt. Im Oktober 2022 hatte der Vatikan mitgeteilt, das Abkommen sei um zwei Jahre verlängert worden.

Aus vatikanischer Sicht unbesetzt 

Shanghai ist ein symbolisch bedeutsamer Bischofssitz in China. Der später zum Kardinal erhobene Bischof Kung Pin-Mei war von 1950 bis zu seiner Inhaftierung durch die kommunistischen Machthaber 1955 Bischof der Diözese. Er verbrachte 33 Jahre im Gefängnis und starb im Alter von 98 Jahren am 12. März 2000 im amerikanischen Exil. Seit Jahren gilt der Bischofssitz von Shanghai aus vatikanischer Sicht als unbesetzt.

Katholische Kirche in China

Nach Schätzungen von Experten sind rund 10 Millionen der knapp 1,4 Milliarden Einwohnern der Volksrepublik China Katholiken; die Behörden verzeichnen jedoch lediglich 6 Millionen. Das US-Forschungsinstitut Pew geht von 9 Millionen aus. Als kleine Minderheit haben die Katholiken mit rund 100 Diözesen dennoch landesweit funktionierende Kirchenstrukturen.

Kruzifix in katholischer Kirche in China / © Katharina Ebel (KNA)
Kruzifix in katholischer Kirche in China / © Katharina Ebel ( KNA )
Quelle:
DR