In Rom feierte der Papst den Karfreitagsgottesdienst im Petersdom. Am späten Abend wollte Franziskus traditionell die Kreuzwegprozession mit tausenden Gläubigen am Kolosseum in Rom leiten, bei dem gemeinsam die 14 Stationen des Leidenswegs Jesu gegangen werden.
Die Meditationstexte dazu stellen in diesem Jahr die Not von Migranten in den Mittelpunkt. Die Texte klagen Gleichgültigkeit gegenüber Toten im Mittelmeer und Opfern von Menschenhandel an. Sie rufen Gesellschaft, Regierungen, Gesetzgeber und Kirche sowie auch jeden einzelnen zur Verantwortung.
Karfreitag in Jerusalem
In der Jerusalemer Altstadt fanden unter hohen Sicherheitsvorkehrungen die alljährlichen Karfreitagsprozessionen statt. Die Gläubigen zogen die Via Dolorosa entlang, um dem Leidensweg Jesu von seiner Verurteilung bis zur Kreuzigung zu gedenken. Dabei waren in diesem Jahr weniger ausländische Pilgergruppen als in den Vorjahren unter den Teilnehmern, wenige Gruppen trugen Kreuze mit sich. Der Kreuzweg endete an der Grabeskirche, an der sich insgesamt sechs Konfessionen nach genauem Zeitplan mit ihren Gottesdiensten abwechseln.
Am Freitagabend wird die seit Jahrhunderten von den Franziskanern gepflegte Tradition der Kreuzabnahme und Grablegung gefeiert: Dazu wird auf dem Golgota-Hügel eine hölzerne Jesusfigur vom Kreuz abgenommen, auf dem Salbstein gesalbt und zum Grab getragen.
Respekt, Toleranz und mehr Miteinander
Auf den Philippinen gab es farbenprächtige Umzüge. Zahlreiche Gläubige geißelten sich selbst in Nachahmung des Leidens Jesu oder ließen sich ans Kreuz schlagen. Die Nachstellung der Kreuzigung Jesu ist umstritten.
In Deutschland riefen katholische und evangelische Bischöfe zu Respekt, Toleranz und mehr Miteinander auf. Erinnert wurde auch an den verheerenden Brand in der Pariser Kathedrale Notre-Dame. In vielen Orten gab es Kreuzwegandachten, zum Beispiel in Lübeck, der ökumenisch begangen wird und als ältester Kreuzweg bundesweit gilt.
Mehr Respekt und Toleranz
Nach den Worten des Münchner Kardinals Reinhard Marx müssten Christen "gerade in Europa dafür sorgen, dass nicht neu Hass und Misstrauen gegeneinander gesät werden". Das sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz laut Manuskript in seiner Predigt zum "Kreuzweg der Völker" in der Innenstadt. Die christliche Prägung Europas werde "erkennbar und spürbar" in einem "Miteinander der Völker und Nationen, in einem Geist der Versöhnung und des Friedens".
Zu mehr Respekt und Toleranz in Debatten mahnte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). In einer Botschaft schreibt Heinrich Bedford-Strohm: "Gerade heute, wo der Ton der politischen Auseinandersetzung national wie international schärfer wird, gilt es daran zu erinnern: Wo wir einander in dem Bewusstsein gegenübertreten, dass wir zum Bilde Gottes geschaffen sind, da dürfen Hass und Gewalt keinen Platz in unserem Miteinander haben."
Bottroper Halde Haniel
Der Karfreitags-Kreuzweg auf der Bottroper Halde Haniel hat zum 25. Mal stattgefunden. Bei der Jubiläumsveranstaltung nahm neben Bergleuten auch Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck teil. Er würdigte die Bedeutung des Bergbaus und den Zusammenhalt unter den Bergleuten.
Zum Jahresende 2018 habe es nach über 200 Jahren "Schicht im Schacht!" geheißen, so Overbeck laut Redemanuskript. Nun gelte es, "erfahrene Wege" weiterzugehen, "um genau das zu zeigen, was auch für den Bergbau von Bedeutung war und ist, nämlich solidarisch zusammen zu bleiben". Ein Bergmann habe gewusst, dass er allein nichts, mit anderen gemeinsam aber vieles sei. "Vertrauen braucht eben Solidarität und ist die Basis von sozialem Zusammenhalt und sozialer Sicherheit."
Bewahrung der Schöpfung
Solidarität braucht es laut Overbeck aber nicht nur untereinander, sondern auch mit der Schöpfung. "Tun wir genug für die Bewahrung der Schöpfung?", fragte er. Notwendig sei eine "ökologische Umkehr". Es sei wichtig, "die große Geschichte des Ruhrgebiets weiter mit einer neuen Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung, für die Solidarität mit den zu kurz Gekommenen, mit der Anerkennung echter Mitverantwortung" zu tragen. Auch die "Ewigkeitslasten" und "Ewigkeitskosten" des Bergbaus seien zu bewältigen, so Overbeck. "Es bleibt noch eine Menge zu tun, damit auch die nächste und übernächste Generation hier in der Region wirklich leben kann."
Der Kreuzweg auf der Halde Haniel des Bergwerks Prosper-Haniel findet seit 1995 statt und soll die "enge Verbundenheit zwischen Kirche und Bergbau im Ruhrgebiet" verdeutlichen. Der 1.200 Meter lange Gebetsgang auf die 159 Meter hohe Halde wurde von der verstorbenen Ordensschwester Tisa von der Schulenburg, dem Oberhausener Künstler Adolf Radecki sowie Auszubildenden des Bergwerks gestaltet. Auf 15 Kupfertafeln ist die Passion Christi mit Elementen der Bergbauwelt dargestellt.
Kreuzweggebeten in Hamburg
Zum 20. Mal fand in Hamburg am Karfreitag ein ökumenischer Kreuzweg für die Rechte von Flüchtlingen statt. Er steht in diesem Jahr unter dem Motto "Denn sie wissen nicht, was sie tun", wie das Erzbistum Hamburg auf seiner Internetseite ankündigte. Auch der katholische Weihbischof Horst Eberlein und die evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs nahmen an dem Kreuzweg teil.
Er mache auf das Leiden und Sterben von Flüchtlingen aufmerksam, sagte Fehrs. "Oft kennen wir nicht einmal die Namen der Opfer. Auf dem Kreuzweg wollen wir ihrer gedenken, Gott um Vergebung bitten und die Welt zur Veränderung rufen", so die Bischöfin.
Christen und Muslime
Der Kreuzweg begann den Angaben nach um 12.30 Uhr vor der Hafenpolizei an der Kehrwiederspitze und endete in der Evangelisch-Reformierten Kirche (Ferdinandstraße 21). Veranstalter sind unter anderen die katholische und evangelische Flüchtlingsarbeit, die diakonische Basisgemeinschaft "Brot & Rosen" sowie die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Hamburg (ACK).
Wenig später am Karfreitag setzten Christen und Muslime in Hamburg ein gemeinsames Friedenszeichen. An der mittelalterlichen Kreuzigungsgruppe vor der Sankt-Georgskirche am Hauptbahnhof hielten sie um 15.00 Uhr eine interreligiöse und ökumenische Kreuzwegandacht, wie die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Sankt Georg-Borgfelde ankündigte. Das Gebet findet laut Mittelung seit 15 Jahren statt und steht dieses Mal unter dem Motto "Meine Seele ist betrübt bis an den Tod", ein Zitat aus dem Matthäus-Evangelium.
"Was die Welt zusammenhält"
Zum ökumenischen Lübecker Kreuzweg wurden am Karfreitag mehrere Hundert Menschen erwartet. Der wohl älteste Kreuzweg Deutschlands steht in diesem Jahr unter dem Motto "Was die Welt zusammenhält", wie die Organisatoren mitteilten. Teilgenommen haben auch Nordkirchen-Bischöfin Kirsten Fehrs, Hamburgs Erzbischof Stefan Heße und der frühere schleswig-holsteinische Ministerpräsident Björn Engholm (SPD).
Zusammen mit weiteren Geistlichen und Prominenten hielten sie an den fünf Kreuzwegstationen Ansprachen. Die Prozession ist eine gemeinsame Aktion der Sankt-Jakobi-Kirchengemende und der Katholischen Pfarrei Zu den Lübecker Märtyrern.
Das Motto "Was die Welt zusammenhält" solle hinterfragen, was Christen in heutiger Zeit zur Gemeinschaft etwa im häuslichen Umfeld oder im großen Europa beitragen, erläuterte Pastor Lutz Jedeck.