"Die Menschen haben Angst und fühlen sich hoffnungslos", erklärte der Bischof der zuständigen Diözese Faisalabad, Indrias Rehmat, im Gespräch mit dem weltweiten katholischen Hilfswerk "Kirche in Not" (ACN). "Gerechtigkeit kann nur von der Regierung geschaffen werden. Die Täter sind größtenteils gegen Kaution freigelassen worden, und das beunruhigt die christliche Gemeinde."
Nach den Ausschreitungen am 16. August 2023 hatten pakistanische Behörden 305 Personen verhaftet. Ihnen wurde vorgeworfen, Christen attackiert und ihr Eigentum zerstört zu haben. Von den Inhaftierten sind bereits 300 wieder auf freiem Fuß, teilte die katholische Kommission für Gerechtigkeit und Frieden mit. Gerichtsverhandlungen gegen die mutmaßlichen Angreifer stünden noch aus.
Nur ein Christ wurde verurteilt
Es gebe nur ein Urteil im Zusammenhang mit den Ausschreitungen, teilte die Kommission mit: Der Christ Ehsan Shan verbüßt eine lebenslange Haftstrafe wegen angeblicher Blasphemie. Er soll in den sozialen Medien ein Bild eines geschändeten Korans geteilt haben. Berichte darüber waren der Auslöser für die Übergriffe, bei denen lokalen Angaben zufolge mindestens 26 Kirchen und 86 Wohnhäuser von Christen schwer beschädigt wurden.
Häuser und Kirchen nur zum Teil wieder aufgebaut
Von diesen Wohngebäuden seien nach einem Jahr nur 26 wiederaufgebaut, bemängelte die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden. Eigentlich hatte die pakistanische Regierung eine schnelle Entschädigung zugesagt. Von den zerstörten Kirchen könnten 19 wieder genutzt werden. Die Renovierungsarbeiten wurden allerdings häufig von den Gemeinden selbst geleistet. Wie Bischof Rehmat sagte, hätten staatlich organisierte Bautrupps die Arbeit unzuverlässig und zum Beispiel schadhafte Dächer nicht repariert.
Deshalb habe die Diözese die Zusammenarbeit beendet, weil weitere Beschädigungen an den Gotteshäusern zu befürchten gewesen seien. "Kirche in Not" hatte den Wiederaufbau unterstützt und betroffenen Familien Grundausstattungen zum Kochen und Waschen zur Verfügung gestellt, damit sie in ihre beschädigten Häuser zurückkehren konnten.
Keine Veranstaltungen unter freiem Himmel am Jahrestag
Zum ersten Jahrestag der Ausschreitungen hätten keine Gedenkveranstaltungen im Freien stattfinden dürfen; davor hätten die Sicherheitsbehörden ausdrücklich gewarnt, teilte der katholische Pfarrer von Jaranwala, Yaqub Yousif, "Kirche in Not" mit. Dennoch hätten Gottesdienste und Andachten stattgefunden.
Die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden forderte ein entschiedeneres Vorgehen gegen Extremisten. Es sei zu befürchten, dass diese sich durch die Ermittlungen in ihrer Ehre gekränkt fühlten und auf Rache sinnen würden. Kommissions-Geschäftsführer Naeem Youssif Gill sagte: "Die Verantwortlichen müssen Provokationen durch Lautsprecher unterbinden, extremistische Gruppen verbieten und Hassliteratur beschlagnahmen. Darin darf nicht lockergelassen und die Erfolge dokumentiert werden."