Christian Stückl zufrieden mit erster Hälfte der "Passion"

Trotz vieler Corona-Erkrankungen unter Darstellern

Der Leiter der Passionsspiele Oberammergau, Christian Stückl, ist trotz der Corona-Einschränkungen zufrieden mit der ersten Hälfte der Festspiele. Die Darsteller seien auch nach 50 Vorstellungen immer noch mit Ernst bei der Sache.

Autor/in:
Christiane Ried
Christian Stückl, Spielleiter der Passionsspiele Oberammergau / © Dieter Mayr (KNA)
Christian Stückl, Spielleiter der Passionsspiele Oberammergau / © Dieter Mayr ( KNA )

Auch beim Publikum kommt die diesjährige Passion offenbar an: Die Gesamtauslastung im Theater betrage pro Vorstellung 85 bis 90 Prozent. "Wir sind froh, dass es so rausgegangen ist. Wir müssen wirklich dankbar sein", sagte der 60 Jahre alte Regisseur. Und dennoch sei diese Spielzeit mit ihren 110 Vorstellungen zwischen Mai und Oktober von Corona geprägt.

Apostel mussten am Kreuz hängen

In den vergangenen zwei Wochen habe es viele Corona-Fälle bei den Darstellern gegeben, in der Spitze bis zu 20 am Tag. Einmal seien die Darsteller der zwei Verbrecher am Kreuz gleichzeitig krank gewesen. Dafür seien dann zwei Apostel-Darsteller eingesprungen und hätten am Kreuz hängen müssen.

Jesus hängt am Kreuz - bei den Passionsspielen in Oberammergau / © Dieter Mayr (KNA)
Jesus hängt am Kreuz - bei den Passionsspielen in Oberammergau / © Dieter Mayr ( KNA )

"Die waren hoch aufgeregt, haben aber den Text sauber abgeliefert.

Die waren richtig gut", sagte Stückl. Wegen Corona habe man sich auf solche Eventualitäten vorbereiten müssen.

Bühne weniger überfüllt

Christian Stückl kann der Pandemie aber auch Positives abgewinnen:

Eigentlich hätten die Passionsspiele schon 2020 stattfinden sollen, mussten aber wegen Corona um zwei Jahre verschoben werden. Von den ursprünglich 2.000 erwachsenen Darstellern seien letztlich 500 abgesprungen, weil sie sich nicht noch einmal monatelang hätten freinehmen können für die Passion. Mit der aktuellen Zahl der Darsteller ist Stückl nach eigenen Worten zufrieden. Die Bühne sei nicht mehr so überfüllt. Man müsse künftig schon darüber nachdenken, wie man die Zahl der Darsteller begrenzen kann.

Eine besondere Tradition hält Stückl für überholt, nämlich dass nur gebürtige Oberammergauer oder Menschen, die seit mindestens 20 Jahren in dem Ort wohnen, bei den Passionsspielen mitwirken dürfen.

Oberammergauer Passionsspiele / © Dieter Mayr (KNA)
Oberammergauer Passionsspiele / © Dieter Mayr ( KNA )

Bruch mit der Tradition?

"Diese Tradition ist eine ganz schreckliche", sagte Stückl, selbst gebürtiger Oberammergauer. Sie sei 1960 eingeführt worden, um Flüchtlinge und Vertriebene von den Passionsspielen auszuschließen.

Es gehe also nicht einmal um eine "wirklich alte" Tradition, betont Stückl. Heute sei es jungen Leuten einfach nicht mehr vermittelbar, warum sie 20 Jahre lang auf einen Einsatz warten müssen.

Die diesjährige Saison dauert noch bis 2. Oktober. Das weltberühmte Laienspiel mit Hunderttausenden Besuchern aus aller Welt geht zurück auf ein Gelübde aus dem Jahr 1633. Als vor fast 400 Jahren die Pest in vielen Teilen Europas wütete, machte sie auch vor dem oberbayerischen Dorf Oberammergau nicht halt. Seine Bewohner gelobten damals, in jedem zehnten Jahr das Leiden und Sterben Christi aufzuführen, wenn nur niemand mehr an der Pest sterben sollte. Das Dorf wurde erhört, und so spielten die Oberammergauer 1634 das erste Passionsspiel.

Oberammergauer Passionsspiele

Die Oberammergauer Passionsspiele gehen auf ein Gelübde von 1633 zurück. Damals versprachen die Bürger des oberbayerischen Ortes regelmäßig das Leiden und Sterben Jesu auf die Bühne zu bringen, sofern niemand mehr an der Pest sterben sollte. An Pfingsten 1634 wurde dafür erstmals die Bühne bereitet, über den Gräbern der Pesttoten. Ab 1680 ging die Gemeinde dazu über, die Aufführungen alle zehn Jahre stattfinden zu lassen.

Das Passionstheater in Oberammergau / © footageclips (shutterstock)
Das Passionstheater in Oberammergau / © footageclips ( shutterstock )
Quelle:
epd