Christliche Jugendverbände mit Sozialwort gegen Kinderarmut

"Grundlegender Perspektivwechsel"

Ihnen ist das bisherige Engagement nicht umfassend und ausreichend genug: Mit einem gemeinsamen "Ökumenischen Sozialwort" haben die beiden christlichen Jugendverbände jetzt ihre Vorstellungen vom Kampf gegen Kinderarmut veröffentlicht.

Autor/in:
Dirk Baas
Jugendverbände gegen Kinderarmut / © Christian Charisius (dpa)
Jugendverbände gegen Kinderarmut / © Christian Charisius ( dpa )

Es gehe darum, "ein dickes Brett zu bohren", sagte Bernd Wildermuth, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland (aej), dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Papier "... damit die Welt zusammenhält" wurde gemeinsam mit dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend verfasst. Man setze bewusst auch ein Zeichen gegen den neoliberalen Zeitgeist, betonte der württembergische Landesjugendpfarrer.

Wildermuth kritisierte, dass das Engagement der Politik gegen Kinderarmut längst nicht ausreiche. "Dieser Kampf steht vielleicht auf der Agenda, aber definitiv nicht oben. Vieles scheint wichtiger", sagte der Theologe.

In politische Diskussion durchdringen

Mit der Forderung, den Reichtum einzudämmen, um die Armut zu senken, sei in politischen Diskussionen schwer durchzudringen: "In den öffentlichen Debatten im Wahlkampf wurde fast ausschließlich über die Tabubrüche der AfD diskutiert. Die Inhalte traten in den Hintergrund." Aber, so betonte der Verbandschef: "Die Fragen, die im Sozialwort gestellt werden, müssen von der neuen Regierung beantwortet werden." Das Papier diene als Grundlage, um sich in die politischen Entscheidungsprozesse einzumischen.

Grundlegender Perspektivwechsel gefordert

Die christlichen Jugendorganisationen fordern einen grundlegenden Perspektivwechsel zur Armutsbekämpfung. Die Wirtschaft müsse für den Menschen da sein und nicht umgekehrt: "Wenn so viele Mittel, wie 2008 zur Rettung der Banken freigesetzt wurden, zur Bekämpfung von Armut eingesetzt werden, dann stimmt die Richtung", sagte Wildermuth.

Das Papier enthält Vorschläge zur Finanzierung eines sozialen Ausgleichs, etwa die Einführung einer Finanztransaktionssteuer, eine Vermögenssteuer und eine "Luxussteuer" zur Ergänzung der Mehrwertsteuer. Ob sich nach der Bundestagswahl zumindest Teile davon umsetzen lassen, hänge auch davon ab, ob es der Zivilgesellschaft gelinge, soziale Gerechtigkeit und Armutsbekämpfung ganz nach oben auf die politische Agenda zu heben, sagte der aej-Vorsitzende.

Bedingungsloses Kinder- und Jugendgrundeinkommen

Die Verfasser des Papiers fordern neben besseren Bildungsangeboten auch ein bedingungsloses Kinder- und Jugendgrundeinkommen. Wildermuth nennt das "Bafög für alle". Es gehe um die Förderung und Bildung von Geburt an, um gleiche Teilhabemöglichkeit von allen Kindern und Jugendlichen am gesellschaftlichen Leben: "Es wird ein Aushandlungsprozess sein, wie hoch dieses Einkommen angesetzt wird.

Eine Verdoppelung des Kindergeldes bei gleichzeitiger Umwandlung des Kindergeldes in ein bedingungsloses Kinder- und Jugendgrundeinkommen wäre ein Einstieg."


Quelle:
epd
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