Claudia Roth würdigt Konzept der Ökumene

Niemand aus Gesprächen ausgeschlossen

Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat das Konzept der Ökumene als Beitrag für die Demokratie gewürdigt. "Einigkeit kann nur im Gespräch miteinander gefunden werden", sagte sie am Sonntag in ihrer Kanzelrede in St. Lukas in München

Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien  / © Alexander Riedel (KNA)
Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien / © Alexander Riedel ( KNA )

Niemand werde aus dem Gespräch ausgeschlossen, weil er oder sie anders sei. Dieser Grundsatz verweise auch die Behauptung der ursprünglichen Homogenität eines Volkes "ins Reich der Lüge".

Wie die Kirche wisse auch der demokratische Rechtsstaat, wie anstrengend und kompliziert Ökumene ist. Einigkeit müsse erst einmal gesucht werden. "Totalitäre Regime und Autokraten suchen keine Einigkeit. Sie wollen sie erzwingen", sagte Roth weiter. Die Verbündeten des Krieges seien Rassismus, Antisemitismus, Menschenfeindlichkeit und Hass.

Verteidiger der Menschenwürde

Die Staatsministerin rief dazu auf, das Versprechen des "Nie wieder" einzuhalten. Das gelte nicht nur für Deutsche ohne Migrationshintergrund oder heterosexuelle Menschen, sondern für jeden Einzelnen. "Wir alle, jeder von uns, ist als Demokrat oder Demokratin, aber auch als Christ und Christin gefordert, dem Hass zu widersprechen, ihm entgegenzutreten, wo immer er sich zeigt", forderte Roth. Demokratie und Kirche müssten als Verteidiger der Menschenwürde zusammenstehen.

Kompromisslose Aufklärung

Die Würde von Kindern und Jugendlichen sei dabei besonders verletzlich. Mit Blick auf die aktuelle Studie zu sexualisierter Gewalt in der Evangelischen Kirche in Deutschland, die mindestens 2.225 Betroffene und 1.259 mutmaßliche Täter benennt, sagte sie, dasVerhalten der Kirche habe sie entsetzt. 

"Sie hat vor dem Offensichtlichen jahrzehntelang die Augen geschlossen und die himmelschreiende Not der jungen Opfer überhört." Kompromisslose Aufklärung der Taten mithilfe externer Fachleute und Beschwerdestellen sowie vollkommene Transparenz seien das Mindeste, was die Betroffenen von der Kirche erwarten könnten.

Ökumene

Der Begriff "Ökumene" stammt aus dem Griechischen und heißt wörtlich übersetzt "die ganze bewohnte Erde". Gemeint sind die Bemühungen um die Einheit aller getrennten Christen. Die Ökumenische Bewegung ging zunächst von evangelischer Seite aus; als Beginn gilt die Weltmissionskonferenz von Edinburgh im Jahr 1910. Sie führte 1948 zur Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen (Weltkirchenrat, ÖRK) mit Sitz in Genf. Ihm gehören heute 349 reformatorische, anglikanische und orthodoxe Kirchen mit 560 Millionen Christen in 110 Ländern an.

Bewegung in der Ökumene / © Paul Sklorz (KNA)
Bewegung in der Ökumene / © Paul Sklorz ( KNA )
Quelle:
epd