Niemand werde aus dem Gespräch ausgeschlossen, weil er oder sie anders sei. Dieser Grundsatz verweise auch die Behauptung der ursprünglichen Homogenität eines Volkes "ins Reich der Lüge".
Wie die Kirche wisse auch der demokratische Rechtsstaat, wie anstrengend und kompliziert Ökumene ist. Einigkeit müsse erst einmal gesucht werden. "Totalitäre Regime und Autokraten suchen keine Einigkeit. Sie wollen sie erzwingen", sagte Roth weiter. Die Verbündeten des Krieges seien Rassismus, Antisemitismus, Menschenfeindlichkeit und Hass.
Verteidiger der Menschenwürde
Die Staatsministerin rief dazu auf, das Versprechen des "Nie wieder" einzuhalten. Das gelte nicht nur für Deutsche ohne Migrationshintergrund oder heterosexuelle Menschen, sondern für jeden Einzelnen. "Wir alle, jeder von uns, ist als Demokrat oder Demokratin, aber auch als Christ und Christin gefordert, dem Hass zu widersprechen, ihm entgegenzutreten, wo immer er sich zeigt", forderte Roth. Demokratie und Kirche müssten als Verteidiger der Menschenwürde zusammenstehen.
Kompromisslose Aufklärung
Die Würde von Kindern und Jugendlichen sei dabei besonders verletzlich. Mit Blick auf die aktuelle Studie zu sexualisierter Gewalt in der Evangelischen Kirche in Deutschland, die mindestens 2.225 Betroffene und 1.259 mutmaßliche Täter benennt, sagte sie, dasVerhalten der Kirche habe sie entsetzt.
"Sie hat vor dem Offensichtlichen jahrzehntelang die Augen geschlossen und die himmelschreiende Not der jungen Opfer überhört." Kompromisslose Aufklärung der Taten mithilfe externer Fachleute und Beschwerdestellen sowie vollkommene Transparenz seien das Mindeste, was die Betroffenen von der Kirche erwarten könnten.