Dabei gehe es um die Einrichtung einer unabhängigen Aufarbeitungskommission, sagte Dieser der "Rheinischen Post" (Donnerstag). "Diese schwierige Aufarbeitung können wir nicht alleine leisten; da brauchen wir einfach Hilfe, auch von unabhängigen Personen außerhalb der Kirche." Im Frühjahr werde die Öffentlichkeit über die weiteren Schritte informiert. Auch über die Einrichtung eines Betroffenenbeirats werde nachgedacht.
Gutachten zu "unverdienter Milde" gegenüber Tätern
Vergangenen November veröffentlichte die Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) ein Missbrauchsgutachten für das Bistum Aachen.
Es beleuchtet, wie frühere Verantwortungsträger in der Diözese mit mutmaßlichen Übergriffen durch Geistliche umgingen. Die Untersuchung bescheinigt unter anderem Altbischof Heinrich Mussinghoff und seinem früheren Generalvikar Manfred von Holtum eine "unverdiente Milde" gegenüber Priestern, die des Missbrauchs verdächtigt und teilweise auch verurteilt wurden.
Die Münchner Kanzlei erarbeitete auch für das Erzbistum Köln ein derartiges Gutachten. Bislang wurde es jedoch nicht veröffentlicht, weil der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki es für fehlerhaft und nicht rechtssicher hält. Er ließ ein zweites Gutachten erstellen, das am Donnerstag kommender Woche veröffentlicht wird. Bischof Dieser hingegen zeigte sich zufrieden mit WSW. Die Zusammenarbeit sei professionell und die Konfrontation fair gewesen.Auch nach der Veröffentlichung des Gutachtens habe es einen "intensiven und guten Austausch" mit der Kanzlei gegeben.
Vereinbarung mit Missbrauchsbeauftragten
Im vergangenen Juni hatte die Deutsche Bischofskonferenz als erste Institution in Deutschland mit dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, eine Vereinbarung zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch geschlossen. Demnach soll es in allen 27 Bistümern künftig unabhängige Aufarbeitungskommissionen geben. Darin sollen Vertreter des Bistums, Experten aus Wissenschaft, Fachpraxis, Justiz und öffentlicher Verwaltung sowie Betroffene sitzen.