DOMRADIO.DE: In der Kölner Dombauhütte werden am Samstag zwischen 10 und 17 Uhr Schmiedemeister aus ganz Europa Nägel schmieden. Die Aktion findet unter dem Namen des bundesweiten Projektes "Schmieden für den Frieden" statt, welches im Rahmen der Domwallfahrt eingeladen wurde. Wie viele Schmiede machen am Samstag mit?
Thomas Hecker (Schmiedemeister der Dombauhütte und Organisator der Aktion in Köln): Angekündigt haben sich circa 50 Schmiede aus Finnland, aus Tschechien, aus Österreich, aus Luxemburg, aus den Niederlanden, aus Belgien und natürlich aus den deutschen Bundesländern. Für die Aktion wurden extra drei zusätzliche Schmiedefeuer zu den zwei vorhandenen Schmiedefeuern in der Werkstatt der Dombauhütte aufgebaut. Da sind wir praktisch in den letzten Zügen.
DOMRADIO.DE: Warum schmieden Sie denn ausgerechnet Nägel für den Frieden?
Tom Carstens (Schmiedemeister aus Degerndorf und Mitinitiator des Projektes "Schmieden für den Frieden"): Der Nagel hat eine ganz alte Schmiedegeschichte. Den gab es schon vor vielen hundert Jahren. Es ist auch ein Zeichen. Zum einen dafür, wo man gerne wiederkommt, hinterläßt man etwas. Und zum anderen hat jeder Schmied auch seinen eigenen Nagel, den die anderen Schmiede wiederum erkennen. Es war früher eigentlich wie ein Telefon. Wenn man auf Wanderschaft war, hat man gesehen, wo ein Nagel von einem bestimmten Schmied drin ist. Dann wusste man, dass der schon da war.
DOMRADIO.DE: Ich hatte mir einen kleinen Nagel vorgestellt. Jetzt haben Sie aber einen Nagel mitgebracht. Der geht mir so von der Handspitze bis zu meinem Ellenbogen. Und der Nagelkopf ist auf jeden Fall größer als eine Münze und ist natürlich viel schwerer. Was macht man mit so einem Nagel in dieser Größe?
Hecker: Wir wollen eben nicht nur Spenden einsammeln. Sondern wir wollen den Leuten einen gewissen Gegenwert hinterlassen. Auch eine gewisse Erinnerung. Hier am Dom ist das natürlich der schöne geschmiedete Nagel, in dessen Kopf wird die Friedenstaube mit dem Wort 'Peace' (engl. Frieden) reingesetzt, das Erkennungszeichen der Aktion.
Und weil ja im Rahmen der diesjährigen Domwallfahrt an das Ende des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren gedacht wird, kommen in den Nagelschaft noch die drei Kronen der Heiligen Drei Könige, als Zeichen der Domwallfahrt. Und jeder Nagel bekommt auf dem Schaft eine fortlaufende Nummer. Dieser Nagel wird dann gegen die Spende abgegeben. Auch bekommt man ein entsprechendes Zertifikat dazu, dass der Nagel am Kölner Dom gefertigt worden ist.
DOMRADIO.DE: Was haben diese Nägel mit der Ausbildung von Schulkindern zu tun, die aus Kriegsgebieten flüchten mussten?
Hecker: Unser verehrter Kardinal Woelki hat freundlicher Weise die Schirmherrschaft für die Aktion hier in Köln übernommen. Und er hat uns den Hinweis gegeben, dass im Libanon die St.-Rita-Schule in einem Flüchtlingslager psychosoziale Betreuung und eine Schulausbildung für Kinder durchführt. Die Kinder in diesen Flüchtlingslagern haben ja kaum eine Chance an Bildung zu kommen. Da haben wir uns bereit erklärt, diese Sache zu unterstützen.
DOMRADIO.DE: "Schmieden für den Frieden" ist nicht neu. Das Projekt gibt es schon seit drei Jahren. Schmiedemeister Tom Carstens, Sie kommen vom Starnberger See und waren schon damals vor drei Jahren dabei. Wie ist es dazu gekommen?
Carstens: Die Aktion ist mit dem Schmiedemeister Alfred Bullermann gestartet. Er hat das Projekt ins Leben gerufen. Zusammen mit dem Schauspieler Heinz Hoenig. Ich bin als Dritter dazugekommen. Uns ging es einfach darum, dass jeder etwas dazu beiträgt, Frieden zu schaffen. In dem Rahmen, der einem möglich ist. Das ist eine ganz wichtige Sache. Und es ist auch ganz wichtig, dass ein Gegenwert für die Spender in Form des Nagels da ist. Das ganze Projekt soll auf Geben und Nehmen basieren.
DOMRADIO.DE: Ein Nagel soll 100 Euro kosten. Wie lange brauchen Sie, einen solchen Nagel zu schmieden?
Carstens: Zwischen 20 bis 30 Minuten. Wir rechnen damit, dass wir am Samstag so zwischen 300 bis 400 Nägel schmieden werden. Und natürlich darf jeder auch an seinem eigenen Nagel den Nagelkopf mit rausschmieden. Dafür sind ganz viele Kollegen da, die das auch dementsprechend unterstützen können.
Das Interview führte Dagmar Peters.