Was nicht angehe, sei das aus dem Zusammenhang gerissene Zitieren von irgendwelchen biblischen Stellen, sagte der evangelische Theologieprofessor am Samstag auf dem Kirchentag in Dortmund. "Wenn wir das tun, hätten wir auch noch Sklaven", denn auch dazu gebe es in der Bibel Passagen. Bibeltreu seien nicht die Menschen, die ausgrenzten, sondern die, die akzeptierten, dass jeder einen eigenen biblischen Schlüssel habe, so Dabrock weiter. Er sprach bei einer Veranstaltung im "Zentrum Regenbogen".
Menschen auszuschließen ist "ein Unding"
Scharf kritisierte Dabrock, dass in einigen Landeskirchen Pfarrer gleichgeschlechtliche Trauungen mit Verweis auf ihr Gewissen ablehnen dürften. Wenn Menschen aus einer Gemeinde ausgeschlossen würden, sei das auch theologisch ein Unding, sagte Dabrock. Ebenso wenig dürfe ein Pfarrer aus Gewissensgründen einen Theologen in seiner Gemeinden etwa wegen einer dunklen Hautfarbe ablehnen. Wenn ein Pfarrer damit Probleme habe, müsse er sich eine andere Pfarrstelle suchen.
Der theologische Vizepräsident der westfälischen Landeskirche, Ulf Schlüter, verwies darauf, dass die Trauung für alle in den Landeskirchen oft ein langer Prozess sei. "Es gibt Prozesse, da geht es erst ganz langsam, dann geht alles ganz schnell, und am Ende haben es alle schon immer gewusst", sagte Schlüter.
Bei Hälfte der Landeskirchen ist Trauung möglich
In der westfälischen Landeskirche werde sich die Landessynode im November mit der Trauung auch gleichgeschlechtlicher Paare befassen. Er gehe davon aus, dass es dann auch in Westfalen eine Trauung für alle geben werde. Bislang gibt es in der Landeskirche eine öffentliche Segnung in einem Gottesdienst.
Unter den 20 Landeskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland ist bei etwa der Hälfte eine Trauung von homosexuellen Paaren möglich. Viele Kirchen verweisen auf den Bundestagbeschluss aus dem Jahr 2017, die Ehe auch für homosexuelle Paare zu öffnen. Zuletzt beschloss am 14. Juni die Lippische Landeskirche die kirchliche Trauung für alle.