In diesem Jahr fällt auf den ersten Dezember der erste Adventssonntag. Das Anliegen des Papstes passt besonders gut in die jetzt beginnende Zeit: Advent - das lateinische Wort heißt bekanntlich "Ankunft". Mit jedem Kind, das auf dieser Erde ankommt, kommt unübersehbar die Zukunft näher.
Im letzten Monat dieses Jahres sollten wir also nicht kurzsichtig nur auf 2020 schauen. Zukunft - wer daran denkt, spürt Hoffnungen oder Ängste oder beides gemischt: Alles, was wir empfinden, darf in unser Beten fließen. Am Ende dieses Monats und anschließend um die Jahreswende werden Christen, die ihren Glauben ernst nehmen, jedenfalls das Kind in die Mitte stellen, das seit 2.000 Jahren unsere Ansichten der Zukunft verändert. Alle Kinder aller Völker und Rassen sind seine Geschwister.
Sprecher der noch Unmündigen
Unser alter Papst macht sich in diesem Monat zum Sprecher der noch Unmündigen, gestützt auf unzählbare Großeltern, die ihre Enkel auch als ihre persönliche Zukunft ansehen und lieben. Gott sei Dank beobachten wir seit einiger Zeit auch im alten Europa bei jungen Menschen wieder neuen Mut zu Kindern. Der egoistische Lebensentwurf "Hauptsache wir jetzt; nach uns die Sintflut" ist hoffentlich von gestern. Von "Nachhaltigkeit" sprechen die Nachdenklichen jedenfalls immer häufiger und versuchen mehr und mehr entsprechend zu handeln: Wir wollen unseren Nachkommen keine verpestete Schutthalde hinterlassen!
Wie kann dieses neue Denken in globale Politik umgesetzt werden? Wer Zukunft jetzt gestalten will, muss dafür - jedenfalls in demokratischen Systemen - von der Mehrheit gewollt und gewählt werden. Falls die Mehrheit nur an das Heute denkt, wird es schwierig mit dem Übermorgen. Papst Franziskus denkt besonders an die Jüngsten, "die Leid tragen". Behinderungen, Krankheiten, Hunger und der Mangel an Ausbildung lassen Millionen von Kindern dieser Erde kaum Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Damit dürfen wir uns aber auf keinen Fall schulterzuckend abfinden.
Von der Krippe bis zum Kreuz
Das Caritas-Baby-Hospital in Bethlehem gibt seit Jahrzehnten genau am richtigen Ort genau das richtige Beispiel. Kaum zu glauben, dass diese einzige Kinderklinik Palästinas allein von Spenden aus aller Welt leben kann! Von der Krippe bis zum Kreuz wurde an dem Kind von Bethlehem deutlich, dass Leben auch mit Leid lebenswert bleibt und so noch mehr Liebe freisetzen kann.
Das letzte Gebetsanliegen des Papstes in diesem Jahr ist unüberhörbar politisch gemeint, weltpolitisch. Es stellt "jedem Land" die Frage nach seinen Prioritäten, die Reden und Handeln leiten. Wer fragt, was vorrangig ist, wird auch sagen müssen, was nachrangig bleibt oder sogar überflüssig ist. Das ist ein Disput, der längst begonnen hat, und in den nächsten Jahren vermutlich nicht einfacher wird.
Was sichert wirklich die "Zukunft der Jüngsten"? Klar, dass den Debatten dann - jenseits von Wahlparolen und wohlklingenden Sonntagsreden - "notwendige Schritte" folgen müssen; Schritte, die Not wenden. Wer wollte dem Papst hier ernsthaft widersprechen. Wir können inzwischen schon voller Hoffnung mit dem Unsichtbaren darüber sprechen, der in jedem Kind sichtbar wird.