Kardinal Bo wirbt für Protest gegen den Putsch in Myanmar

"Das einzige Licht auf diesem Weg ist Demokratie"

Nach dem Militärputsch in Myanmar ruft der Erzbischof von Rangun, Kardinal Charles Bo, zum gewaltfreien Protest gegen den Staatsstreich auf. In einer Erklärung fordert er zudem die Freilassung von Staatsrätin Aung San Suu Kyi.

Proteste nach dem Militärputsch in Myanmar / © Eugene Hoshiko (dpa)
Proteste nach dem Militärputsch in Myanmar / © Eugene Hoshiko ( dpa )

Auch Präsident U Win Myint und die festgenommenen Bürgerrechtler und Journalisten sollen frei kommen. An die Armee appelliert Bo, es dürfe keine Gewalt gegen das Volk geben.

Die internationale Gemeinschaft warnt der Kardinal vor "voreiligen Schlussfolgerungen und Urteilen" sowie Sanktionen, die "letztlich unserem Volk nichts nützen. Sanktionen bergen die Gefahr des Zusammenbruchs der Wirtschaft und werfen Millionen zurück in die Armut. Alle Beteiligten zu einem Versöhnungsprozess zusammenzubringen ist der einzige Weg."

Unverständnis für Putsch

Den Putsch selbst kommentiert Bo mit Unverständnis. Der friedliche Übergang zu einer gewählten Regierung sei 2015 durch die Armee bewirkt worden, die dafür "von der Welt bewundert wurde". Die neuerliche Machtübernahme der Armee habe "die Welt und das Volk von Myanmar geschockt".

Die Vorwürfe der Armee, bei der Wahl im vergangenen Jahr habe es Unregelmäßigkeiten gegeben, hätten mit der "Hilfe von neutralen Beobachtern durch Dialog gelöst werden können".
Die Ankündigung von Neuwahlen in einem Jahr sieht Bo mit Skepsis: "Das Volk von Myanmar ist leere Versprechungen leid. Es wird niemals falsche Beteuerungen akzeptieren."

Mit eindringlichen Worten richtet sich Bo an Aung San Suu Kyi. "In diesem Moment spreche ich mein persönliches Mitgefühl für Ihre Notlage aus und bete, dass Sie wieder inmitten Ihres Volkes wandeln und dessen Stimmung heben werden". Der Kardinal gibt zugleich verstehen, dass die für ihren autokratischen Politikstil bekannte Aung San Suu Kyi eine Mitschuld an der Krise trage.

Er wolle "bekräftigen, dass dieses Ereignis wegen des Mangels an DIALOG (Großschreibung im Original), Kommunikation und gegenseitiger Akzeptanz geschehen konnte."

Notstand ausgerufen

Abschließend betont der Kardinal: "Frieden ist möglich. Frieden ist der einzige Weg. Das einzige Licht auf diesem Weg ist Demokratie."

Am Montag hatte die Armee die Macht an sich gerissen und einen zwölfmonatigen Notstand ausgerufen. Den Putsch rechtfertigte sie mit angeblichen Manipulationen der zweiten freien Parlamentswahl im November 2020 nach Jahrzehnten der Militärdiktatur. Aung San Suu Kyi und ihre Nationale Liga für Demokratie hatten einen deutlichen Sieg verbucht.


Kardinal Charles Bo / © Cristian Gennari (KNA)
Kardinal Charles Bo / © Cristian Gennari ( KNA )
Quelle:
KNA