Leo Tolstoi wird der Aphorismus zugeschrieben: "Alle wollen die Welt verändern, aber keiner sich selbst." Weltveränderung fängt mit der persönlichen Bekehrung an. Diesen Zusammenhang unterstreicht Papst Franziskus in seiner Gebetsmeinung für den März: die Ausbreitung des Gottesreichs ist mit der persönlichen Umkehr verbunden.
Dafür kann das Bußsakrament, die Beichte, eine wichtige Hilfe sein. Beichte ist Begegnung mit der grenzenlosen Barmherzigkeit Gottes. Sie ist ein persönliches Bekenntnis der Sünden, verbunden mit der Lossprechung und dem Vorsatz, das Leben zu ändern. Dies steht auch ganz am Anfang der Verkündigung Jesu: "Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!" (Mk 1,15)
Veränderungen passieren schon
Doch persönliche Veränderungsprozesse sind schwierig. Sprichwörtlich ist die Redensart vom "alten Adam". Den wollte Martin Luther ersäufen, machte dabei aber die Erfahrung, dass er gut schwimmen konnte. Um wieviel schwieriger sind dann gesellschaftliche Transformationsprozesse. Angesichts der ökologischen Krise stehen wir vor der Herausforderung, unser ganzes Wirtschaftssystem nachhaltig, umweltverträglich und sozial umzubauen.
Papst Franziskus forderte in seiner Enzyklika "Laudato si" über die Sorge für unser gemeinsames Haus eine "ökologische Bekehrung". Auch die ökologisch-soziale Transformation muss einhergehen mit persönlichen Veränderungen im Lebensstil und im Konsum: weniger Fleisch, mehr Nutzung des öffentlichen Verkehrs, Kreislaufwirtschaft. Die hoffnungsvolle Botschaft von "Laudato si" ist, dass Veränderungen sowohl auf der persönlichen als auch auf der politischen Ebene möglich und zum Teil schon im Gang sind.
Vorbilder suchen
Gelungene Beispiele von Bekehrungen zeigen sich in Heiligenbiografien. Besonders eindrucksvoll lässt sich das an der Lebensgeschichte des heiligen Ignatius von Loyola, dem Gründer des Jesuitenordens ablesen. Geboren wurde er 1491 als das dreizehnte und letzte Kind einer alten baskischen Adelsfamilie. Er schlug eine höfisch-ritterliche Laufbahn ein, die jedoch in einer Sackgasse endete. 1521 leistete er bei der Verteidigung der Zitadelle von Pamplona bis zuletzt Widerstand gegen die feindliche Übermacht der Franzosen.
Eine Kanonenkugel traf ihn am Bein und verletzte ihn schwer. Das zertrümmerte Bein entzündete sich, und er schwebte über mehrere Tage zwischen Leben und Tod. Als sich langsam Besserung einstellte, verlangte er zum Zeitvertreib nach Ritterromanen. Doch im heimatlichen Schloss gab es nur "fromme" Bücher, darunter mehrere Heiligenbiografien. Während der quälend langen Monate der Genesung begann er, über den Sinn seines Lebens und seine Zukunft nachzudenken.
Gott liebt grenzenlos
Dabei machte er eine wichtige Entdeckung. Malte er sich eine Fortsetzung seiner weltlichen Karriere aus, so konnte er sich vorübergehend dafür begeistern, doch dann fand er sich trocken und unzufrieden. Wenn er sich vorstellte, ein Leben nach dem Vorbild der Heiligen zu führen, blieb er auch danach zufrieden und froh. Diese Beobachtung von ganz unterschiedlichen Stimmungen und Gefühlen wurde zum Ausgangspunkt seiner Bekehrung. Er entschied sich für ein Leben in der Nachfolge Jesu.
Ignatius machte die Erfahrung, dass es bei der Bekehrung um ein Zusammenwirken von eigener Anstrengung und göttlicher Gnade geht. Am Anfang steht die Erfahrung, von Gott grenzenlos geliebt zu sein. Diese Erfahrung setzt frei, sich für andere Menschen und eine gerechtere Gesellschaft einzusetzen. Dies hat Ignatius so ausgedrückt: "Wenige ahnen, was Gott aus ihnen machen würde, wenn sie sich ganz seiner Gnade überließen."