Das Gebetsanliegen des Papstes für den Mai

Propheten für Afrika

"An die Ränder gehen": Der Papst betet in seinem Gebetsanliegen für Mai "für die Christen in Afrika: dass sie nach dem Beispiel des barmherzigen Jesus ein prophetisches Zeugnis für Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden geben".

Gebetsanliegen von Papst Franziskus für Mai 2017 / © Harald Oppitz/Sabine Schüller (KNA)
Gebetsanliegen von Papst Franziskus für Mai 2017 / © Harald Oppitz/Sabine Schüller ( KNA )

Den "dunklen Erdteil" stellt Papst Franziskus uns gerade in dem Monat vor Augen, der in Europa als der schönste gilt. Die Beziehungen zwischen Europa und Afrika haben eine Geschichte, und man kann sie kaum schönreden. Die Splitter in den eigenen Augen im Blick auf die Kolonialzeit sind noch nicht vergangen. Viele Staaten sind unabhängig. Aber die Ausbeutung geht vielfach weiter, unter dem hübschen Deckmantel von "gewinnbringendem Export" oder sogar "Entwicklungshilfe", die zuweilen den Namen nicht verdient.

"Afrika-Mission" ist keine Einbahnstraße. Gut ausgebildete Seelsorger, Krankenschwestern und Ärzte aus verschiedenen Ländern Afrikas bereichern unsere Städte und Gemeinden und lassen uns etwas vom Reichtum als Weltkirche erfahren. Das eindrucksvolle neue Misereor-Hungertuch hat ein Künstler aus Nigeria geschaffen, der in Düsseldorf studiert hat und in Pulheim bei Köln lebt.

Beten ist keine Weltflucht

Wenn wir in diesem Monat mit Papst Franziskus für die Mitchristen in Afrika beten, wird sich auch das Gefühl von Dankbarkeit einstellen für alles, was trotz unserer Fehler dort wächst. Wir werden Afrikaner endlich wahrnehmen als das, was sie sind: Unsere Schwestern und Brüder, in deren Kontinent nach heutigem Wissensstand die allerersten Menschen vor X Millionen Jahren lebten. Wir werden in unser Bitten die Dankbarkeit für das Ende der Apartheidpolitik hineinfließen lassen und auch die trotz allen Mängeln sichtbare Bereitschaft in Europa, Bootsflüchtlingen eine neue Heimat zu geben. Der Papst, der uns für Afrika zu beten bittet, hat auf Lampedusa der Welt gezeigt, dass Beten nicht passive Weltflucht ist.

Offensichtlich möchte er mit Hilfe unserer Gebete die hoffnungsvollen Kräfte stärken, die er in den christlichen Gemeinden Afrikas beobachtet: Ein "prophetisches Zeugnis" könnten sie geben! Das griechische Wort "Prophet" kann man ja mit "Vorhersager", aber auch mit "Hervorsager" übersetzen.

Menschen nicht vergessen

Wenn gerade kirchliche Hilfswerke gemeinsam mit einheimischen Dorfbewohnern gegen Dürre und Hunger gute Erfolge erzielen, wenn wir hören, dass afrikanische Bischöfe gemeinsam mit führenden Muslimen in den zahlreichen Bruderkriegen und Stammesfehden für Frieden und Versöhnung eintreten, wenn wir hören wie einheimische Ordensschwestern an der Seite von Mädchen stehen, an denen die herkömmlichen grausamen Verstümmelungen vorgenommen werden sollen oder Gemeinden selbstvergessen Flüchtlinge aufnehmen, dann wird sicher mehr als durch noch so zündende Predigten deutlich, was "der barmherzige Jesus" auch 2017 in Afrika bewirken kann.

Wie schon oft kann das "weltweite Gebetsnetzwerk des Papstes", auch unseren Sinn für Gerechtigkeit schärfen und unsere Kraftreserven mobilisieren, damit unsere südlichen Nachbarn mit ihren Problemen nicht allein bleiben.

Gerhard Dane


Quelle:
KNA