DOMRADIO.DE: Wenn man katholisch heiraten möchte, ist es nicht möglich, dies am Strand oder in der Natur zu tun. Der Dominikanerpater Max Capabianca hat darüber eine Diskussion angestoßen. Er schlägt vor, das Kirchengesetz in Bezug auf Hochzeiten zu lockern. Denn bislang ist es nur möglich, dass Trauungen in einer katholischen Kirche stattfinden. Die strengen Regelungen seien nicht mehr zeitgemäß, sagt Pater Max. Was antworten Sie ihm denn? Warum ist eine Hochzeit zum Beispiel am Strand nicht möglich?
Monsignore Dr. Sebastian Cüppers (Leiter der Stabstelle Kirchenrecht im Erzbistum Köln): Zunächst einmal schreibt das Kirchenrecht vor, dass Eheschließungen zwischen zwei Katholiken in der Pfarrkirche stattzufinden haben, sei sie die des Bräutigams und/oder der Braut. Darüber hinaus kann gegebenenfalls der Ordinarius auch eine andere Kirche oder Kapelle bestimmen beziehungsweise einen anderen passenden Ort. Da ist aber natürlich eine andere Kirche oder Kapelle katholischerseits mit gemeint.
Das hängt natürlich damit zusammen, dass auch eine Eheschließung Handeln der Kirche an den Gläubigen ist und zu diesem Zwecke wir natürlich nicht nur die Gebäude errichtet haben, sondern darüber hinaus auch unterstreichen wollen, dass es auch um ein Sakrament geht, dass das Paar sich spendet und deshalb bestimmten Rahmenbedingungen unterliegt, die ohne weiteres nicht zur Disposition stehen. Zumal man natürlich dann Gefahr läuft, Präzedenzfälle zu schaffen und man sich gegebenenfalls dann plötzlich unter Wasser wiederfindet oder im Fesselballon. Das sind sicherlich nicht passende Orte für eine Eheschließung,
DOMRADIO.DE: Was zeichnet denn die katholische Kirche als Gebäude aus?
Cüppers: Es ist zunächst einmal ein sakraler Ort. Wir haben es mit Sakramentenspendung zu tun. Wir feiern die Heiligen Messen in der Kirche, wir taufen in der Kirche und wir feiern das Exequienamt in der Kirche für den Verstorbenen. Das heißt also, das sind die Orte, wo im Grunde genommen kirchliches Handeln normalerweise stattzufinden hat. Wenn es, sagen wir mal, nicht irgendwelche besonderen Umstände gibt, dann sollte man davon auch keine Ausnahme machen.
Nicht zuletzt in Zeiten wie den unsrigen, wo immer weniger, gegebenenfalls auch die Brautleute, noch wissen, was jetzt diese Sakramentalität der Ehe bedeutet. Deshalb sollte man sich in der Hinsicht nicht dem Zeitgeist beugen und ihm hinterherlaufen, sondern eher dafür sorgen, dass auch das katholische Bewusstsein der Gläubigen und auch erst recht junger Paare gestärkt wird und auf diese Art und Weise deutlich wird, dass sie eben als katholische Christen dann auch ihr gemeinsames Eheleben gestalten wollen.
DOMRADIO.DE: Das ist dann auch nur innerhalb der Kirche möglich. Oder zum Beispiel auch direkt vor der Kirche draußen oder im Kreuzgang direkt daneben?
Cüppers: Normalerweise, wie gesagt, muss der andere Ort passend sein, der gegebenenfalls dann als Ausnahme auch zugebilligt werden könnte. Aber ob ein Kreuzgang dafür passend ist, wenn die Kirche nebenan steht - dann fragt man sich, warum man nicht in die Kirche geht?
Andererseits wird aber auch jetzt unter Corona-Bedingungen vorgeschlagen, dies gegebenenfalls in der Kirche stattfinden zu lassen, aber wenn man eine große Gesellschaft hat, nach außen hin eine Art Beschallung zu organisieren, damit auch diejenigen, die dann vor der Kirche stehen müssen, aufgrund der Einhaltung von Abstandsregelungen an diesen Feiern teilnehmen können.
DOMRADIO.DE: Kann man denn dann auch in einer evangelischen Kirche heiraten?
Cüppers: Das kommt immer darauf an. Wenn eine katholische Kirche beispielsweise wegen Umbaus oder so etwas vorübergehend respektive dauerhaft nicht nutzbar ist und die katholische Gemeinde die evangelische Kirche mitnutzt, dann finden da natürlich auch katholische Trauungen statt.
Andererseits kann sich natürlich jeder Katholik auch von seiner Verpflichtung, sich katholisch trauen zu lassen, dispensieren lassen, wenn er zum Beispiel einen protestantischen Partner hat. Dann kann auch eine Eheschließung, die katholischerseits anerkannt wird, in der evangelischen Kirche stattfinden.
DOMRADIO.DE: Wer entscheidet dann über die Möglichkeiten, wenn es nicht in einer katholischen Kirche passiert?
Cüppers: Das kommt darauf an. Wenn das Paar konfessionsverschieden ist und in einer evangelischen Kirche heiraten möchte, entscheidet dies das Paar beziehungsweise der Bischof, der die entsprechende Dispens dem Katholiken gibt, sich katholisch trauen zu lassen vor einem Priester oder Diakon und zwei Zeugen in der katholischen Kirche .
Wenn jemand einen ungetauften Partner heiratet, dann muss es sogar gar nicht in einer Kirche stattfinden, sondern da reicht zum Beispiel ein passender Ort, wo öffentlich der Konsens abgegeben werden kann und das könnte zum Beispiel auch dann das Standesamt sein oder die Wartburg in Erfurt oder so etwas. Das hängt damit zusammen, dass die Ehe zwischen einem Katholiken oder einem ungetauften Partner nicht sakramental ist, sondern eben nur eine gültige Ehe darstellt.
Das Interview führte Florian Helbig.