"Angesichts eines Virus, das ohne Rücksicht auf Grenzen, Ethnien und Religionen wütet, gilt es stärker denn je, das Verbindende wiederzuentdecken. Nur durch ein Mehr an Dialog und ein Mehr an Zusammenarbeit werden wir die anstehenden Aufgaben bewältigen können", erklärte der Fuldaer Weihbischof Karlheinz Diez, Mitglied der Unterkommission der Bischofskonferenz für den Interreligiösen Dialog, am Donnerstag in Bonn.
Am Donnerstag begann für die Aleviten in Deutschland das Muharrem-Fasten, dem sich am 1. September das Asure-Fest anschließt. Dietz betonte, die anstehenden alevitischen Feiertage thematisierten Leid und Hoffnung der Menschen. Am Asure-Fest richteten die Gläubigen den Blick nach vorn: auf eine Zukunft, in der die eine Menschheitsfamilie das Trennende hinter sich lässt. "Hoffen wir in diesem Sinne gemeinsam auf eine Zukunft, in der wir uns als Zeichen der Einheit und Verbundenheit wieder gegenseitig zu unseren Festen einladen und besuchen können", ergänzte Diez.
Mehr als eine halbe Million Aleviten in Deutschland
In Deutschland leben zwischen 500.000 bis 800.000 meist türkischstämmige Aleviten. Sie gehören zu einer Glaubensgemeinschaft, die sich im 13. und 14. Jahrhundert in Anatolien aus dem schiitischen Zweig des Islam entwickelt hat. Im Mittelpunkt der esoterisch geprägten Lehre, die keinem zentralen Dogma folgt, stehen ethische Aspekte wie Toleranz und Menschenliebe. Höchstes Ziel des Gläubigen ist die Selbstvervollkommnung und das Erkennen Gottes in der Schöpfung und im Mitmenschen.
Die rituelle Gottesverehrung des Mehrheits-Islam lehnen die Aleviten ab. Vorschriften der Scharia und die fünf Säulen des Islam - etwa die täglichen Pflichtgebete oder das Fasten im Ramadan - sowie die Verschleierung der Frau, strenge Geschlechtertrennung und andere Aspekte der Scharia spielen für sie keine Rolle. Deshalb sind Aleviten oft schwerer Verfolgung ausgesetzt.