Debatte über das Miteinander von zwei Päpsten geht weiter

Prominente Kardinäle wollen die Wogen glätten

Ein "Enthüllungsbuch" über jahrelange Spannungen zwischen Benedikt XVI. und seinem Nachfolger Franziskus hat ein italienischer Verlag angekündigt. Autor ist der langjährige Papstsekretär Benedikts, Erzbischof Georg Gänswein.

Autor/in:
Ludwig Ring-Eifel
Der emeritierte Papst Benedikt XVI., links, begrüßt Papst Franziskus, rechts im Bild, nach dem Konsistorium am 27. August 2022 im Vatikan. Im Hintergrund steht der Privatsekretär Benedikts, Erzbischof Georg Gänswein. / © Romano Siciliani (KNA)
Der emeritierte Papst Benedikt XVI., links, begrüßt Papst Franziskus, rechts im Bild, nach dem Konsistorium am 27. August 2022 im Vatikan. Im Hintergrund steht der Privatsekretär Benedikts, Erzbischof Georg Gänswein. / © Romano Siciliani ( KNA )

In den italienischen Medien geht die Debatte um das demnächst erscheinende autobiografische Buch von Erzbischof Georg Gänswein weiter. Unter dem Titel "Nichts als die Wahrheit" berichtet der langjährige persönliche Sekretär von Benedikt XVI. darin unter anderem bislang unbekannte Details über das nicht immer konfliktfreie Miteinander von Papst Franziskus und Ex-Papst Benedikt in den Jahren von 2013 bis zu dessen Tod 2022.

Nachdem einige italienische Zeitungen diese Berichte als Angriff auf Papst Franziskus gedeutet hatten, äußerten sich nun prominente Kirchenmänner zum Verhältnis zwischen dem früheren und dem amtierenden Papst.

Das Medaillon von Papst Franziskus (l.) neben dem von Vorgänger Papst Benedikt XVI. in der Kirche Sankt Paul vor den Mauern in Rom. / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Das Medaillon von Papst Franziskus (l.) neben dem von Vorgänger Papst Benedikt XVI. in der Kirche Sankt Paul vor den Mauern in Rom. / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

"Worte der Wertschätzung"

Der für Heiligsprechungen zuständige Kardinal Marcello Semeraro sagte der Tageszeitung "Corriere della Sera" (Samstag), er habe von Benedikt XVI. stets nur Worte der Wertschätzung, des Respekts und der wechselseitigen Zuneigung gehört. Zu den Berichten über Spannungen zwischen unterschiedlichen Fraktionen in der Kirche bemerkte der Kardinal: "Wenn so etwas passiert, zeigt es, dass etwas auf der geistlichen Ebene nicht stimmt. (...) Es ist schade, wenn es in der Kirche solche Unterstellungen und Versuche gibt".

Marcello Semeraro, Sekretär des Kardinalsrates und Bischof von Albano, erhält von Papst Franziskus das Birett / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Marcello Semeraro, Sekretär des Kardinalsrates und Bischof von Albano, erhält von Papst Franziskus das Birett / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Dies betreffe aber nicht das "Herz der Kirche", sondern nur deren "menschliche Dimension", betonte Semeraro. Es habe in der Kirchengeschichte immer wieder "Fans" von einzelnen Päpsten gegeben. Aber wenn man solche "Fangemeinden" konstruieren wolle, dann habe das "etwas Teuflisches", denn damit würden Spaltungen geschaffen, die sicher nicht vom Heiligen Geist kämen.

Semeraro äußerte sich auch zu den Forderungen nach einer raschen Seligsprechung für Benedikt XVI. und erinnerte daran, dass der damalige Kardinal Joseph Ratzinger nach dem Tod von Johannes Paul II. im Jahr 2005 versucht habe, eine beschleunigte Seligsprechung mit dem Argument zu bremsen, dass solche Unterscheidungs-Prozesse "eine angemessene Zeit brauchten".

Benedikt XVI. und Papst Franziskus / © Romano Siciliani / Osservatore Romano (KNA)
Benedikt XVI. und Papst Franziskus / © Romano Siciliani / Osservatore Romano ( KNA )

"Brüderliche Nähe"

Am Tag zuvor hatte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in einem Interview derselben Tageszeitung daran erinnert, dass das Nebeneinander von zwei Petrusnachfolgern eine "potenziell delikate Situation" für die Kirche gewesen sei. Möglicherweise habe jemand das ausnutzen wollen, das sei aber nicht gelungen: "Wir alle haben die brüderliche Nähe gesehen." Ihre in Gesten, Blicken und Worten spürbare Zuneigung habe "viele Menschen bewegt und getröstet".

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin / © Walter Wetzler (KNA)
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin / © Walter Wetzler ( KNA )

Ihre Unterschiede im Temperament und in den Ideen seien "Teil der Schönheit der Kirche". Beide hätten betont, dass die einzige Mission der Kirche die Verkündigung Jesu Christi sei und dass die Kirche sich nicht selbstbezogen sein dürfe. Jesus nachzufolgen und sein Heil der Welt zu verkünden sei die wahre Quelle für jede authentische Reform der Kirche, betonte Parolin.

Parolin berichtete, er habe den Ex-Papst einmal im Jahr zu Weihnachten besucht. Dieser habe Ruhe und tiefen Frieden ausgestrahlt. Benedikt sei ein Mann von großer Freundlichkeit und Demut gewesen, so Parolin. Deshalb glaube er, dass "die böswilligen Karikaturen, die von manch einem gezeichnet wurden, um ihn schlechtzureden, bald im Winde verwehen werden".

Quelle:
KNA
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